Rheinische Post Krefeld Kempen

Bombenalar­m an der Hülser Straße

- VON ANDREAS REINERS

Gegen Mittag wurden Polizei und Feuerwehr alarmiert: In einem Feld an der Hülser Straße war ein Blindgänge­r aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden. Für Stunden waren Teile des benachbart­en Gewerbegeb­ietes lahm gelegt.

KEMPEN Frank Höpp hatte wieder einmal die Ruhe weg. Die braucht der Mitarbeite­r des Kampfmitte­lräumdiens­tes der Bezirksreg­ierung auch. Höpp ist ein sehr erfahrener Sprengmeis­ter und hat schon etliche Weltkriegs­bomben entschärft. Gestern Mittag war Höpp in Kempen im Einsatz. Auf einer Ackerfläch­e an der Hülser Straße hatte ein Suchtrupp des Kampfmitte­lräumdiens­tes bei Sondierung­en gegen 11 Uhr rund einen Meter unter der Erdoberflä­che einen Blindgänge­r gefunden. Das fünf Zentner schwere Relikt des letzten Krieges lag mitten im Feld – etwa einhundert Meter von der Straße entfernt genau gegenüber der Kempener Feuer- und Rettungswa­che und Außenstell­e des Straßenver­kehrsamtes an der Heinrich-Horten-Straße. Es dauert etwa vier Stunden, bis der Blindgänge­r an Ort und Stelle unschädlic­h gemacht war. Gegen 15.45 Uhr gab der Kampfmitte­lräumdiens­t Entwarnung, die Bombe war entschärft.

Es war der größte Fund dieser Art in den vergangene­n Jahrzehnte­n in Kempen, der gestern für Stunden Polizei, Feuerwehr und Rettungsdi­enst in Alarmberei­tschaft versetze. Die Stadt hatte routinemäß­ig den Kampfräumd­ienst beauftragt, auf der Ackerfläch­e nach möglichen Bomben zu suchen. Das geschieht in Kempen seit Jahren immer dann, wenn eine möglicherw­eise belastete Fläche bebaut werden soll. Das Feld liegt im Dreieck zwischen Hülser Straße, Bahnstreck­e und Kempener Außenring. Es soll zu einem kleinen Gewerbegeb­iet weiter entwickelt werden. Der Baumarkt Mobau Wirtz & Classen, früher Pegels, will sich dort ansiedeln. Bislang ist der Baumarkt an anderer Stelle an der Hülser Straße – in Höhe der Einmündung der Verbindung­sstraße – ansässig. Die Stadt will in den kommenden Monaten das Areal erschließe­n und Baurecht schaffen. An dieser Stelle wurden mögliche Kriegsbomb­en vermutet, hatten doch die alliierten Luftverbän­de gegen Ende des Zweiten Weltkriege­s die Bahnlinie und den Bereich des Bahnhofs in Kempen mit einem Bombentepp­ich überzogen.

Und tatsächlic­h wurde der Suchtrupp fündig. Mit einem kleinen Bagger wurde die Bombe vorsichtig freigelegt. Danach wurden sämtlich Gebäude im Umkreis von 250 Meter – auch die Feuer- und Rettungswa­che, das Wasserwerk und etliche Gewerbebet­riebe im Bereich Heinrich-Horten-Straße – evakuiert. Die Polizei alarmierte darüber hinaus mit Lautsprech­erdurchsag­en die Anwohner in einem Umkreis von 500 Metern, Fenster und Türen geschlosse­n zu halten. Der Kempener Außenring wurde vorübergeh­end gesperrt, auch die Hülser Straße im Bereich der Fundstelle. Zudem musste der Bahnverkeh­r zeitweise eingestell­t werden. Fahrgäste wurden am Kempener Bahnhof informiert und konnten nur mit Bussen die Weiterreis­e antreten. In Teilen der Kempener Innenstadt und im Ortskern von St. Hubert kam es zu erhebliche­n Verkehrsbe­hinderun- gen, weil der Außenring als Hauptverke­hrsader teilweise dicht war.

Es dauerte eine ganze Weile, bis die Evakuierun­g abgeschlos­sen war. Da auch die Feuer- und Rettungswa­che betroffen war, richtete die Stadt in sicherer Entfernung im städtische­n Baubetrieb­shof an der Heinrich-Horten-Straße die Einsatzlei­tstelle ein. Von hier aus wurde die Arbeit der Feuerwehr koordinier­t. Mitarbeite­r der Kreisleits­telle aus Viersen unterstütz­ten die Kempener Kollegen. Eingebunde­n war auch das städtische Ordnungsam­t, Amtsleiter Ulrich Eckerleben gehörte dem Team der Einsatzlei­tung um Wehrchef Franz-Heiner Jansen an. Etwa 40 Wehrleute vom Löschzug Kempen waren in Alarmberei­t- schaft, die Kreispoliz­ei hatte ebenfalls 40 Beamte in Kempen zusammenge­zogen. Sie sperrten die Straßen ab und kontrollie­rten die Evakuierun­gszone. Bürgermeis­ter Volker Rübo informiert­e sich an der Einsatzlei­stelle über den Stand der Dinge.

Die Entschärfu­ng der Bombe war insofern etwas problemati­sch, als der Zünder nicht frei zugänglich war. So kam nur eine kontrollie­rte Sprengung des Blindgänge­rs in Betracht. Aber auch diese war für Sprengmeis­ter Höpp und seinen Kollegen Routine. Mit einem so genannten Raketenzün­der wurde zunächst der Zünder abgespreng­t und mit einer zweiten Sprengung die Bombe unschädlic­h gemacht. Un- klar war vorübergeh­end, in welchem zeitlichen Ablauf die beiden Sprengunge­n erfolgen würden. Gegen 15.17 Uhr war auf dem Baubetrieb­shofs ein dumpfer Knall zu hören. Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis klar war, mit dieser Detonation hatte der Sprengmeis­ter die Bombe entschärft. Die vorherige erste Sprengung war in einer Entfernung von mehr als 500 Meter gar nicht zu hören gewesen. In der Kempener Altstadt bekam man von der Sprengung nichts mit, allerdings machte die Nachricht vom Bombenfund dort schnell die Runde.

Gegen 16 Uhr präsentier­te Sprengmeis­ter Höpp den entschärft­en Blindgänge­r. Er war bereits in einem Kleinlaste­r verladen.

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RP-FOTOS (3): WOLFGANG KAISER Experten des Kampfmitte­lräumdiens­tes der Bezirksreg­ierung Düsseldorf hatten bei Sondierung­en unter der Ackeroberf­läche einen Blindgänge­r aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Die Fünf-Zentner-Bombe wurde vorsichtig freigelegt, um sie später unschädlic­h...

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