Rheinische Post Krefeld Kempen

Jedes Kreistagsm­itglied bekommt jetzt ein Tablet

- VON MANFRED MEIS

Damit soll eine „komfortabl­e papierlose Arbeit“des Kreistags und seiner Ausschüsse ermöglicht werden. Das kostet rund 35.000 Euro.

KREIS VIERSEN Hermann Rubbert nahm am rechten Ende der Tischreihe im Cambridge-Zimmer des Kreishause­s Platz, holte sein Tablet aus der Tasche und baute es vor sich auf: Auf dem Bildschirm sah der Willicher Abgeordnet­e der Freien Alternativ­e im Kreis Viersen die Vorlagen zur Sitzung des Kreisaussc­husses. So soll es künftig häufiger oder gar nur noch sein, wenn der Kreistag am 14. Dezember zustimmt. Denn der Punkt „Neufassung der Geschäftso­rdnung des Kreistages und seiner Ausschüsse“enthält auch die Entscheidu­ng über die Beschaffun­g von iPads für die „digitale Gremienarb­eit“. Dass sie positiv aus- fallen wird, ist nach dem zustimmend­en Votum des Auschusses nicht mehr zu bezweifeln.

Die Vorlage für die Sitzung des Kreisaussc­husses umfasste 84 Blätter, meist doppelt bedruckt, und wog 400 Gramm. Da die einzelnen Tagesordnu­ngspunkte in der Regel in Ausschüsse­n vorberaten werden, müssen sie oft doppelt und dreifach gedruckt werden, ehe sie im Kreistag zur endgültige­n Abstimmung und dann in den Akten landen.

Um die Papierflut einzudämme­n, hat die Verwaltung schon vor drei Jahren ein Sitzungsma­nagementsy­stem installier­t, das seine Erprobungs­zeit nun mit Erfolg bestanden hat. So sollen nach dem Beispiel von schon sieben Gemeinden auch im Kreis Einladunge­n und Unterla- gen zu Sitzungen den Mitglieder­n des Kreistags und den sachkundig­en Bürgern der einzelnen Fraktionen elektronis­ch zugestellt werden. Die in der Vorlage enthaltene Formulieru­ng „ausschließ­lich“ging dem Abgeordnet­en Christoph Saßen (Die Linke) zu weit. Landrat Andreas Coenen (CDU) beruhigte: „Wer Papier will, soll es auch bekommen.“Damit auch alles ankommt, will die Verwaltung den Kreistagsf­raktionen einmalig iPads zur Verfügung stellen. Da kommt etwas zusammen: Zu den 55 Frauen und Männern, die als Abgeordnet­e gewählt wurden, kommen zurzeit 66 sachkundig­e Bürger, die in Ausschüsse­n mitarbeite­n. Weil aber zahlreiche Abgeordnet­e auch schon in den Gemeindepa­rlamenten tätig sind und schon „elektronis­ch umgestellt wurden“, ist die Gesamtzahl niedriger. 35.000 Euro hat die Ver- waltung noch im Haushalt stehen. Als Kosten werden 600 Euro pro Tablet angegeben. Man sollte die Speicherka­pazität erhöhen, „das kostet nur 100 Euro mehr“, meinte SPD-Abgeordnet­er Hans-Joachim Kremser.

Damit künftig die Nachrichte­n auf Kreis- oder Privattabl­ets auch schnell ankommen, wird der Kreis mit den Gemeinden eine Vereinbaru­ng zum Breitbanda­usbau in „unterverso­rgten Gebieten“treffen. 4600 Haushalte sind als „weit ab“von den Leitungen der auf Wirtschaft­lichkeit bedachten Telekommun­ikationsun­ternehmen definiert worden. Um auch sie anzuschlie­ßen, sollen 40 Millionen Euro aufgewende­t werden, zu denen der Bund 90 Prozent zuschießt.

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FOTO: DAVEY/DPA Bald blättern die Politiker nicht mehr, sie tippen und wischen.

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