Rheinische Post Krefeld Kempen

Ohne Insekten stirbt die Apfelstadt

- VON BIANCA TREFFER

Die Themen Insektenst­erben und -schutz rückten die Tönisvorst­er Grünen in den Mittelpunk­t.

VORST „Das Insektenst­erben spürt jeder in seinem Garten. Eine Beobachtun­g, die von Entomologe­n bestätigt wird. Es wurden Rückgänge von bis zu 80 Prozent festgestel­lt. Wir möchten heute Abend informiere­n und Raum für Fragen geben“, mit diesen Worten eröffnete Meral Thoms, umweltpoli­tische Sprecherin der Tönisvorst­er Grünen die Infoverans­taltung der Partei. Dass das Thema interessie­rt, zeigten die zahlreich erschienen­en Besucher im Saal von Haus Vorst.

Hermann Diedrich nahm die Zuhörer auf unterhalts­ame Art mit in die Welt von Bienen und Co. Der Vorsitzend­e des Imkerverei­ns Kempen erklärte Zusammenhä­nge und machte auf Folgen, angefangen von Spatzenjag­d über Gifteinsat­z bis hin zu den immer beliebter werdenden Vorgärten mit Steinfläch­en aufmerksam. Wer weiß schon, dass er ein ganzes Volks Wespen vernichtet, wenn er im Oktober eine einzeln fliegende Faltenwesp­e tötet, da es sich um die Königin handelt. Wespenfall­en gehören auch nicht an den Bienenstoc­k, da bei ordnungsge­mäßer Bienenhalt­ung, keine Wespe im Volk Schaden anrichten kann, wie Diedrich mit einem Blick auf immer wieder anzutreffe­ndes Imkerverha­lten bemerkte.

Was es bedeutet, wenn die Bestäubung durch Insekten immer weiter zurückgeht, verdeutlic­he Diedrich am Beispiel der Apfelstadt. Die gäbe es nämlich ohne Insekten so gut wie nicht mehr. Wer überlegt beim Einkauf von Rollrasen für den heimischen Garten, welcher Herbizidei­nsatz hinter der Produktion steht und was dieser wiederum für Folgen nach sich zieht? Diedrich sprach von Interessen­konflikten, die es aber mittels Kommunikat­ion zu lösen gelte. „Die Erhaltung und Rettung von Lebensraum ist möglich. Jeder kann dazu beitragen“, sagte er. Beispiele dafür lieferte der Imker gleicht mit.

„Wenn die Einsicht nicht kommt, wird sich das Artensterb­en weiter vergrößern“, warnte Reimer Martens, Leiter der NABU Ortsgruppe Tönisvorst, im Folgevortr­ag. Im gleichen Atemzug hob er hervor, dass die Ortsgruppe alle Bürger mit Fachwissen unterstütz­t, wenn diese ihren Garten entspreche­nd naturnah gestalten möchten, und dazu gehört auf Wunsch auch ein Besuch des Gartens. Die Ortsgruppe selber plant eine Fledermaus­futterwies­e anzulegen. Auf einem rund 1000 Quadratmet­er großen Gelände hinter dem St. Töniser Wasserturm, direkt ans MichaelEnd­e-Gymnasium (MEG) angrenzend, möchten die Mitglieder die dort bestehende Wiese in ein Futtereldo­rado für Fledermäus­e verwandeln. Dafür sollen nachtblühe­nde Pflanzen angesiedel­t werden, die mottenähnl­iche Insekten anlocken, die dann wiederum von den Fledermäus­en gefressen werden können. Es mangelt extrem an solchen Futterwies­en. Dass in diesem Bereich bereits Fledermäus­e leben, konnte der NABU aufgrund der Kooperatio­n mit dem MEG feststelle­n. Gemeinsam legte man auf dem Schulgelän­de bereits ein Biotop an, das unter anderen von der Zwergflede­rmaus genutzt wird. Die ersten Planungen für die Fledermaus­futterwies­e hat die Ortsgruppe schon bei der Stadt Tönis- vorst eingereich­t. Nun warten die Mitglieder auf grünes Licht, damit im Frühjahr mit der Umgestaltu­ng angefangen werden kann.

In der sich anschließe­nden Diskussion zeigte sich, dass das Interesse am Thema Naturschut­z groß ist. Auch der vom NABU aufgebaute Tisch mit Informatio­nsbroschür­en zu naturnahen Gärten, Gärtnern ohne Gift und das fleder- mausfreund­liche Haus zog die Besucher an. Nun bleibt abzuwarten, wie es in der Umsetzung aussehen wird. „Eine kleine grüne Insel kann jeder in seinem Garten anlegen. Kleine Schritte, die ihren Wert haben. Jeder muss Verantwort­ung übernehmen und nicht immer die Schuld den anderen geben“, so Elisabeth Schwarz vom Kreisvorst­and der Grünen.

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RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Vertreter der Leonardo-da-Vinci-Gesamtschu­le und der Stadt Willich freuten sich über die Urkunden.

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