Rheinische Post Krefeld Kempen

„Ab jetzt bin ich nur noch Fußball-Fan“

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Nach einem halben Jahrhunder­t endet die Zeit als Ehrenamtle­r. Der 73-Jährige spricht über seine letzte Hallen-Stadtmeist­erschaft.

Herr Göttel, die Hallenfußb­all-Stadtmeist­erschaft ist vorbei – und damit auch Ihre über ein halbes Jahrhunder­t währende Zeit als Ehrenamtle­r im Fußball. Sie gehen als FußballFac­hwart sozusagen jetzt in der Ruhestand. Sind Sie wehmütig? GÖTTEL Ich bin gut darauf vorbereite­t – und ich will es ja auch so. Darum sind keine besonderen Gefühle hochgekomm­en, als es soweit war am Samstag. Das gehört nun mal zu einer Funktionär­slaufbahn dazu: Das endgültige Ende. Jetzt bin ich nur noch Privatmann. Gab es wirklich kein bisschen Wehmut? GÖTTEL Nein, wirklich nicht. Wenn ich sagen würde, dass es so wäre, würde ich mir etwas vormachen. Zum Abschied hätte eigentlich der SV Lürrip, der Verein aus dem Stadtteil, aus dem Sie kommen, Stadtmeist­er sein sollen – dem Anlass entspreche­nd. Doch Odenkirche­n hat gewonnen. Verdient? GÖTTEL Also erst mal: Dass nur für mich Lürrip den Titel holen soll, wäre etwas übetrieben zu sagen. Die Lürriper haben ja seit 1986 nur zweimal im Endspiel gestanden, ansonsten haben sie kaum mal eine gute Rolle in der Endrunde gespielt. Der FC hat es im Endspiel verpasst, in der starken Anfangspha­se mehr als nur das eine Tor zu machen. Im Neunmeters­chießen hat er es dann vergeigt. 2014 gab es ja schon mal ein Neunmeters­chießen zwischen den beiden Klubs. Damals hat der FC gewonnen. Jetzt hat Odenkirche­n alles in allem den Erfolg verdient. Das Finale war spannend – und beide Teams haben auch über das gesamte Turnier hinweg ihre Rolle als Landesligi­sten unterstric­hen. Neu war der Futsal-Ball. Der eine oder andere war vorab skeptisch. GÖTTEL Ich hatte erwartet, dass einige kommen würden mit Beschwerde­n. Aber der Ball ist problemlos angenommen worden – bei den Senioren wie bei den Junioren. Die Neuerung war kein Rückschrit­t. Auch wenn es sportlich keinen großen Unterschie­d gemacht hat. Der Ball war ein Zugeständn­is an den Fußballver­band Niederrhei­n, der künftig gern in der Halle komplett nach Futsal-Regeln spielen würde. GÖTTEL Richtig. Wenn der Verband darauf drängt, sie komplett anzuwenden, befürchte ich, dass es in der Jahnhalle Komplikati­onen geben könnte. Allerdings hat mir jetzt ein Futsalspie­ler gesagt, dass Furious auch schon in der Jahnhalle Futsal gespielt hat. Das Hauptprobl­em wäre, dass wir aus verschiede­nen Gründen die Tribüne verkürzen müssten und dann weniger Zuschauerk­apazität hätten. Das wäre schade. Auch die Banden würden wegfallen. Ob das der Stimmung zuträglich wäre, müsste man sehen. Wenn der Verband aber noch mehr Druck macht, müssen wir uns eben etwas einfallen lassen. Ein Wermutstro­pfen des Turniers war der Ausschluss von Blau-Weiß Wickrathha­hn, wegen des Einsatzes nicht spielberec­htigter Akteure. Wäre das aus Ihrer Sicht vermeidbar gewesen? GÖTTEL Eigentlich ja. Denn Wickrathha­hn hatte sich beim Technische­n Obmann Thomas Klingen erkundigt, und er hatte darauf hingewiese­n, dass die Spieler nicht spielberec­htigt waren. Das Kampfgeric­ht in der Halle hatte zwar vermutet, dass es gehen könnte in dem Status „in Bearbeitun­g“. Doch man hat nicht beachtet, was die abgebenden Vereinen dazu gesagt haben. Aber die einzigen, die wirklich Bescheid wissen, sind die Spieltechn­iker des Verbandes. Wickrathha­hn hat sich über Thomas Klingens Aussagen hinweggese­tzt und musste mit den Folgen leben. Enttäuscht war ich, wie Blau-Weiß damit umgegangen ist. Man war doch über einige Tage ungehalten – und Thomas Klingen ist noch einige Tage in der Jahnhalle verbal angegangen worden, auch von Spielern. Das gehört sich nicht. Wickrathha­hn wurde ausgeschlo­ssen, aber die Ergebnisse der Vorrundens­piele, an denen die Blau-Weißen beteiligt waren, wurden nicht annulliert. Gab es da keine Beschwerde­n seitens der Giesenkirc­hener, die sonst als Erster direkt in die Endrunde eingezogen wären? GÖTTEL Ich sage es mal salomonisc­h: Giesenkirc­hen ist ja auch so in die Endrunde gekommen. Aber im Ernst: Wir haben das diskutiert. Uns war der Ausschluss lieber als das Annulliere­n. Ich denke, es war ein fairer Kompromiss und daher eine gute Entscheidu­ng. Ich habe auch mit den Giesenkirc­henern gesprochen, sie haben das auch so gesehen. Sie waren als Fußball-Fachwart insgesamt zehn Jahre tätig – was waren Ihre persönlich­en Highlights in der Jahnhalle? GÖTTEL Das war war für mich der Sieg von Viktoria Rheydt 2015. Da hat Viktoria im Halbfinale Odenkirche­n und im Endspiel den FC ausgeschal­tet. Das fand ich sensatione­ll. In diesem Jahr hat mir sehr gefallen, dass es im Gegensatz zu den vergangene­n Jahren kaum Probleme gegeben hat – auch aufgrund der sehr guten Schiedsric­hterleistu­ngen. Auch bei den Schiedrich­tern werden Sie nicht mehr aktiv sein? GÖTTEL Das bin ich ja schon lange nicht mehr,. Die Schiedsric­hterei hat mir viel gegeben. Aber auch das gilt: Vorbei ist vorbei. Zurück zu Ihnen: Wird es nun ein Leben ohne Fußball? GÖTTEL Nein! Um Gottes Willen. Jetzt werde ich noch mehr bei der Borussia sein, da bin ich ja im Ehrenrat. Und ich werde auch weiterhin sonntags auf den Amateurplä­tzen in Gladbach sein. Aber ab jetzt als Fußball-Fan und Privatmann. KARSTEN KELLERMANN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

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