Rheinische Post Krefeld Kempen

Vorbilder der Widerständ­igkeit

- VON ANDREAS HUBER

Die Düsseldorf­er Band Family 5 präsentier­t im Zakk ihr legendäres Album „Resistance“. Die Platte ist ein Klassiker und hat Gruppen wie die Toten Hosen und Blumfeld inspiriert. Dabei ist die Gründung der Band nur ein Zufall gewesen.

DÜSSELDORF/ GREFRATH Eigentlich war Family 5 eine Schnapside­e, die nach dem Ausstieg von Sänger Peter Hein bei den berühmten Fehlfarben („Monarchie & Alltag“) Ende 1981 von eben Hein und dem österreich­ischen Gitarriste­n Xaõ Seffcheque in Düsseldorf aus den Gläsern gehoben wurde. Anstatt sich 33 Tage in Ketten zu legen, veröffentl­ichte man lieber eine Maxi mit dem Titel „Bring deinen Körper auf die Party“. Ein paar Singles („Japaner in Düsseldorf“, „Tagein Tagaus“) und EPs („Ball der Verwirrung“) später war es dann soweit – im Pop-Wunderjahr 1985 erschien mit „Resistance“das erste richtige Family 5-Album.

Eingespiel­t und aufgenomme­n mit der Düsseldorf­er Schlagzeug­Legende Rainer Mackenthun und dem seinerzeit schwer begehrten Gitarriste­n Markus Wienstroer, verjüngte die Platte den Punk und bereichert­e das Rickenbeck­er-Geschramme­l der Mods fantasievo­ll mit scharfkant­igen Bläsersätz­en zum energetisc­hen „Soul-Punk“, wie er fortan stilprägen­d bezeichnet wurde. Ein brillanter Anfang – übrigens auf dem Peter Hein-eigenen Label „Sneaky Pete Records“– war gemacht.

Dagegen konnte selbst das in Köln beheimatet­e Musikmagaz­in „Spex“, das zunächst kein gutes Blatt an „Resistance“und der Düsseldorf­er „Tanzkampf-Kapelle“(Wiglaf Droste) ließ, nicht anstinken. Allerdings dauerte es nur wenige Redaktions­Generation­en, bis man sich auch in der Domstadt eines Besseren besann und das Debüt der Düsseldorf­er über den grünen Klee lobpreiste. Nicht zuletzt übrigens, weil die Texte von Peter Hein und Xaõ Seffcheque („Ja, nein, vielleicht kommt sehr gut“) immer dort ansetzen, wo es weh tut und die anderen aus diesem Grund aufhören.

Und so überrascht es auch nicht, dass sich trotz ausbleiben­den kommerziel­len Erfolges im Nachgang mehrere Musiker- und Texter-Generation­en von „Resistance“und Fa- mily 5 beeinfluss­en und inspiriere­n ließen. Zu Fans, Freunden und Verehrern zählen neben Radaubrüde­rn wie Campino und Bodo Goliasch (Stunde X) auch Farin Urlaub (Die Ärzte), Frank Spilker (Die Sterne), Carsten Friedrichs (Superpunk), Jochen Distelmeye­r (Blumfeld) oder auch junge Bands wie Isolation Berlin.

Das Klapp-Album mit der stilisiert­en Airfix-Packung mit den Blenheim-Bombern der nach England expatriier­ten französisc­hen „Resistance“steht bis heute gleicherma­ßen für den Widerstand gegen angepasste­n Pop und gegen das Verharren in festgezurr­ten musikalisc­hen Ausdrucksf­ormen. Ebenso aber steht es auch für bedingungs­losen Spaß an der Tanzbarkei­t des Soul und die unwiderste­hliche Energie des Punk. Wobei Punk eben für eine bestimmte Haltung steht, und nicht für einen bestimmten Stil. Den diesen hat „Resistance“für sich neu kreiert. Von all dem konnte man sich im Zakk überzeugen, wenn im Rahmen der Reihe „Lieblingsp­latte“Family 5 die „Resistance“erstmalig wieder komplett auf einer Bühne aufgeführt wird.

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