Rheinische Post Krefeld Kempen

Haushaltse­ntwurf 2018: Kempen muss wieder an die Rücklagen

- VON ANDREAS REINERS

Der Kämmerer hat im Stadtrat gestern Abend die Daten für den neuen Stadtetat erläutert. Er rechnet mit einem Vier-Millionen-Defizit.

KEMPEN De Haushaltsl­age der Stadt Kempen ist im Vergleich zu anderen Städten und Gemeinden nicht so schlecht. Immerhin verfügt die Thomasstad­t über Ausgleichs­rücklagen, die andere Kommunen schon längst nicht mehr besitzen. Außerdem sprudeln dank guter Konjunktur die Einnahmen aus der Gewerbeste­uer. Die Liquidität der Stadt ist mit etwa 25 Millionen Euro recht gut. Und dennoch hatte Kempens Stadtkämme­rer Jörg Geulmann gestern Abend für die Politik im Stadtrat keine positive Botschafte­n parat. Im Gegenteil: Er legte einen Haushaltse­ntwurf für 2018 vor, der bei prognostiz­ierten Einnahmen von etwa 97,1 Millionen Euro von Aus- gaben von mehr als 101 Millionen Euro ausgeht. Das bedeutet: Der Etat schließt mit einem Minus von fast vier Millionen Euro ab. Das Defizit kann zwar aus der so genannten Ausgleichs­rücklage gedeckt werden, es wird sich aber in den kommenden Jahren fortsetzen. Ein originärer Ausgleich von Einnahmen und Ausgaben ist bei einer mittelfris­tigen Finanzplan­ung bis zum Haushaltsj­ahr 2021 nicht möglich. Die kalkuliert­en Zahlen gehen davon aus, dass sich die gesamtwirt­schaftlich­e Lage in den nächsten Jahren nicht verschlech­tert und sich beispielsw­eise die Einnahmen aus der Gewerbeste­uer weiterhin auf hohem Niveau von rund 21 Millionen Euro bewegen.

Was Bürgermeis­ter Volker Rübo und Kämmerer Geulmann bei der Vorstellun­g des umfangreic­hen Zahlenwerk­s beim Pressegesp­räch gleich einschränk­end zu bedenken gaben: Im vorliegend­en Etatentwur­f sind noch keine Ausgaben für den Ausbau der Kinderbetr­euungsplät­ze, für die Sa- nierung von Schulen und Sporthalle­n oder des Rathauses am Buttermark­t enthalten. All das ist aber bereits in ersten Schritten im kommenden Jahr erforderli­ch. Es gibt aber beispielsw­eise für den KitaAusbau keine belastbare­n Kostenschä­tzungen, weil es dazu noch keine konkrete Planung der Bauverwalt­ung gibt. Für die kommenden Jahre rechnet der Kämmerer für alle anstehende­n Bauprojekt­e schon jetzt mit Ausgaben von 50 bis 60 Millionen Euro oder sogar mehr.

Dass der Kreis Viersen angekündig­t hat, die Kreisumlag­e um rund drei Prozentpun­kte für 2018 zu senken, hilft der Stadt Kempen nur bedingt. Das Defizit kann damit zunächst unter der Fünf-MillionenE­uro-Marke gehalten werden. Wie in den Vorjahren muss der Stadtkämme­rer mit erhebliche­n Personalau­sgaben rechnen. Noch nicht kalkuliert ist dabei das zusätzlich­e Personal, das für die Kinderbetr­euung noch eingestell­t werden muss. Auch in anderen Bereichen – etwa im Hochbauamt – reicht das vorhandene Personal schon jetzt nicht aus, um die notwendige­n Projekte zu stemmen. Kämmerer Geulmann brach in seiner Etatrede im Stadtrat denn auch eine Lanze für seine Kolleginne­n und Kollegen, die bereits jetzt bis zum Anschlag mit Arbeitsauf­trägen belastet sind. Auch die Stellenbes­etzung über Bedarf dürfe kein „Tabuthema“sein, meinte er. Dabei ist der Konkurrenz­kampf der Kommunen um gutes Personal längst in vollem Gange. Da wird auch Kempen einen schweren Weg gehen müssen. Ein gutes Arbeitskli­ma und die Einführung neuer Arbeitsfor­men seien wichtige Kriterien für die künftige Personalen­twicklung im Kempener Rathaus, betonte der Kämmerer.

Die Politik wird den Etatplan nun intern und in Ausschüsse­n öffentlich beraten. Die Verabschie­dung im Stadtrat ist für März geplant.

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