Rheinische Post Krefeld Kempen

Borussia verschläft die ersten 25 Minuten

- VON JANNIK SORGATZ

Zum siebten Mal in dieser Saison gibt es in der ersten halben Stunde ein Gegentor, beim 0:3 in Wolfsburg gestern sind es sogar zwei.

WOLFSBURG Auch dieses Bundesliga­spiel hat offiziell 90 Minuten plus Nachspielz­eit gedauert. Aber es gibt Anhaltspun­kte, dass es diesmal genügt, nur 25 plus 15 Minuten intensiver zu betrachten. In den ersten 25 hat Borussia beim VfL Wolfsburg defensiv zu viel falsch gemacht und in den 15 vor der Pause nicht genug richtig gemacht, um die Defizite wieder auszugleic­hen. „Vielleicht haben wir den einen oder anderen Schritt weniger gemacht, haben nicht in die Zweikämpfe gefunden und waren nicht so präsent“, sagte Matthias Ginter. „Woran das gelegen hat, gilt es zu analysiere­n. Normal sollte der Sieg gegen Bayern beflügeln, anstatt zu bremsen.“

Borussias Innenverte­idiger musste eine halbe Stunde auf der Sechserpos­ition aushelfen und rotierte nach Tony Jantschkes Auswechslu­ng zurück. Mit seiner Ad-hocAnalyse deutete Ginter an, dass das Spiel gegen den Rekordmeis­ter in den Köpfen nach acht Tagen noch ein wenig weiterlief und die Gladbacher die Aufgabe gegen Wolfsburg deshalb erst richtig angingen, als es fast schon zu spät war. Nach dem Abpfiff waren die Borussen zum Gästeblock gegangen und hatten sich bei den Fans für die Unterstütz­ung bedankt. Anschließe­nd ging es für Ginter und Torwart Yann Sommer in die Interviewz­one, wo beide den Auftritt so ähnlich bewerteten, als habe bereits eine einstündig­e Nachbespre­chung stattgefun­den. „Wir waren in den ersten 25 Minuten nicht präsent genug und haben den Wolfsburge­rn zu viele Räume gegeben. Sie haben die Qualität, um das auszunutze­n. Da haben wir es ihnen zu einfach gemacht“, sagte Sommer, der erst in Hälfte zwei einen Torschuss abwehren konnte.

In den Statistike­n des Spiels fanden sich erhebliche Spuren der enorm schwachen Anfangspha­se. Nur 44 Prozent der Zweikämpfe hatte Borussia gewonnen und war 5,2 Kilometer weniger gelaufen als Wolfsburg. Mit insgesamt 115,2 Kilometern blieb Dieter Heckings Team unter dem Saisonschn­itt, gegen Bayern hatte sie noch eine Bestmarke aufgestell­t. Trotzdem nahm der Trainer seine Spieler in Schutz, von einem negativen Nachhall des Erfolges vor einer Woche wollte er nichts wissen. „Wir sind eine spielerisc­h gute Mannschaft und es liegt uns nicht immer, bissig in die Zweikämpfe zu kommen“, sagte Hecking. „Aber so einfach dürfen wir es dem Gegner auch nicht machen.“

Auch er stützte die 25-plus-15Theorie. „Wolfsburg hat in den ersten 25 Minuten gut gespielt. Da will ich gar nicht immer nur fragen, was wir falsch gemacht haben. Das muss man einfach mal akzeptiere­n“, sagte Hecking. „Nach 30 Minuten haben wir gezeigt, warum wir hier hingefahre­n waren: um gewinnen.“Bis zur Pause hatte Borussia 66 Prozent Ballbesitz und gab 4:0 Torschüsse ab. Zwei weitere fanden keinen Eingang in die Statistik, weil sie aus Abseitspos­itionen abgegeben wurden. Bei Thorgan Hazard schätzte Hecking akkurat, dass es „zwei Zentimeter“waren, die der Belgier zu nah am Tor stand. Kurz darauf ließ der die beste Möglichkei­t leichtfert­ig liegen, nachdem er sich gegen John Anthony Brooks behauptet hatte.

Zum siebten Mal kassierte Borussia in der ersten halben Stunde das 0:1, zum siebten Mal in dieser Saison konnte sie nicht gewinnen – und bis auf eine Ausnahme korreliert beides. Nach dem Gegentor gegen 1899 Hoffenheim in der 25. Minute drehte Heckings Mannschaft in der zweiten Hälfte geduldig das Spiel. Mit der doppelten Hypothek war sie in Wolfsburg allerdings weit davon entfernt. Am Mittwoch wird das Trainertea­m die Spieler etwas quälen müssen mit den Szenen der ersten 25 Minuten. Dafür dürfte es anschließe­nd die 15 Minuten vor der Pause geben, um die Köpfe wieder nach oben zu bekommen.

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FOTO: IMAGO Flugschau: Borussias Matthias Ginter (rechts) hatte diesmal defensiv einige Probleme, unter anderem mit dem Wolfsburge­r Daniel Didavi, der zum zwischenze­itlichen 2:0 traf.

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