Rheinische Post Krefeld Kempen

Unter der Aufsicht des Krefelder Groß-Rabbiners

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KREIS VIERSEN (plp) Die Stadt Krefeld war seit vielen Jahrhunder­ten geprägt von einer außerorden­tlichen konfession­ellen Vielfalt. Neben den Katholiken gab es dort Lutheraner, Calviniste­n, Mennoniten, Pietisten und Juden. Und nach dem Ersten Vatikanisc­hen Konzil war die Seidenstad­t neben der Stadt Bonn ein Schwerpunk­t der Alt-Katholiken.

Bis zur Bildung der Kreissynag­ogengemein­den waren ebenfalls Krefeld und Bonn Mittelpunk­t der beiden israelitis­chen Konsistori­en. Mit ihrer Auflösung erhielten die neuen Synagogen Autonomie. Dennoch blieb der in Krefeld amtierende Oberrabbin­er die geistliche Autorität für die niederrhei­nischen Juden. Das galt weitgehend bis zum Untergang der Gemeinden im nationalso­zialistisc­hen Terror. Einen eigenen Rabbiner hätten sich viele der klei- nen Judengemei­nden auch nicht leisten können.

Die feierliche Einweihung der Synagoge in St. Tönis im Jahre 1907 ist ein handfester Beleg für die dominante Rolle des Krefelder Oberrab-

gar biners: er öffnete die heilige Lade, stellte die Thorarolle ein und hielt die Festpredig­t. Dann folgte – bezeichnen­d für das lebhafte Ja der Juden zur staatliche­n Ordnung - das „Gebet für Kaiser und Reich“.

Im Hinblick auf die wichtige Rolle der Krefelder Oberrabbin­er für die niederrhei­nischen Juden werden sie nachfolgen­d für die Zeit ab 1809 bis zum Anfang des 20. Jahrhunder­ts genannt:

Löb Carlburg (Krefelder Oberrabbin­er 1809-1835). Geboren war er in Carlsburg in Siebenbürg­en, hatte er die Talmudhoch­schulen in Prag und Berlin besucht und außerdem Philosophi­e und Philologie studiert.

Dr. Baruch Lion Ullmann (Krefelder Oberrabbin­er 1836-1843) aus St. Goar war Schüler des bekannten Bonner Arabisten Georg Wilhelm Freytag.

Dr. Löb Bodenheime­r (Krefelder Oberrabbin­er 1845-1868), geboren in Karlsruhe, war vorher Landrabbin­er im Hildesheim im Königreich Hannover gewesen. In Würzburg hatte er u.a. Philosophi­e und Staatswiss­enschaften studiert. Bodenheime­r gehörte unter den religiös rivalisier­enden Gruppen der Juden zu den Gemäßigten

Dr. Jakob Horowitz (1869-1903) wurde von Vertretern der Juden aus Krefeld, Kleve, Goch, Geldern, Kempen, Rheinberg, Grevenbroi­ch, Geilenkirc­hen, Heinsberg, Erkelenz, Bergheim, M. Gladbach und Neuss gewählt, was belegt, dass er die zentrale kultische Persönlich­keit der Juden am Niederrhei­n war.

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Dr. Baruch Lion Ullmann (Krefelder Oberrabbin­er von 1836 bis 1843)
 ??  ?? Dr. Löb Bodenheime­r (Krefelder Oberrabbin­er von 1845-1868)
Dr. Löb Bodenheime­r (Krefelder Oberrabbin­er von 1845-1868)
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Löb Carlburg, Krefelder Oberrabbin­er von 1809 bis 1835.
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Dr. Jakob Horowitz (Krefelder Oberrabbin­er von 1869 bis 1903)

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