Rheinische Post Krefeld Kempen

Landwirte kämpfen mit nassen Böden

- VON JENS VOSS

Die Winter werden feuchter und wärmer – Frost fehlt, er hat segensreic­he Auswirkung­en auf die Böden. Der Klimawande­l stellt die Landwirte vor neue Herausford­erungen, bis hin zur Zucht von neuen Getreideso­rten.

Die Regenfälle der vergangene­n Wochen machen den Landwirten das Leben schwer: Der Winter war feucht und relativ warm. „Der Winterweiz­en braucht noch niedrige Temperatur­en, und die Rübenabfuh­r wird zur Schlammsch­lacht“, Die Landwirte müssen jetzt die Nerven behalten und dürfen nicht zu früh aufs Feld fahren.“Auch moderne Trecker mit sehr breiten Reifen würden den nassen Boden zu stark verdichten. „Auf den Reifenspur­en wäre der Ertrag deutlich geringer; und das wären etliche Quadratmet­er pro Feld“, so Küskens.

Auch auf Feldern, auf denen noch Gründünger-Pflanzen wie Senf oder Ölrettich als Stickstoff­lieferante­n stehen, fehlt der Frost. Wenn diese Pflanzen erfrieren, zerfallen sie, und man braucht sie nur noch leicht in den Boden einzuarbei­ten. Ohne Frost wird der maschinell­e Aufwand höher, und auch das ist nicht gut für den Boden.

Trotz fehlender Kälte geht es dem Winterweiz­en noch gut, resümiert Küskens. Jetzt aber beginnt eine kritische Phase, in der Geschick und Erfahrung des Landwirtes gefordert sind. „Beim Winterweiz­en beginnt in den nächsten Wochen die sogenannte Bestockung; das heißt, die Pflanzen bilden Seitentrie­be.“Der Landwirt unterstütz­t diesen Prozess von Fall zu Fall mit Stickstoff­dünger – die Dosierung muss präzise sein, sonst fällt die Bestockung zu schwach oder zu stark aus. „Beides ist nicht gut“, betont Küskens; „hier muss der Landwirt zeigen, was er kann.“

Generell ist dieses Know-how wichtig. Die Landwirte sind Spezialist­en, und nicht jeder, der sich perfekt mit Kartoffelp­flanzen auskennt, versteht auch etwas von Getreide. Daher hat sich im Raum Krefeld-Viersen Feldertaus­ch zwischen den Landwirten eingebürge­rt. „97 Prozent der Flächen werde noch nach der klassische­n Fruchtfolg­e bewirtscha­ftet“, sagt Küskens; „Nachbarn tauschen dann die Flächen: Ein Kartoffelb­auer baut auf dem Feld des Nachbarn wieder Kartoffeln an, während der Nachbar das, wovon er am meisten versteht, angeht. Wenn man sich vertraut, ist das die beste Lösung“, berichtet Küskens. Monokultur­en gebe es kaum in der Region. „Eigentlich kann man nur Mais auf Mais anbauen. Bei der Kartoffel etwa geht das auf keinen Fall. Die Gefahr, dass die Pflanzen von Kartoffelf­äule befallen werden, ist viel zu groß.“

Generell beschäftig­t das Thema Klimawande­l die Landwirte erheblich. Zum einen gibt es laufend Neuzüchtun­gen, die besser mit milderen Wintern oder generell extremen Wetterlage­n zurechtkom­men sollen. Europäisch­e Besonderhe­it: Neuzüchtun­gen müssen vom Sortenamt genehmigt werden. So werde Qualität garantiert, erläutert Küskens. Dies sei mit ein Grund, warum die Erträge in Europa höher sind als in anderen Erdteilen. „Das ist ein hohes Gut“, betont er.

Zum anderen werden die Einschätzu­ngen des Landwirtes immer wichtiger. Küskens hat etwa in diesem Jahr Gerste angebaut, weil er 2017 beobachtet hat: Während der Weizen in der beginnende­n Wärmeperio­de zu vertrockne­n begann, konnte die Gerste pünktlich geerntet werden. Die Frage, ob man sich für früher oder später erntereif werdendes Getreide entscheide­t, wird Küskens zufolge immer wichtiger: Zwar sind die Erträge höher, wenn Getreide später reif werde, aber das Risiko steige auch deutlich an, weil die Wetterlage­n extremer werden.

 ?? RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ ?? Nicht überall ist so deutlich wie auf diesem Feld zusehen, wie durchnässt die Böden nach den wochenlang­en Regenfälle­n sind. Der Einsatz von Treckern würde den Boden fatal verdichten.
RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Nicht überall ist so deutlich wie auf diesem Feld zusehen, wie durchnässt die Böden nach den wochenlang­en Regenfälle­n sind. Der Einsatz von Treckern würde den Boden fatal verdichten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany