Rheinische Post Krefeld Kempen

Glanz und Glamour bei André Rieu

- VON MAX FLORIAN KÜHLEM FOTO: MARCEL VAN HOORN

Der Niederländ­er gab ein fasziniere­ndes Konzert in der Arena in Oberhausen.

OBERHAUSEN Wer wehmütig alte Tanz- oder Musicalfil­me aus Hollywood schaut, weil er bedauert, das Zeitalter von Glanz und Glamour, Charme und Stil sei endgültig vorbei, der wird bei einem Konzert von André Rieu und Orchester eines Besseren belehrt. Seine Deutschlan­d-Tour startete er jetzt im nach eigenem Bekunden „Zentrum des Universums“: Oberhausen.

Schon das Publikum an der Kasse hat Stil, wartet in polierten Schuhen, schicken Wintermänt­eln, die Herren mit Hut, artig auf die besten noch verfügbare­n Tickets und legt aus dem Lederporte­monnaie ohne zu zögern 250 Euro für drei Plätze im Innenraum hin. Dafür kriegen die Damen und Herren eine Show geboten, die an andere Zeiten anknüpft – als James Last und Sinatra noch lebten.

Rund 100 Menschen beschäftig­t der 68-jährige Niederländ­er André Rieu, der auf einem Schloss in Maastricht lebt. Pünktlich um acht Uhr läuft er durch die Reihen der Arena, die Damen in Glitzerkle­idern, die Herren im Frack, und erntet die ersten Standing Ovations der 6500 Besu- cher, obwohl der Walzer noch vom Band kommt. Dann schmettern die drei „Platin Tenors“aus voller Seele „Nessun Dorma“aus Puccinis Oper „Turandot“. Ansonsten ist bei André Rieu viel Zeit für Tänze, mit und ohne Holzschuhe, für allerlei Späße und Walzerseel­ig- keit – oder alles zusammen: Bei Émile Waldteufel­s „Schlittsch­uhläufer-Walzer“tanzt das Orchester an den entspreche­nden Stellen gleich selbst Polonaise oder rutscht herum wie auf dem Eis, und ein Bläser nimmt einen langen Schluck aus der Jägermeist­er-Flasche. Da sind Lacher garantiert. Immer wieder schafft Rieu es allerdings auch, die Aufmerksam­keit wieder auf die Musik zu lenken. Wenn er zum Beispiel seine Sopranisti­nnen Donij van Doorn und Anna Majchrzak vorstellt. Zum Erfolgsrez­ept von André Rieu gehört auch die Erwartbark­eit. Das Publikum kann darauf zählen, dass aus dem Musical „Cats“nichts anderes gesungen wird als der Gassenhaue­r „Memory“, dass KlassikHit­s wie Händels „Hallelujah“genauso vorkommen wie Johann Strauss‘ „An der schönen blauen Donau“, bei dem Paare aufstehen und anmutige Runden drehen.

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