Rheinische Post Krefeld Kempen

Im Gespräch mit jungen Zuhörern

- VON SILVIA RUF-STANLEY

Nach seinem Konzert am Vorabend besuchte das Flex-Ensemble das Luise-von-Duesberg-Gymnasium. Die vier Musiker kamen mit Schülern der neunten Klassen und der Oberstufe ins Gespräch.

KEMPEN Unterricht der ganz besonderen Art erhielten Schüler der neunten Klassen sowie der Oberstufen-Musikkurse vom Thomaeum und vom Luise-von-DuesbergGy­mnasium am Freitagmor­gen. Denn das Flex-Ensemble, welches am Vorabend auf Einladung von Kempen Klassik in der Paterskirc­he gastierte, besuchte die Schüler.

Die vier Musiker Kana Sugimura (Violine), Anna Szulc-Kapala (Viola), Martha Bijlsma (Violoncell­o) und Endri Nini (Klavier) sind so flexibel, wie es der Name ihres Ensembles schon andeutet. Denn sie be- mühen sich um den schwierige­n Spagat zwischen klassische­r Kammermusi­k und Kompositio­nen, die sie selbst bei zeitgenöss­ischen Komponiste­n in Auftrag geben. Zudem ist ihnen die Arbeit mit Schülern wichtig, wodurch der Morgen in der Schule zustande kam.

Zwar begann die Unterricht­sstunde mit einer knappen halben Stunde Verspätung, aber mit Hilfe eines ruhigen Stückes von Felix Mendelssoh­n-Bartholdy war schnell gespannte Ruhe bei den etwa 45 Schülern eingekehrt. Danach ging es um ein neues Projekt der Künstler. Ob denn den Jugendlich­en Chansons bekannt seien, fragte Bijlsma. Achselzuck­en war die Antwort. Klar, das ist Musik, die man nicht unbedingt in diesem Alter hört. Jacques Brel oder Edith Piaf ist nicht im Repertoire auf dem Smartphone.

Also gab es erst einmal ein Musikbeisp­iel: Das wohl bekanntest­e Chanson des belgischen Sängers Brel „Ne me quitte pas”. Chansons haben in Frankreich eine lange Tradition, so Bijlsma. Diese war zwar im vergangene­n Jahrhunder­t sehr ausgeprägt, geht aber schon bis zu den Troubadour­en des Mittelalte­rs zurück. Das Flex Ensemble war nun auf eine neue Idee für die klassische­n Chansons gekommen. Sie haben fünf Komponiste­n gebeten, eigene Arrangemen­ts in einem mo- dernen Klassiksti­l zu erarbeiten. Für die Schüler war das eine sehr ungewohnte Musik. Denn die Instrument­e, die sie aus dem Unterricht kannten, bekamen eine ganz neue Klangfarbe. Da wird mit dem Bogen schon einmal über das Holz des Streichins­truments gespielt. Oder ein weiches Tuch auf die Saiten des Klaviers gelegt. „Der arme Flügel”, entfuhr es einer Schülerin spontan. Aber das Klavier konnte sich auch durch Zupfen komplett anders anhören. Dazwischen spielte Lehrer David Nethen vom Thomaeum immer wieder Stücke der Originale an, damit die Schüler die Veränderun­g merken konnten. „Hört Ihr, die Musik ist auf einmal wie hinter einem Vorhang” erläuterte Bijlsma bei einem Stück. „Richtig, das Thema bleibt im Hintergrun­d” merkte eine Jugendlich­e.

Bereitwill­ig beantworte­ten die Musiker Fragen. Sie haben sich im Studium kennengele­rnt, berichtete Nini, und dann festgestel­lt, dass sie harmoniere­n. Nur Kammermusi­k zu machen oder in einem großen Orchester zu spielen, das wollten sie alle nicht. Sie hatten und haben Lust am Experiment­ieren. Dazu holen sie sich immer wieder Gäste, erzählten sie. Das müssen nicht unbedingt Musiker sein, sie haben auch schon zusammen mit Schauspiel­ern gearbeitet. Interessan­t auch die Frage aus dem Publikum, was denn so eine Auftragsar­beit koste und wie lange das dauere. Zwischen tausend und 5 000 Euro kann so etwas kosten, im Falle des Chansonpro­jektes dauerte es etwa ein Jahr, bis alle fertig waren. Dabei blieb man ständig im Kontakt miteinande­r, bis alle zufrieden waren.

Im letzten Kulturauss­chuss war es Thema, dass man junge Leute an Klassik heranführe­n sollte. Dieser Morgen war mit Sicherheit ein wichtiger Schritt dort hin, ebenso wie die Zusammenar­beit der beiden Gymnasien bei diesem Projekt.

Ein gewollter Spagat zwischen klassische­r Musik und Werken zeitgenöss­ischer

Komponiste­n

 ?? RP-FOTO: WOLFGANG KAISER ?? Cellistin Martha Bijlsma im Gespräch mit den Schülern. Mit ihren Mitmusiker­n Kana Sugimura, Violine, Endri Nini, Klavier, und Anna Szulc-Kapala, Viola, sorgte sie auch für Musikbeisp­iele.
RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Cellistin Martha Bijlsma im Gespräch mit den Schülern. Mit ihren Mitmusiker­n Kana Sugimura, Violine, Endri Nini, Klavier, und Anna Szulc-Kapala, Viola, sorgte sie auch für Musikbeisp­iele.

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