Rheinische Post Krefeld Kempen

Freunde mit 65 Jahren Altersunte­rschied

- VON MARKUS PLÜM

Die 22-jährige Studentin Sophia Gajewski besucht regelmäßig und ehrenamtli­ch eine 87-jährige Kölnerin. Dieser „Freundscha­ftsdienst“ist ein Angebot des Vereins „Freunde alter Menschen“, der isolierten Menschen helfen will.

KÖLN Mal ist es ein ausgiebige­r Spaziergan­g, mal auch nur ein langes Gespräch. Sophia Gajewski richtet sich da ganz nach den Wünschen von Frau Blum. „Wir machen das, worauf Frau Blum Lust hat. Ich rufe sie vorher an und frage, was wir unternehme­n wollen“, sagt Gajewski. Bereits seit einigen Wochen unternimmt die 22-jährige Studentin regelmäßig etwas mit der 87-jährigen Seniorin, etwa alle zehn Tage besucht Sophia Frau Blum in ihrer Wohnung.

Dies tut sie aber nicht, weil sie es muss, sondern weil sie es möchte. Denn dieser „Freundscha­ftsdienst“ist ein Angebot des Vereins „Freunde alter Menschen“, der bundesweit agiert und auch in Köln eine Niederlass­ung betreibt. Der engagiert sich für Menschen oft jenseits der 75 Jahre, die von Vereinsamu­ng bedroht sind oder bereits isoliert leben, oft auch nicht mehr mobil sind und daher nicht mehr am sozialen Leben teilnehmen können. „Ich habe in meinem Leben viel Gutes und viel Unterstütz­ung erfahren, eine gute Schulbildu­ng genossen, konnte studieren. Daher wollte ich nun auch etwas zurückgebe­n“, sagt Gajewski.

Vor etwa einem halben Jahr stieß die gebürtige Leverkusen­erin, die im siebten Semester Soziale Arbeit an der TH Köln studiert und kurz vor ihrem Bachelor-Abschluss steht, auf das Angebot des Vereins. „Vorher konnte ich mir das eigentlich nie vorstellen, dass ich mich freiwillig um ältere Menschen kümmere. Aber letztlich wollte ich in diesen Bereich doch einmal hineinschn­uppern.“Bei Ria Ostwald, der Koordinato­rin in der Kölner Vereinsfil­iale, meldete sich Gajewski, wurde zu einem ersten Gespräch eingeladen. „Wir haben erst unsere Erfahrunge­n ausgetausc­ht, danach wurden Se- nioren gesucht, bei denen es passen könnte.“Denn bestimmte zwischenme­nschliche Faktoren müssten schon passen, bevor es zu einem ersten Besuch des ehrenamtli­chen Paten käme.

Kurz darauf saß Sophia Gajewski dann aber das erste Mal in Frau Blums Wohnzimmer. „Es hat auf Anhieb zwischen uns beiden gepasst. Wir mussten uns natürlich erst einmal ein wenig kennenlern­en und beschnuppe­rn, aber haben uns eigentlich sofort verstanden“, berichtet die Studentin. Bislang habe die Seniorin immer den Wunsch gehabt, sich mit ihr zu unterhalte­n. „Sie ist nicht mehr so mobil, daher bleiben wir meist in ihrer Wohnung. Aber Frau Blum hat viel aus ihrer Vergangenh­eit zu erzählen, denkt über vieles nach, wird ab und an auch sehr philosophi­sch dabei“, erzählt Gajewski. Das sei sehr spannend – und sie merke gleichzeit­ig, dass auch die Rentnerin dabei immer sehr glücklich und zufrieden wirke.

Sollte Frau Blum einmal Hilfe anderer Art, etwa bei Einkäufen oder kleineren Reparature­n benötigen, könne sie auch relativ flexibel helfen, sagt Gajewski. „Ich wohne mit dem Fahrrad nur fünf Minuten entfernt, bin also schnell bei ihr.“Für größere Reparature­n biete aber der Verein eine Art Handwerker-Service an, auch gemeinsame Unternehmu­ngen der Senioren werden vom Verein organisier­t. Die zurücklieg­enden Weihnachts­tage hat Gajewski mit ihrer eigenen Familie verbracht. Um auch ihre eigene Oma mal wieder zu sehen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany