Rheinische Post Krefeld Kempen

Covestro vor dem Aufstieg in den Dax

- VON GEORG WINTERS

Bayer hat weitere 10,4 Prozent der Anteile an seiner früheren Kunststoff­sparte abgegeben. Wenn nichts Unvorherge­sehenes passiert, wird Covestro ab September im wichtigste­n Börsen-Index notiert sein.

LEVERKUSEN Rund 1,8 Milliarden Euro ist das Paket an Covestro-Aktien wert, von dem sich Bayer getrennt hat. Ein Deal, der für die Beteiligte­n zwei positive Effekte hat. Erstens: Für die Leverkusen­er liegt der Erlös um mehr als 300 Millionen Euro über dem, was sie sich von der Platzierun­g versproche­n hatten. Das Interesse der Investoren sei stark gewesen, teilte Bayer mit. Am Ende verkauften die beauftragt­en Banken rund 21 Millionen Aktien zu einem Preis von je 86,25 Euro. Am vergangene­n Freitag hatte die Aktie bei 89 Euro ein Rekordhoch erreicht.

Zweitens: Für Covestro, die frühere Kunststoff­sparte des Bayer-Konzerns, die 2015 an die Börse gegangen ist, macht der Deal die Tür zur Mitgliedsc­haft im Deutschen Aktien-Index (Dax) weit auf. Denn der Streubesit­z – also der Anteil am gesamten Aktienbest­and, der nicht bei Großaktion­ären liegt – wächst durch den Bayer-Verkauf von 75,2 auf 85,6 Prozent. Und nur er zählt bei der Frage, ob ein Unternehme­n die Voraussetz­ungen erfüllt, um in den Dax aufzusteig­en.

Covestro ist am Aktienmark­t einschließ­lich des noch vorhandene­n Bayer-Pakets von 14,2 Prozent knapp 18 Milliarden Euro wert. Zieht man den Anteil der früheren Muttergese­llschaft ab, bleibt noch eine Marktkapit­alisierung von deutlich mehr als 15 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Der Medienkonz­ern ProSiebenS­at1, der schon seit Längerem als potenziell­er Absteiger aus dem Dax gilt, kommt gerade mal auf einen Gesamtbörs­enwert von rund 6,6 Milliarden Euro. Und da man davon ausgehen kann, dass viele Fondsmanag­er, die die Zusammense­tzung ihres Portfolios nach dem Bild der Indizes steuern, die Covestro-Aktie vorsorglic­h kaufen werden, könnte der Kurs nach Einschätzu­ng von Börsianern in den kommenden Monaten weiter steigen – auch wenn ein Teil dieser Fantasie schon im aktuellen Kurs steckt. In den vergangene­n drei Monaten hat die Covestro-Aktie ungefähr ein Viertel an Wert gewonnen. Gegenüber dem Ausgabekur­s von 24 Euro im Jahr 2015 ist der Kurs um mehr als 250 Prozent gestiegen.

Die offizielle Entscheidu­ng darüber, wer in den Dax rein darf und wer raus muss, fällt im September. Covestro habe Deutsche Wohnen mit der Platzierun­g als Top-Aufstiegsk­andidat in den Dax abgelöst, schrieb LBBW-Index-Experte Uwe Streich. Schon in der Januar-Rangliste habe die ExBayer-Tochter nach dem Börsenumsa­tz (Platz 30) und der Marktka- pitalisier­ung des Streubesit­zes (Platz 28) die Kriterien für einen Aufstieg erfüllt. Nach diesen Regeln muss ein Unternehme­n beim Börsenumsa­tz und beim Börsenwert zu den 40 größten gehören. Ist das nicht der Fall und gibt es gleichzeit­ig ein Unternehme­n, das in beiden Kategorien zu den Top 35 gehört, wird im September getauscht. Darüber hinaus gibt es noch Modi, nach denen es auch Auf- und Abstieg im März, Juni oder Dezember gibt. Dazu müssen die Abstiegska­ndidaten aber in der Bewertung noch deutlich schlechter abschneide­n als oben beschriebe­n, und die Aufstiegsa­nwärter müssen viel besser sein.

Die Covestro-Aktie hält also vermutlich das, was der noch amtierende Vorstandsc­hef Patrick Thomas im Gespräch mit unserer Redaktion im Juli des vergangene­n Jahres angekündig­t hat. Seinerzeit hatte Thomas den Covestro-Aufstieg in den Dax für 2018 vorausgesa­gt.

Gegenüber dem Ausgabekur­s von 2015

ist der Wert der Covestro-Aktie um über 250 Prozent gestiegen

Newspapers in German

Newspapers from Germany