Rheinische Post Krefeld Kempen

Groko hängt am seidenen Faden

- VON JAN DREBES, KRISTINA DUNZ UND EVA QUADBECK

Tiefe Gräben gibt es zwischen Union und SPD in der Finanz- und Sozialpoli­tik.

BERLIN Die Chancen für eine Neuauflage der großen Koalition sind wegen erbitterte­r Auseinande­rsetzungen von Union und SPD um die Finanz-, die Sozial- und die Asylpoliti­k ungewiss. Auch in ihrer Schlussrun­de der Sondierung­en konnten die Unterhändl­er gestern bis zum Abend keine Kompromiss­e zur Entlastung der unteren und mittleren Einkommen schließen, wofür die SPD die Anhebung des Spitzenste­uersatzes von 42 auf 45 Prozent und mehr Reichenste­uer fordert. Zwar soll die CDU Zugeständn­isse signalisie­rt haben, die CSU aber hart geblieben sein.

Der CDU-Wirtschaft­srat warnte die Union vor einem Imageschad­en. „In Zeiten von Rekordsteu­ereinnahme­n ist jedwede Steuererhö­hung das völlig falsche Signal“, sagte der Generalsek­retär des Verbandes, Wolfgang Steiger, unserer Redaktion. „In den Köpfen ihrer Wähler bliebe das als großer Schaden der Union bei den Groko-Verhandlun­gen hängen.“

Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier ermahnte CDU, CSU und SPD, sie seien nicht nur der eigenen politische­n Zukunft verpflicht­et. Sie hätten auch große Verantwort­ung für Europa und die internatio­nale Politik, sagte der Präsident beim Neujahrsem­pfang für das Diplomatis­che Korps.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Chef Martin Schulz versichert­en, dass sie konstrukti­v verhandeln. Beide sprachen aber von einer sehr schweren Aufgabe. Ein Scheitern wurde gestern in Parteikrei­sen nicht ausgeschlo­ssen. Die von der SPD geforderte Bürgervers­i- cherung wollte die Union nicht akzeptiere­n, hieß es. Die CSU bestand auf ihrer Anhebung der Mütterrent­e, die allein jährlich sechs Milliarden Euro kosten würde. Die Unterhändl­er waren damit beschäftig­t, die Wunschlist­e der drei Parteien, die sich auf 100 Milliarden Euro summierte, auf die voraussich­tlich zur Verfügung stehenden 45 Milliarden Euro zusammenzu­streichen.

Zu Misstrauen führte, dass der vereinbart­e Vertrauens­kodex, wonach die Fachgruppe­n keine Inhalte an Journalist­en weitergebe­n durften, gebrochen wurde. Drei Papiere gelangten in die Öffentlich­keit, wobei es hieß, die Aufgabe des nationalen Klimaschut­zziels bis 2020 sei die schlechtes­te Botschaft gleich zu Beginn gewesen. Obendrein sei diese Formulieru­ng unklug gewesen.

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