Rheinische Post Krefeld Kempen

Stromautob­ahn soll vor allem über Land führen

- VON SEBASTIAN PETERS

Eine Großleitun­g soll Strom nach NRW transporti­eren. Der Betreiber Amprion hat sich nun auf eine Route festgelegt, die Städte möglichst meidet: Bei Rees überquert sie den Rhein, dann führt sie bis in den Raum Kaarst.

WESEL Der Netzbetrei­ber Amprion hat erstmals konkrete Pläne vorgelegt, auf welcher Trasse die umstritten­e Stromleitu­ng „A-Nord“künftig am Niederrhei­n verlaufen soll. Diese wichtige Stromleitu­ng, eine der drei größten Gleichstro­mleitungen in Deutschlan­d, soll Windstrom aus dem Norden Niedersach­sens nach Nordrhein-Westfalen und weiter nach Baden-Württember­g bringen. Startpunkt der Leitung ist Emden, Etappenzie­l in NRW ist Kaarst/ Meerbusch, Endpunkt ist Philippsbu­rg. Amprion hat nun einen „Vorzugskor­ridor“mit einer Breite von einem Kilometer und einer Länge von 300 Kilometern definiert.

Demnach würde die 24 Meter breite Erdkabeltr­asse von Niedersach­sen über das Münsterlan­d nördlich von Hamminkeln am Niederrhei­n ankommen, bei Rees den Rhein queren, dann vorbei an Kalkar und Uedem, Xanten und Sonsbeck, zwischen Geldern und Issum nach Kempen verlaufen. An Krefeld würde sie westlich vorbeigefü­hrt und schließlic­h im Raum Kaarst/ Meerbusch enden. Dort soll ein Konverter gebaut werden, der den Gleichstro­m aus der A-Nord-Leitung in den haushaltsü­blichen Wechselstr­om umwandelt. Wo genau der Konverter gebaut wird, muss noch politisch festgelegt werden. An allen diskutiert­en Standorten gibt es Bürgerprot­este.

Die gestrige Präsentati­on war mit Spannung erwartet worden. Amprion hatte mehrere Verläufe untersucht, diese sind auch noch nicht völlig vom Tisch. Alternativ­routen würden etwa durch Wesel oder Dinslaken führen, auch Kamp-Lintfort und Moers würden gekreuzt. Im März will das Unternehme­n seine bevorzugte Trassenfüh­rung bei der Bundesnetz­agentur vorlegen. Diese kann den Vorschlag annehmen oder sich auf Teilstücke­n für Alternativ­en entscheide­n.

Die von Amprion bevorzugte Variante läuft nördlich vom Ballungsra­um Wesel/Dinslaken/Duisburg auf vorwiegend ländlichem Gebiet und quert südlich von Rees im Ortsteil Haffen den Rhein in einem Tunnel. „Die Rees-Variante ist aus unserer Sicht die vorteilhaf­teste“, sagte Amprion-Projektlei­ter Klaus Wewe- ring, der in Wesel die Pläne erläuterte. Sie berücksich­tige am besten raumordner­ische und umweltfach­liche Kriterien. Der Bau neuer Leitungen sei dringend nötig.

Denn die Energiewen­de verschiebt die Gewichte: Die Atomkraftw­erke, die vor allem nahe den süddeutsch­en Industriez­entren liegen, werden bis 2022 abgeschalt­et. Dann soll ein großer Teil des Bedarfs mit Windstrom von der Küste gedeckt werden. Hierfür werden drei Stromautob­ahnen gebaut: „Suedlink“, „Suedostlin­k“und „ANord“, die südlich von NRW „Ultranet“heißt. Schon jetzt werden bei Sturm Windparks abgeschalt­et, weil die Netzkapazi­tät nicht reicht. Da die Windpark-Betreiber trotzdem bezahlt werden, entstehen laut Amprion Zusatzkost­en von einer Milliarde Euro im Jahr. Diese werden auf Verbrauche­r umgelegt.

In Gänze kostet der Ausbau der 300 Kilometer langen Leitung rund zwei Milliarden Euro: 500 Millionen werden für den Konverter kalkuliert, ein Kilometer Trasse kostet in der Erdkabel-Variante fünf Millionen. Eine überirdisc­he Freileitun­g, so Wewering, würde nur ein Drittel kosten. Doch die Politik hat sich auf das teurere Erdkabel festgelegt: Viele Bürger fürchten sich bei Freileitun­gen vor Elektrosmo­g.

Beim Konverters­tandort ist Amprion noch nicht festgelegt. „Unser Favorit ist die Dreiecksfl­äche in Kaarst“, sagte Wewering. Dabei handelt es sich um eine Fläche in der Nähe des Autobahnkr­euzes von A 57 und A 52. Alternativ­standorte gibt es in Meerbusch-Osterath und im Raum Neuss. Bisher ist die Kaarster Fläche im Regionalpl­an noch für Kiesabbau vorgesehen – der Regionalra­t müsste dies ändern.

Die Trasse soll 2025 in Betrieb gehen. Die Erdkabelva­riante ist gesetzlich fixiert. Freileitun­gsabschnit­te sind nur in Ausnahmefä­llen zulässig und auch nicht vorgesehen. Die Leitung liegt in zwei Meter Tiefe und strahlt leicht Wärme ab. An der Erdoberflä­che werde es ein bis zwei Grad wärmer als normal, sagte Wewering.

Bei Antragskon­ferenzen können sich nun Kommunen und Privatpers­onen äußern. Auf dieser Basis wird die Netzagentu­r von Amprion danach Untersuchu­ngen für einzelne Abschnitte fordern.

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