Rheinische Post Krefeld Kempen
Die Bildungsqualität ist entscheidend
Gegen den Vorstoß von Ministerin Yvonne Gebauer, die zweite Fremdsprache wieder in Klasse 7 statt in Klasse 6 einsetzen zu lassen, ist wenig einzuwenden. Jedenfalls überzeugt der Einwand nicht, man könne ja schlecht eine Qualitätsoffensive ausrufen und dann mit Entlastung der Schüler argumentieren. Als ob sich beides ausschlösse! Mit dem Start von Französisch und Latein in Klasse 7 verbindet sich vielmehr dieselbe Erwartung wie mit der Rückkehr zu G 9 insgesamt, nämlich mehr Zeit für Wiederholung und Vertiefung. Das entscheidende Kriterium ist ein anderes: Nur wenn die Reformen die Qualität der Bildung gerade am Gymnasium erhöhen, waren sie gerechtfertigt. Wenn das mit Entlastung einhergeht, umso besser.
Die Entscheidung für Klasse 7 dürfte den Druck auf die Gymnasien, zur neunjährigen Schulzeit zurückzukehren, noch verstärken, denn G 9 wird damit für viele Eltern und Lehrer noch attraktiver. So wird auch die Versuchung wachsen, in einem Aufwasch die geplante Wahlmöglichkeit der Schulen zwischen G 8 und G 9 zu kassieren, nach dem Motto: Wozu der Aufwand, wenn doch ohnehin fast alle G 9 wollen? An der Ministerin ist es nun, ihre Schulfreiheitsversprechen aus dem Wahlkampf einzuhalten. BERICHT ZWEITE FREMDSPRACHE AB KLASSE 7, TITELSEITE
CSU zündelt
Die CSU gibt vor, Deutschland durch Kürzungen bei den Sozialleistungen unattraktiver für Asylbewerber machen zu wollen. Abgesehen davon, dass dies verfassungsrechtlich kaum möglich sein dürfte, gehört die Höhe der Sozialleistungen nicht zu den drei Hauptgründen der Migration nach Deutschland, wie Umfragen zeigen. Wichtiger sind die hervorragende wirtschaftliche Lage, die öffentliche Sicherheit und das Bildungssystem. Auch sagen bloße Zahlbeträge nichts über die Kaufkraft.
Doch die CSU zielt ja in Wahrheit gar nicht auf die Migranten im Ausland, die den Unterschied zwischen Asylbewerberleistung und Sozialhilfe kaum ausmachen können. Sie bedient und schürt verbreitete negative Ressentiments gegenüber Fremden in der Mehrheitsbevölkerung. Das ist gefährlich und auch kontraproduktiv. Denn die Integration der Migranten würde durch soziale Leistungskürzungen eher erschwert, weil der Anreiz für viele zunähme, lieber durch Schwarzarbeit und Kriminalität die Bezüge aufzubessern, statt durch Bildung und Karriere unabhängig von staatlichen Leistungen zu werden. BERICHT
Legitimer Protest im Iran
Was ist aus der Islamischen Revolution des Ajatollah Khomeini geworden, die vor vier Jahrzehnten die Willkürherrschaft des Schahs hinwegfegte? Ein von Korruption zerfressenes Regime, dessen Repräsentanten sich unter dem Deckmantel der Frömmigkeit kräftig selbst bedienen, während ein Großteil des Volkes darben muss. Gerade die jüngeren Iraner wollen nicht mehr der Propaganda glauben, wonach eine ausländische Verschwörung für ihre schwierige Lage verantwortlich ist. Die derzeitigen Proteste offenbaren den ganzen Frust über die eigene Staatsführung, die mit gewaltigen Summen Kriege im Nahen Osten schürt, während im Iran jeder vierte junge Mensch arbeitslos ist.
Es sind legitime Proteste, und es ist US-Präsident Donald Trump, der dies als einziger westlicher Staatsmann in diesen Tagen klipp und klar ausspricht. In Europa herrscht derweil pikiertes Schweigen. Dabei geht es nicht darum, wie Trump den Sturz der Mullahs zu fordern. Sondern darum, dass wir als Demokraten wenigstens moralisch zu jenen stehen, die im Iran nach Freiheit und Gerechtigkeit rufen. BERICHT MULLAHS DROHEN MIT DER TODESSTRAFE, TITELSEITE