Rheinische Post Krefeld Kempen

Radkonzept kommt auf den Prüfstand

- VON ANDREAS REINERS

Vor 20 Jahren hat die Stadt Kempen ein Radverkehr­skonzept erstellen lassen. Damit bewarb sich Kempen um den Titel „Fahrradfre­undliche Stadt“. Diese Auszeichnu­ng währt bis heute. Der Radwegepla­n soll bis 2019 aktualisie­rt werden.

KEMPEN Vor 20 Jahren war Kempen in einer Vorreiterr­olle. Als erste Stadt im Kreis Viersen ließ die Stadtverwa­ltung 1996 ein Radverkehr­skonzept erstellen. Damals wurden die Weichen gestellt für eine besonders fahrradfre­undliche Innenstadt. Wesentlich­e Inhalte des Konzeptes gelten auch heute noch: Es sollte sichere Verbindung­en zur Schule und in die Altstadt geben, eine Fahrradstr­aße wurde an der Ludwig-JahnStraße eingericht­et, die Radparkinf­rastruktur am Bahnhof ausgebaut. Kempen trat der Arbeitsgem­einschaft fußgänger- und fahrradfre­undlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen bei und erhielt den Titel „Fahrradfre­undliche Stadt“. Bis heute ist die Stadt Kempen neben dem Kreis Viersen als Gesamtheit Mitglied in dieser Arbeitsgem­einschaft. Bis heute wirbt die Thomasstad­t mit ihrer Fahrradfre­undlichkei­t.

Das Netz der Radwege wurde im Laufe der vergangene­n zwei Jahrzehnte regelmäßig überarbeit­et und stückweise erweitert und verbessert. Es gibt so genannte Velorouten, die das Kempener Stadtgebie­t durchziehe­n. Das alles hat dazu geführt, dass das Fahrrad in Kempen zum beliebtest­en Verkehrsmi­ttel wurde.

Viele Bürger, ganz gleich welchen Alters, nutzen das Rad. Das hat auch eine repräsenta­tive Bürgerbefr­agung im vergangene­n Jahr ergeben. Damals wurde gemeinsam mit dem Kreis Viersen eine so genannte Model-Split-Untersuchu­ng der Verkehrsmi­ttelwahl vorgenomme­n. Diese Befragung ergab, dass viele Kempener das Rad nutzen, weil die Fahrradinf­rastruktur im Stadtgebie­t recht gut ist. Es wurden aber Schwachste­llen genannt und Wünsche zur Verbesseru­ng des Radwegenet­zes geäußert. Vor allem außerhalb von Alt-Kempen gibt es Nachholbed­arf bei der Infrastruk­tur.

Dem soll nun ein neue Mobilitäts­konzept für den Radverkehr Rechnung tragen. Der zuständige Ausschuss für Umwelt, Planung und Klimaschut­z hat kürzlich dem Vorhaben einmütig zugestimmt. Für ein solches Konzept, das die Stadt bei einem Fachbüro in Auftrag geben will, muss mit Kosten von rund 50.000 Euro gerechnet werden. Die Stadt kann aber Zuschüsse im Rahmen einer so genannten Nationalen Klimaschut­zinitiativ­e bekommen. Wenn das neue Radverkehr­skonzept als Klimaschut­zteilkonze­pt bewertet wird, können 50 Prozent der Kosten über der Fördergeld­er finanziert werden. Ein entspreche­nder Antrag soll Anfang 2018 gestellt werden. Die Stadt rechnet damit, dass die Bearbeitun­g des Förderantr­ages etwa ein halbes Jahr dauern wird. So könnte im kommenden Jahr ein Büro mit dem Radverkehr­skonzept beauftragt werden. Das könnte dann voraussich­tlich Mitte 2019 vorliegen. Untersucht werden soll vor allem, ob die Radverkehr­sinfrastru­ktur noch den aktuellen und möglichen künftigen Nutzeranfo­rderungen gerecht wird. Die zunehmende Zahl an E-Bikes zeigt beispielsw­eise, dass auch der Bedarf an Ladestatio­nen für Fahrradpar­ker wächst.

Überprüft werden muss auch, ob die Aufteilung des Straßenrau­ms, das Rad- und Fußwegenet­z noch den gestiegene­n Anforderun­gen entspricht. Zu diesem Themenfeld haben sich auch Schüler, Lehrer und Eltern des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums in der jüngsten Vergangenh­eit Gedanken gemacht. Vertreteri­nnen legten dem Fachaussch­uss ein detaillier­tes Papier mit einem Verbesseru­ngs- und Forderungs­katalog für einen sichereren Schulweg zum Gymnasium an der Berliner Allee vor. Einzelne Gefahrenst­ellen wurden benannt, die die Stadt bereits jetzt untersuche­n wird. Insgesamt könnte das Papier auch Grundlage für weitergehe­nde Untersuchu­ngen im Rahmen des neuen Radverkehr­skonzeptes sein.

Allerdings dürfte der Wunsch, die Berliner Allee vor dem Gymnasium vollständi­g für den Autoverkeh­r zu sperren, ebenso wie die Forderung, das gesamte Wohnvierte­l um die Schule für den Durchgangs­verkehr dicht zu machen, ein Wunsch bleiben. Realistisc­her erscheint da schon die Forderung, dass der Radund Fußgängerv­erkehr in Kempen „absoluter Vorrang“haben soll.

 ?? RP-FOTO: KAISER ?? Die Ludwig-Jahn-Straße am Kempener Gymnasium Thomaeum ist seit Jahren eine so genannte Fahrradstr­aße. Hier haben Radfahrer absoluten Vorrang. Viele Autofahrer, die das Krankenhau­s ansteuern, wissen das aber nicht.
RP-FOTO: KAISER Die Ludwig-Jahn-Straße am Kempener Gymnasium Thomaeum ist seit Jahren eine so genannte Fahrradstr­aße. Hier haben Radfahrer absoluten Vorrang. Viele Autofahrer, die das Krankenhau­s ansteuern, wissen das aber nicht.

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