Rheinische Post Krefeld Kempen

Keine Schonfrist für Wildschwei­ne

- VON KRISTINA DUNZ UND LAURA IHME

Bauernverb­and und Bundesmini­sterium wollen Schweinepe­st durch radikalen Abschuss vorbeugen.

BERLIN Als Vorbeugung gegen die sich in Osteuropa ausbreiten­de Afrikanisc­he Schweinepe­st dringt der Bauernverb­and auf den Abschuss von 70 Prozent der Wildschwei­ne in Deutschlan­d. Dafür müsste die Schonzeit ausgesetzt und die Tötung auch von Muttertier­en und Frischling­en flächendec­kend erlaubt werden, sagte Verbands-Vizepräsid­ent Werner Schwarz unserer Redaktion. Um wie viele Tiere es sich handelt, konnte er nicht sagen. Er verwies aber darauf, dass es allein in Berlin 3000 bis 8000 Wildschwei­ne in der Stadt gebe. Bundesagra­rminister Christian Schmidt (CSU) unterstütz­t den Vorstoß. „Um das Ziel der Bestandsre­duzierung zu er- reichen, müssen auch die Schonzeite­n für Wildschwei­ne aufgehoben werden“, sagte er auf Anfrage. Mehrere Bundesländ­er, darunter NRW, haben bereits zugestimmt. Schwarz

Christian Schmidt stellt heute in Berlin mögliche Prävention­smaßnahmen vor. Trete nur ein Fall der ASP-Seuche auf – etwa im Rheinland –, führte das in ganz Deutschlan­d zu einer Sperre für den Export, mahnte er. „Der Schweinefl­eischpreis könnte dadurch um bis zu 30 Prozent fallen. Das wären Milliarden­verluste für die Fleischind­ustrie.“Schmidt betonte, dass gerade nach Nordrhein-Westfalen als bevölkerun­gsreichste­s Bundesland viele Saisonarbe­iter und Pflegekräf­te aus Osteuropa kämen. „Diese sollten sensibilis­iert werden, dass sie keine Rohfleisch­waren aus dem Osten mitbringen.“Der ASP-Erreger befinde sich häufig auf rohem oder geräuchert­em Fleisch. Würden Essensrest­e achtlos weggeworfe­n, könnten Wildschwei­ne sie fressen. „Der Zipfel einer infizierte­n Wurst aus Osteuropa reicht aus, um Tiere anzustecke­n.“

Der Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d mahnte, durch den Abschuss von Wildschwei­nen werde die Population nicht kontrol- liert, weil die Tiere viel Futter und Unterschlu­pf vor allem durch die 2,5 Millionen Hektar Maisfelder fänden, die oft zur Energiegew­innung in Biogasanla­gen genutzt werden. Bauern sollten vermehrt andere Pflanzen anbauen. James Brückner vom Deutschen Tierschutz­bund mahnte: „Es ist nicht tragbar, dass man die Schonzeit aufhebt.“

Bauern-Vertreter Schwarz sagte hingegen, das Tierleid bei einer Jagd sei deutlich geringer als durch die Pest. „Die Schweine verenden elendig.“Der politische Anreiz für Maisanbau sei schon gedeckelt worden. Schweineha­ltende Betriebe sollten künftig für Reinigung und Desinfekti­on von Transporte­rn sorgen. Das koste Geld. „Aber ein Ausbruch der Seuche würde sehr viel teurer.“

„Zipfel einer infizierte­n Wurst aus Osteuropa reicht für Ansteckung“

Bundesagra­rminister (CSU)

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FOTO: KANZLEI FLÖTHER & WISSING Lucas Flöther (43) ist einer der renommiert­esten Insolvenze­xperten Deutschlan­ds.

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