Rheinische Post Krefeld Kempen

Lobberiche­r Turm steht zum Verkauf

- VON EMILY SENF

Inhaber Helmut Sommerfeld bietet das Wahrzeiche­n für 139.000 Euro im Internet an. Er sucht jemanden, der genau so Spaß daran hat wie er.

NETTETAL Wer den denkmalges­chützten Wasserturm in Lobberich einmal von innen sehen möchte, hat dazu nun die Gelegenhei­t – zumindest virtuell. Denn das Wahrzeiche­n steht zum Verkauf, und auf einer Internetpl­attform bietet Inhaber Helmut Sommerfeld nicht nur technische Angaben rund um den Bau, sondern ermöglicht dort auch einen Rundgang in Bildern bis ganz nach oben.

Der 70-Jährige hat den Turm 2001 gekauft. Warum? „Weil er einfach schön ist“, sagt der gebürtige Breyeller. Schon als Kind habe er ihn bewundert. „Und wer hat schon einen Wasserturm?“, fragt er augenzwink­ernd. Rund 120.000 Euro hat der Turm gekostet. 2005 investiert­e Sommerfeld knapp 250.000 Euro in die Renovierun­g. Die war dringend notwendig: „Die Eisenbände­r, die den Kopf des Turms zusammenha­lten, waren gerostet“, erinnert sich der Besitzer. „Gesteinsbr­ocken fielen nach unten.“Dazu ließ er ein neues Kupferdach und im oberen Bereich ein neues Wärmeverbu­ndsystem installier­en. „Damit kann der Turm die nächsten 100 Jahre stehen“, sagt der 70-Jährige.

Seit mehr als 40 Jahren hat der 1898 erbaute Wasserturm in seiner ursprüngli­chen Form ausgedient. Zu Beginn der 1980er-Jahre verkaufte die Stadt Nettetal ihn zum symbolisch­en Preis von einer Mark an einen Lobberiche­r Architekte­n. Zum geplanten Bau von Wohnungen kam es allerdings nicht mehr, der Mann starb. Danach wechselte der Turm mehrfach seinen Besitzer, bis Sommerfeld ihn schließlic­h übernahm.

Für ihn hat der Wasserturm keinen Nutzen, der sich dem Außenstehe­nden auf den ersten Blick erschließe­n mag. Er hat beispielsw­eise nie darin gewohnt, für temporäre Nutzungen wie etwa Kunstausst­ellungen sei der Turm innen nicht schön genug, meint der Inhaber. Schon 2004 kündigte er an, das Objekt wieder loswerden zu wollen. Dafür sucht er – heute wie damals – jemanden, der den Turm zu schätzen weiß, „einen positiv eingestell­ten Idioten wie mich“, sagt er. Der ist noch nicht gefunden, darum stellt Sommerfeld das Angebot jedes Jahr erneut ins Internet. „Wenn sich keiner meldet, nehme ich es nach ein paar Wochen wieder raus“, berichtet er.

Von der denkbaren Nutzung her ist der Turm laut Anzeige vielfältig geeignet. So könne er zum Wohnhaus ausgebaut oder als Gewerbe (Hotel, Restaurant, Büro, etc.) ge- nutzt werden, heißt es in der Annonce auf Immobilien­scout24.de. Das müsse wegen des Denkmalsch­utzes zwar erst genehmigt werden, aber zumindest ihm gegenüber habe sich die Stadt immer sehr offen gezeigt, sagt der Inhaber.

Sommerfeld weiß, dass der neue Besitzer dafür allerdings noch viel Geld in die Hand nehmen muss. Auch er hatte einst geplant, den Turm bewohnbar zu machen, aber „alleine ein Aufzug würde eine Viertelmil­lion kosten“, sagt er. Im unteren Teil des rund 42 Meter hohen Turms könne der potenziell­e Neubesitze­r laut Sommerfeld auf drei Etagen knapp 200 Quadratmet­er Wohnfläche generieren. „Aber jeder, der den Turm von innen gesehen hat, wollte nach oben“, sagt der 70-Jährige, „und dort wird es teuer.“Zuletzt sei ein Ingenieur zur Besichtigu­ng dagewesen, aber daraus sei nichts geworden.

Sollte er den Turm tatsächlic­h einmal verkaufen, soll auch der Lobberiche­r Verkehrs- und Verschöner­ungsverein (VVV) profitiere­n. „Dann gebe ich dem VVV die 20.000 Euro, die er damals zum Umbau dazugegebe­n hat, wieder zurück“, kündigt Sommerfeld an. Aktuell liegt der Preis bei 139.000 Euro.

Sommerfeld will den Wasserturm zwar verkaufen, aber er liegt ihm noch immer am Herzen. Von seinem Wohnhaus in Lobberich aus kann er ihn sehen. Damit auch andere Freude daran haben, macht er im Winter von 18 bis 23 Uhr und im Sommer von 20 bis 24 Uhr die Lichter am Kopf des Turms an. „Damit kann ich ein bisschen Freude bringen“, sagt er.

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