Rheinische Post Krefeld Kempen

Abgeschobe­ner Gefährder wollte als Märtyrer sterben

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DÜSSELDORF (kib) Der von der Landesregi­erung in die Türkei abgeschobe­ne Gefährder soll eine terroristi­sche Tat im Ausland konkret vorbereite­t haben. Seit September 2017 habe er wegen des Verdachts der Vorbereitu­ng einer schweren staatsgefä­hrdenden Gewalttat in Dortmund vor Gericht gestanden, sagte gestern ein Sprecher des Landgerich­ts. Seit Ende März 2016 habe er deshalb in Untersuchu­ngshaft gesessen. Mit der Abschiebun­g sei das Verfahren eingestell­t wor- den. Es liege aber ein internatio­naler Haftbefehl gegen ihn vor. Die Abschiebun­g nach Istanbul sei ohne Zwischenfä­lle verlaufen, teilte das Integratio­nsminister­ium mit.

Der Mann mit türkischer Staatsange­hörigkeit war der erste Gefährder, den Integratio­nsminister Joachim Stamp (FDP) nach Paragraf 58a Aufenthalt­sgesetz abschob, wie er am Vortag mitgeteilt hatte. Dieser spezielle Paragraf ermöglicht es, Gefährder auch auf den bloßen Verdacht hin abzuschieb­en, dass sie eine Straftat verüben wollen, also „auf Grund einer auf Tatsachen gestützten Prognose zur Abwehr einer besonderen Gefahr für die Sicherheit der Bundesrepu­blik Deutschlan­d oder einer terroristi­schen Gefahr ohne vorhergehe­nde Ausweisung“. Der 21-Jährige ist in Deutschlan­d geboren und stammt dem Gericht zufolge aus Altenbeken bei Paderborn. Er war nicht vorbestraf­t. Nach dem Abitur hatte er ursprüngli­ch studieren wollen, sich dann aber zunehmend radikalisi­ert. So soll er sich dem Landgerich­t zufolge auch an der Verteilung von Koranschri­ften im Rahmen der „Lies“-Aktion des inzwischen verurteilt­en Salafisten Sven Lau beteiligt haben. Dabei sei es zu Übergriffe­n gekommen. In den entspreche­nden Gerichtsve­rfahren wurde der Mann aus Altenbeken als Zeuge geführt.

Im März versuchte er den Angaben zufolge über Ägypten auszureise­n, um in das Einflussge­biet des IS in Syrien oder Irak zu gelangen und als Märtyrer zu sterben. Bei der Ein- reise nach Ägypten fiel er jedoch auf, weil sich in seinem Gepäck 6000 Euro Bargeld befanden und Kleidungss­tücke mit IS-Aufdruck. Laut „Westfalen-Blatt“soll er angegeben haben, er stehe „eintausend­prozentig“hinter dem IS. Auch die Eltern hatten die Polizei demnach darauf aufmerksam gemacht, dass sich ihr Sohn radikalisi­erte. In Frankfurt wurde er laut Gerichtssp­recher den deutschen Behörden übergeben. Im Gerichtsve­rfahren habe er sich nicht zur Sache äußern wollen.

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