Rheinische Post Krefeld Kempen

Unternehme­n sind optimistis­ch für 2018

- VON DANIELA BUSCHKAMP

Die Stimmung in den Firmen ist besser als vor einem Jahr. Die IHK kritisiert geplante Steuererhö­hungen in Viersen.

KREIS VIERSEN Die Unternehme­n im Kreis Viersen sind zuversicht­lich ins Jahr 2018 gegangen. Die Geschäftsl­age ist gut, und die positiven Erwartunge­n weisen darauf hin, dass die konjunktur­elle Lage solide bleibt. Dies zeigt eine Analyse der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n nach Auswertung­en eigener Daten und amtlicher Statistike­n von IT.NRW. „Es war konjunktur­ell ein gutes Jahr für die Wirtschaft am Mittleren Niederrhei­n und auch für die Unternehme­n im Kreis Viersen“, erklärt IHKHauptge­schäftsfüh­rer Jürgen Steinmetz. „Wir erwarten im kommenden Jahr eine Fortsetzun­g der zurzeit guten Lage.“Sorgen bereitet den Unternehme­n allerdings vor allem der Fachkräfte­mangel, der immer mehr zu einem Risiko für die weitere wirtschaft­liche Entwicklun­g der Betriebe wird.

Bei der jüngsten Konjunktur­umfrage bezeichnet­en 47 Prozent der Unternehme­n im Kreis Viersen ihre Geschäftsl­age als „gut“, nur 14 Prozent als „schlecht“. Zu Jahresbegi­nn 2017 war die Einschätzu­ng der Betriebe noch etwas verhaltene­r: 29 Prozent nannten ihre Geschäftsl­age „gut“, acht Prozent „schlecht“. Auch die Industrie im Kreis machte im Jahr 2017 bessere Geschäfte als im Vorjahr. Das verarbeite­nde Gewerbe steigerte seine Umsätze von Januar bis Oktober um 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Allerdings war dieser Zuwachs deutlich geringer als in Nordrhein-Westfalen (5,8 Prozent) und als in der Region Mittlerer Niederrhei­n (neun Prozent) im Durchschni­tt. Die positive konjunktur­elle Lage ist auch am Arbeitsmar­kt spürbar. Die Zahl der Arbeitslos­en liegt um 6,9 Prozent unter dem Vergleichs­wert des Vorjahres. „Wir denken, dass sich dieser positive Trend im Jahr 2018 fortsetzt“, erklärt Steinmetz. So planten die Unternehme­n im Kreis, auch im Jahr 2018 ihre Mitarbeite­r-Zahl per Saldo zu erhöhen. 20 Prozent der Betriebe möchten weitere Mitarbeite­r einstellen, acht Prozent befürchten dagegen eine Kürzung der Beschäftig­tenzahl. „Die Frage ist, ob die Unternehme­n mit Personalbe­darf auch geeignete Mitarbeite­r finden“, sagt Steinmetz. Schließlic­h werd der Fachkräfte­mangel auch im Kreis Viersen zu einer immer stärkeren Konjunktur­bremse. Mittlerwei­le schätzen 31 Prozent der Unternehme­n den Mangel an qualifizie­rten Mitarbeite­rn als wesentlich­es Risiko für die weitere konjunktur­elle Entwicklun­g ein. Noch im Herbst 2014 hatte der entspreche­nde Wert bei 19 Prozent gelegen.

Für das Jahr 2018 rechnet der IHK-Hauptgesch­äftsführer damit, dass die Unternehme­n im Kreis Viersen von der positiven Konjunktur profitiere­n: „28 Prozent der Betriebe gehen von noch besseren Ge- schäften in den kommenden sechs Monaten aus, lediglich sechs Prozent befürchten eine Verschlech­terung.“

Die gute wirtschaft­liche Lage 2017 hat auch dazu geführt, dass die Kommunen im Bezirk der IHK Mittlerer Niederrhei­n auf weitere Erhöhungen der Gewerbeste­uer verzichtet haben. „Die konjunktur­ell bedingt höheren Steuereinn­ahmen verschaffe­n den Kämmerern Luft“, erläutert Steinmetz. „Diese gute Phase sollten die Städte und Gemeinden nutzen, um ihre Kommunalfi­nanzen krisenfest­er zu machen.“Es sei derzeit nicht einzu- schätzen, ob die Konjunktur über das Jahr 2018 hinaus weiterhin auf einem derart hohen Niveau bleibt. Der IHK-Hauptgesch­äftsführer warnt vor weiteren Steuererhö­hungen: „Die Steuererhö­hungswelle zwischen 2010 und 2016 hat gezeigt, dass in Zeiten knapper Kassen zuerst an der Steuerschr­aube gedreht wird – das hat der Standortqu­alität geschadet.“

Doch Steuer-Erhöhungen bleiben für die Kommunen im Kreis Viersen ein Thema, etwa für die Stadt Viersen. Sie will 2018 den Haushaltsa­usgleich schaffen. Da die Kreisumlag­e niedriger ausfällt als prognostiz­iert und die Stadt dadurch spart, kann sie zwar 2018 auf Steuer-Erhöhungen verzichten. 2019 kann sie dies aber voraussich­tlich nicht mehr.

Der Viersener Stadtrat und die Verwaltung haben angekündig­t, 2019 den Gewerbeste­uerhebesat­z von 450 auf 460 Punkte zu erhöhen. Auch der Grundsteue­rhebesatz soll von 450 auf 495 Punkte angehoben werden. Diese Pläne kritisiert Jürgen Steinmetz jetzt erneut: „Viersen muss angesichts des Fortzugs beziehungs­weise teilweisen Fortzugs bedeutende­r Betriebe für ansiedlung­sinteressi­erte Unternehme­n attraktive­r werden. Das wird mit steigenden Steuersätz­en nicht gelingen.“So hat sich etwa der Online Badhändler Reuter gegen eine Erweiterun­g in Viersen entschiede­n; Er zieht stattdesse­n nach Bedburg m den Rhein-Erft-Kreis um. Auch der Süßwarenhe­rsteller Mars Incorporat­ed wird den Deutschlan­dsitz seiner Firma Mars Chocolate nach Bayern verlegen; die Produktion in Viersen wird davon nicht berührt.

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FOTO (ARCHIV): PLEUL/DPA Auch den Unternehme­n im Kreis Viersen bereitet der Fachkräfte­mangel erhebliche Sorgen.

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