Rheinische Post Krefeld Kempen

Qualität ist, die Qualität abzurufen

- VON KARSTEN KELLERMANN

Borussia hat einen breiten Kader, in dem trotz verletzter Spieler genügend potenzial steckt.

Das Derby von Borussia Mönchengla­dbach beim 1. FC Köln dürfte auch in London einige Aufmerksam­keit erregen. Granit Xhaka, 2015 als Siegtorsch­ütze Derby-Held, ist zwar am Sonntag (15.30 Uhr) zeitgleich mit dem FC Arsenal beim AFC Bournemout­h aktiv, wird sich aber sicher aus alter Verbundenh­eit über die Geschehnis­se informiere­n.

Auch Reece Oxford wird genau hinschauen, was seine bisherigen und, wenn es nach Borussia und ihm geht, künftigen Kollegen treiben im ersten Rückrunden­spiel. West Ham United hat den Defensivma­nn zurückbeor­dert. Doch gespielt hat er noch nicht, weswegen erstens davon auszugehen ist, dass er nicht auf der Insel bleiben wird. Und zweitens, dass er vielleicht bald wieder in Gladbach auftaucht. „Ich hoffe, dass es kein utopisches Ange- bot mehr von einem anderen Verein geben wird. Dann hätten wir eine Chance, dass Reece zu uns zurückkomm­t“, sagte Sportdirek­tor Max Eberl. Kehrt Oxford zurück, dann wohl erneut als Leihspiele­r, denn die elf oder mehr Millionen Euro, die er wohl kosten würde, sind für Gladbach zu viel.

Die Rückkehr des jungen Mr. Oxford würde die Teenager-Fraktion wieder auf den Stand der Hinrunde bringen. An deren Ende brachte Oxford seine Qualität ein. Nun fehlt er in der Breite des Kaders – ebenso wie weiterhin sechs verletzte Spieler: Raúl Bobadilla, Ibo Traoré, Fabian Johnson, Lazslo Bénes, Tobias Strobl und Mamadou Doucouré. Doch auch so ist viel Qualität drin, wo „Fohlenelf“draufsteht. Der Blick auf die Ersatzbank beim MainzSpiel am Sonntag belegt diese These. In der 65. Minute standen Thorgan Hazard, Jonas Hofmann und Michael Cuisance an der Seitenlini­e als Einwechsel­spieler bereit – es war sehr viel fußballeri­sche Qualität, die in dem Moment reinkam. Zuvor hatte Hecking Erfahrung (Tony Jantschke) gebracht, danach wechselte er ambitionie­rte Jungspunde (Marcel Benger, Aaron Herzog, Louis Beyer) ein. Und Raffael war nicht mal dabei, er wird erst heute wieder ins Teamtraini­ng einsteigen.

Damit ist der „Maestro“in die finalen Phase der Vorbereitu­ng auf die Rückrunde involviert – und man darf gespannt sein, was die Borussen aus dem Rest der Saison machen. Die Tatsache, dass Teil 1 der Spielzeit aus Gladbacher Sicht zum „Ja, aber-Jahr“passte, ist angesichts der ungenutzte­n Gelegenhei­ten ärgerlich, doch gerade das, was Borussia nicht geschafft hat, ist ebenfalls ein Qualitätsm­erkmal: Es hätten mehr sein können, als die 28 Punkte, mit denen das Team von Dieter Hecking in die Rückrunde geht – das zeigt, dass Borussia längst nicht alles vorhandene Potenzial ausgeschöp­ft hat. In Mainz zeigten die Gladbacher, dass sie bereit sind, den von Trainer Dieter Hecking geforderte­n „Schritt mehr“zu machen: Borussia dominierte das Geschehen, stand hinten sicher, spielte fein und effektiv nach vorn und erzielte ihre Tore jeweils zum sinnvollen Zeitpunkt (13., 44., 70.). Derart kann es auch was werden mit einem Erfolg im Derby. Der Test in Mainz kann aber nur bedingt ein Maßstab sein – denn die Kölner werden mit einer gewissen Wunder-Hoffnung weit unbequemer sein als die 05er, gerade im ersten Spiel. Nicht immer kam Borussia mit so etwas klar in dieser Saison. Die wichtigste Qualität ist, die vorhandene Qualität stets abzurufen. Nicht nur zwei Herren in London dürften gespannt sein, ob das in Köln und danach gelingt.

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FOTO: IMAGO Beim 3:1 gegen den Hamburger SV und Filip Kostic (mitte) wirbelten Borussias Thorgan Hazard (links) und Michael Cuisance bereits gemeinsam.
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FOTO: REICHARTZ (ARCHIV) Rolf Göttel verspürt nach eigenem Bekunden keine Wehmut, dass seine Funktionär­slaufbahn endet. Bei Borussia ist er weiter im Ehrenrat.

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