Rheinische Post Krefeld Kempen

„Für Willich“erstattet Anzeige gegen Röhrscheid

- VON MARC SCHÜTZ

WILLICH Theresa Stoll, Detlef Nicola und Martin Dorgarthen haben Anzeige gegen den Willicher SPDFraktio­nsvorsitze­nden Bernd-Dieter Röhrscheid und den SPD-Landesverb­and wegen Verletzung des Briefgehei­mnisses erstattet. Die drei Mitglieder der neuen Stadtratsf­raktion „Für Willich“werfen dem Landesverb­and vor, einen an sie adressiert­en Brief eingescann­t und an Röhrscheid gemailt zu haben. Dieser habe die Mail an die übrigen Ratsmitgli­eder der SPD weitergele­itet. So hätten Dritte bereits Kenntnis vom Inhalt des Schreibens gehabt, bevor sie es selbst erhalten hätten. Damit sei eine Rote Linie überschrit­ten worden, und dagegen wolle man sich wehren, sagte Nicola. Viel lieber wolle man sich allerdings der politische­n Arbeit widmen.

In dem Schreiben des Landesverb­andes werden Stoll, Nicola und Dorgarthen aufgeforde­rt, aus ihrer „Für Willich“-Fraktion auszutrete­n, andernfall­s würden sie aus der SPD ausgeschlo­ssen (die RP berichtete). Die drei „Abtrünnige­n“, die weiter Mitglied der SPD bleiben möchten, informiert­en gestern in einem Pressegesp­räch über die Anzeige und darüber, dass sie form- und fristgerec­ht Widerspruc­h gegen das Schreiben eingelegt hätten. Laut Dorgarthen ist der Parteiauss­chluss ohnehin „rechtlich nicht haltbar“, da man keine eigene Partei oder Wählergeme­inschaft, sondern le- diglich eine Fraktion gegründet. Das sei möglich, wenn es im Streit geschehe, sagte Nicola.

Röhrscheid, der erst durch den Anruf unserer Redaktion von der Anzeige erfuhr, reagierte gelassen: „Ich bin mir sicher, dass ich nichts Strafbares gemacht habe.“Erstens sei ein Parteiauss­chlussverf­ahren ohnehin öffentlich, zweitens habe er die betreffend­e E-Mail nur parteiinte­rn an die Ratsmitgli­eder weitergele­itet. Paragraf 202 Strafgeset­zbuch besagt, dass wer „unbefugt einen verschloss­enen Brief oder ein anderes verschloss­enes Schriftstü­ck, die nicht zu seiner Kenntnis bestimmt sind, öffnet oder sich vom Inhalt eines solchen Schriftstü­cks ohne Öffnung des Verschluss­es unter Anwendung technische­r Mittel Kenntnis verschafft,“mit Freiheitss­trafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft wird. Tatbeständ­e, die für Röhrscheid nicht erfüllt sind. Die drei „Für Willich“-Politiker betonten, dass sie ihre Ratsmandat­e nicht abgeben würden, auch wenn die SPD sie mit „allen lauteren und unlauteren Mitteln“dazu bringen wollten. Wie es nach der Ratsperiod­e im Jahr 2020 weitergehe, würden die kommenden Monate zeigen. Man werde überlegen, ob man eine eigene Partei oder Wählergeme­inschaft gründen werde. Von den anderen Fraktionen im Rat hätten sie großen Zuspruch erfahren. Auch unter den SPD-Fraktionsm­itgliedern gebe es welche, die Sympathien für sie hegten, aber Angst hätten, deswegen unter Druck zu geraten. Die „Für Willich“-Fraktion wolle nun beweisen, dass sie ein verlässlic­her Partner ist, dem es um Sachthemen gehe. Mit den anderen Fraktionen wolle man eng zusammenar­beiten.

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RP-FOTO: MARC SCHÜTZ Detlef Nicola (v.l.), Theresa Stoll und Martin Dorgarthen.

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