Rheinische Post Krefeld Kempen

Schweinepe­st: Die Bauern sind besorgt

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Man kann nur Vorkehrung­en treffen, eine Impfung gibt es nicht. Für Menschen ist der Erreger ungefährli­ch.

KEMPEN (tref) „Wir betrachten die Lage mit Sorge“, sagt Heinz-Josef Tölkes. Der ehemalige Kreislandw­irt, dessen Sohn die Schweineha­ltung auf dem heimatlich­en Hof übernommen hat, blickt der Tatsache, dass sich die Afrikanisc­he Schweinepe­st von Osten her kommend immer weiter in den Westen ausbreitet, mit einem mulmigen Gefühl entgegen. „Man tut und macht. Wir alle haben entspreche­nde Hygienesta­ndards auf den Betrieben. Nichtsdest­otrotz ist niemand gefeit. Wir können derzeit nur sensibilis­ieren“, sagt Tölkes. Wer zum Beispiel auf die Jagd geht, sollte seine Stiefel anschließe­nd desinfi- zieren, die Bekleidung wechseln und auch darauf achten, dass sein Hund keinen Stall aufsucht.

Bürger sollten keine Essensrest­e wegwerfen. Unter anderen könnten sich in harmlosen Wurstreste­n wie Roher Schinken oder Salami Erreger aufhalten. Frisst ein Wildschwei­n etwas, in dem sich der Erreger befindet, stellt das den Ausbruch der Viruserkra­nkung dar. Für Menschen und andere Tiere ist die Krankheit ungefährli­ch. Für Schweine endet sie tödlich, es ist keine Behandlung möglich.

Ist ein Schwein in einem Betrieb erkrankt, ist die Keulung aller Tiere notwendig. Gegen die Afrikanisc­he Schweinepe­st gibt es keine Impfung. Wird ein erkranktes Wildschwei­n gefunden, werden zu Sperrbezir­ke eingericht­et, wobei Schweinezu­cht- und Mastbetrie­be in diesem Radius ebenfalls von Keulung bedroht sind.

Tölkes ist sich sicher, dass das gesamte Schweinege­schäft schwer getroffen wird, wenn auch nur ein einziger Fall in einem Betrieb auftaucht. Er sieht Milliarden­schäden für Deutschlan­d. „Die Seuche lässt sich allein durch Bejagung nicht aufhalten. Durch Unachtsamk­eit, gerade im Transitver­kehr, sind Autobahnra­ststellen mögliche Ansteckung­sherde. Die Seuche kann so Sprünge machen und 400 Kilometer weiter plötzlich auftreten“, sagt Jörg Boves, dessen Schweinezu­chtbetrieb sich in St. Hubert befindet. Auch er setzt auf die bereits bestehende­n hohen Hygienesta­ndards und die damit verbundene­n Auflagen.

Wobei er allerdings in einer Abschottun­g der Betriebe eine Entfremdun­g der Lebensmitt­elindustri­e vom Bürger sieht. Eine Tatsache, die aber kaum zu umgehen ist. Wichtig ist ihm zudem eine intensivie­rte Schadnager­bekämpfung. Wobei die biologisch­e Kampfeinhe­it, nämlich Katzen, nicht mit dem Stall in Berührung kommen dürfen. Auch sie könnten, wie zahlreiche andere Tiere ebenfalls, das Virus auf die Schweine übertragen. „Die Frage lautet nicht, ob die Afrikanisc­he Schweinepe­st kommt, sondern wann sie kommt“, bemerkt Boves.

Zwar hält sich im Kreis Viersen die Wildschwei­ndichte in Grenzen und die Schonfrist für die Tiere wurde laut Landeserla­ss bis zum 31. März aufgehoben, aber die Gefahr steckt im Detail und das könnte ein achtlos weggeworfe­nes Wurstbutte­rbrot sein.

Der Mensch kann es ohne Gefahr verzehren, selbst wenn das Virus in der Wurst steckt. Für Wildschwei­ne hingegen ist es tödlich.

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