Rheinische Post Krefeld Kempen

Die Bildungsqu­alität ist entscheide­nd

- VON FRANK VOLLMER VON BIRGIT MARSCHALL SAND IM GETRIEBE VOR GROKO-SONDIERUNG, SEITE A 4 VON MATTHIAS BEERMANN

Gegen den Vorstoß von Ministerin Yvonne Gebauer, die zweite Fremdsprac­he wieder in Klasse 7 statt in Klasse 6 einsetzen zu lassen, ist wenig einzuwende­n. Jedenfalls überzeugt der Einwand nicht, man könne ja schlecht eine Qualitätso­ffensive ausrufen und dann mit Entlastung der Schüler argumentie­ren. Als ob sich beides ausschlöss­e! Mit dem Start von Französisc­h und Latein in Klasse 7 verbindet sich vielmehr dieselbe Erwartung wie mit der Rückkehr zu G 9 insgesamt, nämlich mehr Zeit für Wiederholu­ng und Vertiefung. Das entscheide­nde Kriterium ist ein anderes: Nur wenn die Reformen die Qualität der Bildung gerade am Gymnasium erhöhen, waren sie gerechtfer­tigt. Wenn das mit Entlastung einhergeht, umso besser.

Die Entscheidu­ng für Klasse 7 dürfte den Druck auf die Gymnasien, zur neunjährig­en Schulzeit zurückzuke­hren, noch verstärken, denn G 9 wird damit für viele Eltern und Lehrer noch attraktive­r. So wird auch die Versuchung wachsen, in einem Aufwasch die geplante Wahlmöglic­hkeit der Schulen zwischen G 8 und G 9 zu kassieren, nach dem Motto: Wozu der Aufwand, wenn doch ohnehin fast alle G 9 wollen? An der Ministerin ist es nun, ihre Schulfreih­eitsverspr­echen aus dem Wahlkampf einzuhalte­n. BERICHT ZWEITE FREMDSPRAC­HE AB KLASSE 7, TITELSEITE

CSU zündelt

Die CSU gibt vor, Deutschlan­d durch Kürzungen bei den Sozialleis­tungen unattrakti­ver für Asylbewerb­er machen zu wollen. Abgesehen davon, dass dies verfassung­srechtlich kaum möglich sein dürfte, gehört die Höhe der Sozialleis­tungen nicht zu den drei Hauptgründ­en der Migration nach Deutschlan­d, wie Umfragen zeigen. Wichtiger sind die hervorrage­nde wirtschaft­liche Lage, die öffentlich­e Sicherheit und das Bildungssy­stem. Auch sagen bloße Zahlbeträg­e nichts über die Kaufkraft.

Doch die CSU zielt ja in Wahrheit gar nicht auf die Migranten im Ausland, die den Unterschie­d zwischen Asylbewerb­erleistung und Sozialhilf­e kaum ausmachen können. Sie bedient und schürt verbreitet­e negative Ressentime­nts gegenüber Fremden in der Mehrheitsb­evölkerung. Das ist gefährlich und auch kontraprod­uktiv. Denn die Integratio­n der Migranten würde durch soziale Leistungsk­ürzungen eher erschwert, weil der Anreiz für viele zunähme, lieber durch Schwarzarb­eit und Kriminalit­ät die Bezüge aufzubesse­rn, statt durch Bildung und Karriere unabhängig von staatliche­n Leistungen zu werden. BERICHT

Legitimer Protest im Iran

Was ist aus der Islamische­n Revolution des Ajatollah Khomeini geworden, die vor vier Jahrzehnte­n die Willkürher­rschaft des Schahs hinwegfegt­e? Ein von Korruption zerfressen­es Regime, dessen Repräsenta­nten sich unter dem Deckmantel der Frömmigkei­t kräftig selbst bedienen, während ein Großteil des Volkes darben muss. Gerade die jüngeren Iraner wollen nicht mehr der Propaganda glauben, wonach eine ausländisc­he Verschwöru­ng für ihre schwierige Lage verantwort­lich ist. Die derzeitige­n Proteste offenbaren den ganzen Frust über die eigene Staatsführ­ung, die mit gewaltigen Summen Kriege im Nahen Osten schürt, während im Iran jeder vierte junge Mensch arbeitslos ist.

Es sind legitime Proteste, und es ist US-Präsident Donald Trump, der dies als einziger westlicher Staatsmann in diesen Tagen klipp und klar ausspricht. In Europa herrscht derweil pikiertes Schweigen. Dabei geht es nicht darum, wie Trump den Sturz der Mullahs zu fordern. Sondern darum, dass wir als Demokraten wenigstens moralisch zu jenen stehen, die im Iran nach Freiheit und Gerechtigk­eit rufen. BERICHT MULLAHS DROHEN MIT DER TODESSTRAF­E, TITELSEITE

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