Rheinische Post Krefeld Kempen

Salma Hayek nennt Weinstein „Monster“

- VON CHRISTINA HORSTEN UND THOMAS BREMSER

Die Schauspiel­erin erhebt schwere Vorwürfe gegen den US-Produzente­n Harvey Weinstein. Er habe sie vor 15 Jahren zu sexuellen Handlungen zwingen wollen und gar gedroht, sie umzubringe­n. Die Liste der Opfer wird damit immer länger.

LOS ANGELES (dpa/ap) In die Liste prominente­r Schauspiel­erinnen, die den US-Produzente­n Harvey Weinstein sexueller Übergriffe bezichtige­n, hat sich ein weiterer großer Name eingereiht: Salma Hayek erhebt schwere Vorwürfe gegen den 65-Jährigen. „Harvey Weinstein war auch mein Monster“, schrieb Hayek in der „New York Times“. Er habe sie vor 15 Jahren während der Dreharbeit­en zu ihrem gemeinsame­n Film „Frida“zu Dutzenden sexuellen Handlungen zwingen wollen und auf ihre Ablehnung mit Wut und Androhung von Gewalt reagiert. Einmal habe er sogar gedroht, sie umzubringe­n. „Ich glaube, er hat nichts mehr gehasst als das Wort ,Nein’.“In dem Artikel schildert die 51-Jährige eindrückli­ch, wie Weinstein „zu allen Stunden der Nacht“an ihrer Tür erschienen sei, „Hotel um Hotel, Ort um Ort“. Ihr Nein habe ihn wütend gemacht, er habe sie als „ein Niemand“bezeichnet.

Der Hollywood-Mogul weist die Anschuldig­ungen zurück. „Alle sexuellen Vorwürfe von Salma sind nicht korrekt und wurden von anderen, die Zeugen der Ereignisse waren, anders wahrgenomm­en“, teilte eine Sprecherin Weinsteins mehreren US-Medien mit. Er könne sich nur einmal an ein „rüpelhafte­s Verhalten“erinnern, weil er mit dem Schnitt unzufriede­n gewesen sei.

Hayek beschreibt, wie begeistert sie vor der Zusammenar­beit mit Weinstein gewesen sei. Der Produzent habe dann gefordert, dass sie in dem Film über die mexikanisc­he Malerin Frida Kahlo eine Sexszene mit einer anderen Frau spiele. Weinstein habe auf der Szene bestanden, bei der der Körper komplett nackt und von vorne zu sehen sei. Um ihr Herzenspro­jekt „Frida“fertigzust­ellen, habe sie eingewilli­gt – während des Drehs der Sexszene aber einen Nervenzusa­mmenbruch erlitten. „Mein Körper wollte nicht aufhören zu weinen und sich zu krümmen“, schrieb Hayek. „Es war nicht, weil ich nackt mit einer anderen Frau sein würde. Es war, weil ich nackt mit ihr für Harvey Weinstein sein würde.“Weinstein verteidigt­e die Szene in seinem Statement. Die Kämpfe am Set von „Frida“seien „kreative Reibungen“gewesen. Außerdem sei er an dem Drehtag gar nicht am Set gewesen.

Sie habe über ihre Erlebnisse jahrelang geschwiege­n, schrieb Hayek. Erst jetzt, nachdem zahlreiche andere Frauen – darunter Hollywood-Schauspiel­erinnen wie Ashley Judd, Gwyneth Paltrow (45), Léa Seydoux (32) und Cara Delevingne (25) – Weinstein öffentlich sexuelle Übergriffe bis hin zu Vergewalti­gung vorwerfen, habe sie den Mut bekom

men, auch ihre Erlebnisse öffentlich zu machen.

„Ich habe mich vor der Verantwort­ung, das Wort zu ergreifen, versteckt mit der Ausrede, dass schon genug Leute ein Licht auf mein Monster geworfen hätten. In Wahrheit habe ich mich davor gedrückt, meinen Liebsten einige Dinge zu erklären“, schrieb die mexikanisc­he Schauspiel­erin. „Männer haben sexuell belästigt, weil sie es konnten. Frauen reden heute darüber, weil sie es in dieser neuen Ära endlich können.“Zum Abschluss ihres Artikels verglich Hayek die Lage weiblicher Künstler mit dem Einzug in den Krieg: „Warum müssen wir uns mit Händen und Füßen wehren, um unsere Würde zu erhalten?“, fragte sie.

Weinstein ist inzwischen von seiner Firma entlassen worden. Er hat Fehlverhal­ten zugegeben, weist Vergewalti­gungsvorwü­rfe jedoch weiterhin zurück. Die Berichters­tattung über den Fall hat eine ganze Welle weiterer Vorwürfe ans Licht gebracht – darunter gegen den Schauspiel­er Kevin Spacey und den US-Moderator Matt Lauer – und sich auf fast alle Teile der Gesellscha­ft ausgeweite­t. Gegen den US-Plattenbos­s Russell Simmons (60) wurden in der Nacht zum Donnerstag neue Vorwürfe sexueller Übergriffe bekannt. In von der „New York Times“veröffentl­ichten Interviews sagen drei Frauen, sie seien von dem Mitbegründ­er des Hip-Hop-Labels Def Jam vergewalti­gt worden.

Die namentlich genannten Frauen, darunter eine Ex-Mitarbeite­rin von Simmons und eine Musik-Journalist­in, schilderte­n Vorfälle, die zwischen 1988 und 2014 passiert sein sollen. In einer Stellungna­hme wies Simmons die Vorwürfe zurück. Diese Anschuldig­ungen hätten ihn „zutiefst erschütter­t“, teilte der HipHop-Mogul der Zeitung mit. Alle seine Beziehunge­n seien einvernehm­lich gewesen.

Der amerikanis­che Dokumentar­filmer Morgan Spurlock (47), der 2004 durch sein Projekt „Super Size Me“berühmt wurde, gab unterdesse­n sexuelle Übergriffe zu. „Ich bin Teil des Problems.“

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FOTO: DPA

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