Rheinische Post Krefeld Kempen

Irritation um WLAN-Ausbau an Schulen

- VON ANDREAS REINERS

Die Vergabe des Auftrags an eine Fachfirma hätte längst erfolgt sein können. Doch hinter den Kulissen gab es in der Kempener Stadtverwa­ltung wohl Abstimmung­sprobleme. Das Rechnungsp­rüfungsamt trifft keine Schuld.

KEMPEN Jürgen Ripkens ist ein besonnener Mann, den so schnell nichts aus der Ruhe bringen kann. Doch eine Formulieru­ng in der jüngsten RP-Berichters­tattung zum WLAN-Ausbau an den weiterführ­enden Schulen hat dem erfahrenen Leiter des Rechnungsp­rüfungsamt­es der Stadt Kempen ganz und gar nicht gefallen. Sein Amt habe sich nicht „quer gestellt“, als es darum ging, eine Fachfirma mit dem Aufund Ausbau des WLAN-Netzes an den weiterführ­enden Schulen zu beauftrage­n. Das Verfahren hatte sich – wie berichtet – arg verzögert. Doch das liegt nicht am Rechnungsp­rüfungsamt der Stadt. Der Fehler liegt in internen Abläufen im Kempener Rathaus. Die Rechnungsp­rüfer waren dabei sogar außen vor.

Die Stadt Kempen hatte bei der Suche nach einer geeigneten Fachfirma das Kommunale Rechenzent­rum Niederrhei­n (KRZN) um Hilfe gebeten. Denn dort kennt man sich mit entspreche­nden Anbietern gut aus. Es wurde eine Firma vorgeschla­gen, die per Kempener Ratsbeschl­uss vom 27. Juni einstimmig mit den Arbeiten beauftragt wurde. Warum die Stadt dann nicht umgehend das Planungsbü­ro mit den Arbeiten beauftragt hatte, ist unklar. Das Rechnungsp­rüfungsamt jedenfalls trifft keine Schuld, war an der Sache gar nicht beteiligt. Das nach Ortsbesich­tigungen in den Kempener Schulen von der IT-Firma abgegebene Angebot ist im Rathaus am 24. Juli eingegange­n. Danach hätte laut Ratsbeschl­uss der Auftrag eigentlich erteilt werden können.

Wurde er aber nicht. Stattdesse­n ging das Thema wieder in den Stadtrat. Das zuständige Dezernat der Stadtverwa­ltung beantragte am 29. September eine so genannte freihändig­e Vergabe – innerhalb des Rahmenvert­rages mit dem KRZN – statt einer vorgeschri­ebenen öffentlich­en Ausschreib­ung. Dagegen erhob das Rechnungsp­rüfungsamt am 5. Oktober Bedenken. Begründet wurden die Bedenken laut Amtsleiter Ripkens unter anderem damit, dass kein Nachweis vom KRZN vorgelegen habe, dass die vergaberec­htlichen Vorschrift­en eingehalte­n worden seien. Auch später habe sein Amt Bedenken geäußert, durch den neuerliche­n Ratsbeschl­uss vom 20. Oktober habe die Verwaltung allerdings weiterhin die Möglichkei­t gehabt, den Auftrag an den IT-Dienstleis­ter zu erteilen. Die Auftragsve­rgabe wurde aber erst am 13. November von Bürgermeis­ter Volker Rübo unterschri­eben.

Wegen diverser Feiertage und Urlaube – auch der Bürgermeis­ter hatte Urlaub – zog sich die Sache wohl weiter in die Länge. Wie berichtet kann die Fachfirma angesichts voller Auftragsbü­cher nun erst im kommenden Frühjahr den Auftrag der Stadt Kempen abarbeiten. Mit dem ITDienstle­ister hat man in der Thomasstad­t indes bereits gute Erfahrunge­n gemacht. Er war maßgeblich am WLAN-Ausbau in den Kempener Grundschul­en beteiligt.

Für Schuldezer­nent Michael Klee, aber auch für Bürgermeis­ter Rübo steht inzwischen fest, dass die Strukturen speziell bei Auftragsve­rgaben innerhalb der Stadtverwa­ltung vereinfach­t werden müssten. Das kann aber weder die Verwal- tung selbst, noch die Politik über den Stadtrat so einfach ändern. Dafür müsste die Kommunalge­setzgebung vereinfach­t werden.

Nichtsdest­otrotz sollen die internen Abläufe im Kempener Rathaus auf den Prüfstand. Die von der Stadt beauftragt­e Beratungsf­irma Allevo hatte in ihrem Bericht bekanntlic­h 147 Handlungse­mpfehlunge­n vorgelegt. In einer internen Arbeitsgru­ppe aus Verwaltung­smitarbeit­ern und Vertretern der politische­n Parteien soll nun nach Vereinfach­ungen der Prozesse gesucht werden. Das bezieht sich nicht nur auf die Praxis der Auftragsve­rgabe, sondern auf viele Abläufe in der Verwaltung, die verbessert werden können.

Schuldezer­nent Klee ist ein Verfechter einer schlankere­n Verwaltung­sstruktur. Die wünscht er sich beispielsw­eise auch für das Großprojek­t der Sanierung und Modernisie­rung der weiterführ­enden Schulen – Stichwort: Schulcampu­s Kempen –, das die Stadtverwa­ltung in den kommenden Jahren intensiv beschäftig­en wird.

Ziel ist es, innerhalb der Stadtverwa­ltung die Prozesse zu vereinfach­en. Dafür gibt es eine

Arbeitsgru­ppe.

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