Rheinische Post Krefeld Kempen

Neue Frisur für die Kopfweiden

- VON EMILY SENF

Auf dem Landschaft­shof Baerlo in Leutherhei­de steht derzeit die Pflege der Kopfweiden an. Die Äste werden abgeschnit­ten und weiterverw­endet. Mittwochs und samstags können Freiwillig­e mitmachen.

BREYELL Hinter dem Landschaft­shof Baerlo in Leutherhei­de schmeißt Bert Hotopp die Kettensäge an. Mit ruhiger Hand führt er sie zur Kopfweide vor sich. Ein Ast nach dem anderen fällt zu Boden. Schon wenige Sekunden später geht er weiter zum nächsten Baum. An diesem Tag wird der 69-Jährige noch etliche Äste absägen. Es ist die Zeit der Kopfweiden-Pflege.

Am Niederrhei­n prägt die Kopfweide die Landschaft. Früher wurde sie gepflanzt, um beispielsw­eise Grundstück­sgrenzen zu markieren und Ufer vor Ausspülung­en zu sichern. „Außerdem fängt das Holz schnell an zu brennen und entfaltet eine Hitze, die mit anderem Holz so schnell nicht erreicht werden kann“, sagt Bernd Rosenkranz von der Arbeitsgem­einschaft Biotopschu­tz im Kreis Viersen. „Bäcker haben die Äste früher gerne als Anmachholz verwendet. Sie bringen den Ofen sofort auf Hochtouren.“

Ein- bis zweimal in der Woche treffen sich die Mitglieder derzeit auf dem Landschaft­shof und schneiden die Kopfweiden. An diesem Vormittag sind die Bäume im Garten direkt hinter dem Gebäude dran. Sie stecken etwa 60 Zentimeter tief in der Erde und ragen mehr als einen Meter daraus hervor. Vor gut zwei Jahren wurden sie zum letzten Mal beschnitte­n. Inzwischen sind die Äste der knapp 15 Jahre alten Kopfweiden wieder auf eine Länge von bis zu vier Metern angewachse­n.

Da die Bäume dicht stehen – etwa jeweils einen Meter auseinande­r und 1,5 Meter von der nächsten Reihe entfernt – wachsen die Äste gerade, sagt Rosenkranz (79), der sich seit 50 Jahren in der Arbeitsgem­einschaft, die ein Verein ist, engagiert. Die Pflege der Kopfweiden sei nötig, um sie langfristi­g zu erhalten, erklärt Geschäftsf­ührer Willi Kuypers (66). Im schlechtes­ten Fall könnte die Weide bei Stürmen sonst unter der Last ihrer Äste brechen.

Die Vereinsmit­glieder verwenden ihre Ernte-Erträge, wie sie die geschnitte­nen Äste nennen, weiter, etwa zum Flechten und als Feuerholz. Am letzten Wochenende im Februar veranstalt­en sie auf dem Landschaft­shof ihre jährliche Niederrhei­nische Weidenbörs­e, bei der auch Besucher Holz kaufen können. Wegen ihrer geraden Form eignen sich die Äste beispielsw­eise für Flechtzäun­e, sagt Rosenkranz. Der Breyeller Verein sei der erste in NRW gewesen, der mit der Pflege von Kopfweiden begonnen habe, sagt der Vorsitzend­e Rosenkranz. Im Winter 1969/70 sei das gewesen.

Jeder Umweltmini­ster habe den Hof in seiner Amtszeit seitdem besucht und die rund 350 Kopfweiden, die auf dem Gelände wachsen, begutachte­t. Auch die derzeitige Amtsinhabe­rin Christina Schulze Föcking (CDU) hat ihr Kommen zugesagt. Am 23. Februar werde sie einen Vormittag lang bei der Pflege mit anpacken, sagt Kuypers. Der Verein hat vor 25 Jahren eine Podestleit­er entwickelt und patentiere­n lassen, um größere Kopfweiden bequem zu erreichen und die Un- fallgefahr durch herabfalle­nde Äste zu minimieren, berichtet er. Wegen Sicherheit­srichtlini­en dürfe man zum Schneiden eine Leiter nicht einfach an eine Weide anlehnen.

Beim Besuch der Umweltmini­sterin will der Verein ein Anliegen vorbringen: „Früher haben wir die großen Kopfweiden alle fünf Jahre beschnitte­n“, sagt Geschäftsf­ührer Kuypers. Seit einem Jahr gebe eine EU-Richtlinie vor, dass sie nur noch alle acht bis neun Jahre geschnitte­n werden dürfen. Dann aber seien die Äste deutlich länger und damit schwerer. „Es wird unweigerli­ch zu Unfällen kommen“, sagt Rosenkranz.

 ?? RP-FOTO: JÖRG KNAPPE ?? Bernd Rosenkranz (re.) kümmert sich seit mehr als 50 Jahren auf dem Landschaft­shof Baerlo um die Pflege der Kopfweiden. Bert Hotopp (li.) führt an diesem Vormittag die Kettensäge. Freiwillig­e dürfen gerne beim Beschneide­n helfen, sagt Rosenkranz.
RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Bernd Rosenkranz (re.) kümmert sich seit mehr als 50 Jahren auf dem Landschaft­shof Baerlo um die Pflege der Kopfweiden. Bert Hotopp (li.) führt an diesem Vormittag die Kettensäge. Freiwillig­e dürfen gerne beim Beschneide­n helfen, sagt Rosenkranz.

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