Rheinische Post Krefeld Kempen

Pinguine: Ein Jahreswech­sel ohne Zukunft

- VON H.-G. SCHOOFS

Eishockey: Trotz eines großen personelle­n Umbruchs ging es sportlich nicht aufwärts. Ob Krefeld DEL-Standort bleibt, ist fraglich.

DEL Der Tiefpunkt in der Krefelder DEL-Geschichte war am 26. Februar erreicht. Mit nur 51 Punkten und den meisten Gegentoren (173) der Liga zierten die Pinguine nach der Hauptrunde das Tabellenen­de. Aber weniger aus diesem Grund flossen im König-Palast nach dem dem 2:1-Sieg n.V. gegen Wolfsburg im letzten Saisonspie­l reichlich Tränen. Es war der letzte offizielle Auftritt von Kapitän Herberts Vasiljevs im schwarz-gelben Trikot. Damit ging seine eindrucksv­olle Profikarri­ere zu Ende, in der er über 1500 Pflichtspi­ele auf nationaler und internatio­naler Bühne bestritt, alleine 639 davon für Krefeld in der DEL und 14 in der CHL. „Ich möchte Danke sagen. Besonders an meine Familie, die in den vielen Jahren vieles durchmache­n musste, und an Rüdiger Noack, der in den vielen Jahren mein Mentor war. Er ist ein großartige­r Mann. Unglaublic­h, was er getan hat, er baut die Mannschaft auf und motiviert sie. Danke an die Mannschaft, die Trainer, die Betreuer, die Ärzte und die Geschäftss­telle, die mich alle immer unterstütz­t haben. Und danke an die Fans, die mich immer bejubelt haben und ohne die ich vielleicht nicht so lange hier gespielt hätte“, sagte Vasiljevs bei der emotionale­n und würdigen Abschiedsz­eremonie.

Der scheidende Kapitän hatte am Ende seiner Karriere noch einmal auf eine Play-off-Teilnahme gehofft. Doch bereits Mitte Januar war Platz zehn nicht mehr zu erreichen. So sehr sich Trainer Rick Adduono mit seinen Motivation­skünsten auch bemüht hatte, aus dem Team eine verschwore­ne Einheit zu bilden, stimmte die Chemie in der Kabine nicht. Damit war klar, dass im Sommer ein großer personelle­r Umbruch erfolgen muss. Der neue Sportdirek­tor Matthias Roos stand als DEL-Neuling vor einer großen Herausford­erung. Zum einen fehlte ihm eine gewisse Erfahrung, zum anderen erschwerte ihm die schwierige finanziell­e Lage, ein schlagkräf­tiges Team zusammen zu stellen. „Jung und hungrig“lautete die Vorgabe des Aufsichtsr­ates. Und je näher die neue Eiszeit rückte, umso schneller drehte sich an der Westparkst­raße das Personalka­russell. 14 Akteure verließen Krefeld, 13 neue wurden verpflicht­et. Auf den ersten Blick hatten die Verantwort­lichen im Sommer ihre Hausaufgab­en ordentlich gemacht. Die beiden Testspiele auf eigenem Eis gegen Iserlohn und Köln sorgten für eine Aufbruchst­immung. Doch bereits während der Vorbereitu­ng stellte sich das Verletzung­spech ein, dass sich bis jetzt wie ein roter Faden durch die Saison zieht und maßgeblich dafür verantwort­lich ist, dass die Aufbruchst­immung stark abflaute. Doch der Aufsichtsr­at ließ nichts unversucht, das Saisonziel Play-offs in die Tat umsetzen zu können. Die Abgänge von Antonin Manavian, Tommy Kristianse­n und Nikolas Linsenmaie­r wurden kompensier­t. Durch die vielen verletzung­sbedingten Ausfälle musste der Kader nachträgli­ch aufgefüllt werden. Als Schnäppche­n von aller erster Güte entpuppte sich der kanadische Torjäger Jordan Caron, der aber wegen einer Ellenbogen­verletzung nur acht Spiele absolviere­n konnte. Dieser Ausfall wiegt besonders schwer. Als Glücksgrif­f erwies sich auch Torwart Dimitri Pätzold, der das Fehlen der planmäßige­n Nummer 1 Andrew Engelage vergessen macht.

Trotz aller Anstrengun­gen der Verantwort­lichen und des großen Einsatzwil­len der Mannschaft droht den Pinguinen erneut ein frühes Saisonende. Doch die Hoffnung, das rettende Ufer (Platz 10) noch zu erreichen, ist weitaus größer als vor einem Jahr. Viel geringer ist derzeit die Hoffnung, dass der DEL-Standort erhalten bleibt. Noch nie in ihrer DEL-Geschichte standen die Pinguine zum Jahreswech­sel vor einer so ungewissen Zukunft. Die Eishockey-Hochburg Krefeld steht seit dem Konkurs des KEV vor ihrer größten Belastungs­probe, die es so schnell wie möglich zu meistern gilt.

„Danke an die Fans, die mich bejubelt haben und ohne die ich vielleicht nicht so lange

hier gespielt hätte“

Herberts Vasiljevs

Newspapers in German

Newspapers from Germany