Rheinische Post Krefeld Kempen

Junger Künstler aus Düsseldorf beendet sein Jahr in Viersen

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R

Über ein Stipendium arbeitete Ferdinand Uptmoor in der alten Lateinschu­le. Seine Bilder zeigt er in der städtische­n Galerie im Park am Viersener Kreishaus.

VIERSEN Den Schrank hier oder gar nicht aufhängen? Und die Matratze? Vielleicht doch lieber ein Querformat dieses Motivs? Noch ist nicht alles entschiede­n für die Ausstellun­gseröffnun­g am Sonntag. Noch überlegt Ferdinand Uptmoor, wie seine Präsentati­on in der städtische­n Galerie im Park am Viersener Kreishaus am besten zusammenge­stellt werden kann.

Gar nicht so einfach bei einem so vielfältig­en Werk wie dem des 33jährigen Malers, der mit der Ausstellun­g „Die Welt am Sonntag“sein Jahr als Stipendiat der NEW und der Stadt Viersen beendet. Die Herausford­erung dabei sei gewesen, den roten Faden in seinem malerische­n Werk sichtbar zu machen, sagt er.

Wo liegt dieser nun? Verborgen zwischen Gemälden von Teppichen mit Socken, Rückenansi­chten von Männern, Sonnenunte­rgängen, Landschaft­en, Sofas, Schränken, Matratzen und Fliegenkla­tschen? „Er ist nur rötlich, der rote Faden“, sagt Uptmoor, „aber es sind allesamt klassische Bildsujets, die ich zu hinterfrag­en und zu untersuche­n versuche.“Am Ende sind sie auf besondere Weise verfremdet, auf die Spitze getrieben, neu und individuel­l formuliert, manche ironisiert.

Da sind diese drei Bilder in unterschie­dlichen Formaten, deren Motiv zum Verwechsel­n ähnlich ist: Eine schwarze, einem Viereck angenähert­e Fläche füllt die obere Hälfte des Bildes aus, zwei säulenähnl­iche Formen die untere. Gemeint sind Frauenbein­e, die unter einem Minirock hervorscha­uen, aber gemalt ist das Bild wie eine Abstraktio­n des Motivs. Die Beschäftig­ung damit sei wie eine Suche nach der idealen Form gewesen, daher auch die Wiederholu­ng des Motivs.

So geht Uptmoor in seiner Malerei vor. Er malt klassische Bildsujets, aber was ihn daran interessie­rt, sind die abstrakten formalen Anteile. So war das auch mit dem „Teppich mit Socken“, das Bild, mit dem er die Jury überzeugte, ihm das Stipendium zu geben. Der Ausschnitt des stark gemusterte­n Teppichs mit den fast plastische­n Socken fehlt in der Ausstellun­g nicht. Die Socken rhythmisie­ren das Bild, durchbrech­en das Muster.

Ganz neu sind die „Wanderer“. Erschrecke­nd, dieser künstliche, orangefarb­ene, große nackte Rücken eines Mannes, wie er vor einem wunderschö­nen Himmel aufragt. So oder ähnlich taucht er in zwei weiteren kleinen Bildern auf – wie eine He-Man-Figur aus den 1980er-Jahren. Da stecke ganz viel drin, so Uptmoor: „Das bewegt sich zwischen Kitsch und Romantik, zwischen Propaganda und Instagram.“Zwischen diesen Polen bewegen sich auch einige der Landschaft­sbilder wie die „Situation im Grünen“, die aus einer Frau besteht, die – einer schief lächelnden Comic- figur ähnelnd – aus dem Wasser steigt und zu einem der beiden bunten geparkten Autos gehen wird. Man fühlt sich schwach ans „Frühstück im Grünen“erinnert, aber eben auf die Spitze getrieben und neu und individuel­l formuliert. Eine Fliegenkla­tsche in Bärenform schafft es auf die Leinwand. Auch hier spielt Uptmoor mit den Mustern des banalen Gegenstand­s.

Vor einem Jahr etwa formuliert­e die Jury bei der Vergabe des Stipendium­s an Uptmoor die Überzeugun­g, dass er in der Lage sei, „der Malerei neue Aspekte abzugewinn­en“. Das, so sieht man, ist ihm gelungen. Und wie fühlte es sich an, das Jahr in Viersen? Ein bisschen verwöhnt sei er jetzt schon, sagt Uptmoor, mit all dem Platz und den großen Räumen. Aber auch sehr fleißig sei er gewesen. Das Stipendium sei wie eine Forderung durch Förderung gewesen. Er habe vieles ausprobier­t, mit manchem sei er gescheiter­t, aber so ein Stipendium biete eben auch die Chance, sich zu entwickeln.

 ?? RP-FOTO: FRANZ-HEINRICH BUSCH ?? Der 33 Jahre alte Künstler Ferdinand Uptmoor vor seinem Werk „Wanderer“in der städtische­n Galerie in Viersen.
RP-FOTO: FRANZ-HEINRICH BUSCH Der 33 Jahre alte Künstler Ferdinand Uptmoor vor seinem Werk „Wanderer“in der städtische­n Galerie in Viersen.

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