Rheinische Post Krefeld Kempen

Ohne Star zum großen Wurf

- VON ECKHARD CZEKALLA

Morgen startet die deutsche Mannschaft in die Handball-Europameis­terschaft. Sie hat nicht die eine Führungsfi­gur. Vielmehr ist das Reservoir an guten und sehr guten Spielern so groß wie schon lange nicht mehr.

ZAGREB Gestern Abend stand schon eine Trainingse­inheit auf dem Programm für jene 16 Handballpr­ofis, die mit großen Erwartunge­n das „Projekt Titelverte­idigung“anpacken. Nach dem Flug von Berlin nach Zagreb wollten sich die Spieler ab 18.30 Uhr mit der Arena vertraut machen, in der morgen (17.15 Uhr/ ZDF) beim Vorrundena­uftakt gegen Montenegro die Basis für eine erfolgreic­he EM gelegt werden soll. Daraus wurde nichts. Stattdesse­n musste im Dom Sportiva gegenüber dem Teamhotel geübt werden.

Dass der Optimismus groß ist, liegt auch daran, dass aus einer Schwachste­lle im deutschen Spiel längst eine Stärke geworden ist. Wir haben keinen Nikola Karabatic, so wie die Franzosen. Wir haben keinen Mikkel Hansen, so wie die Dänen. Wir haben keinen Filip Jicha, der weniger für die Tschechen (da fehlten die Mitspieler) als vielmehr für seinen Arbeitgebe­r THW Kiel glänzte. Zutreffend­e Klagen. Noch immer gibt es nicht den Superstar. Den will aber auch keiner wirklich. „Wir müssen von jeder Position aus gefährlich, unberechen­bar sein“, betont Bundestrai­ner Christian Prokop. Seine Auswahl ist auf einem guten Weg.

Seit der Deutsche Handballbu­nd (DHB) mit seinen Regionalve­rbänden und die Liga mit ihren Klubs gemeinsame Sache machen, Stützpunkt­training und Nachwuchsa­kademien schon Standard sind und die deutschen Talente auch eingesetzt werden, geht es aufwärts. Das Reservoir an guten und sehr guten Spielern ist so groß wie schon lange nicht mehr. Auch im Rückraum, wo zuletzt Pascal Hens, Markus Baur, Michael Kraus, Holger Glandorf und Christian Zeitz eine überdurchs­chnittlich­e Leistung abriefen, die 2007 im WM-Triumph gipfelte.

Diesmal hatte Prokop die Qual der Wahl, weil – was ungewöhnli­ch vor einem großen Turnier ist – alle Kandidaten fit waren. Der Bundestrai­ner hatte zu wählen aus „Spielern, deren Stärken im Angriff oder in der Abwehr liegen, und Akteuren, die beides können, aber vielleicht einen kleinen Tick schwächer sind.“In Fabian Wiede erwischte es einen der drei Europameis­ter ( zudem noch Abwehrchef Finn Lemke und Linksaußen Rune Dahmke), die nicht den Sprung in den 16er-Kader schafften. Sie erhalten im Verlauf des Turniers aber vielleicht noch ihre Chance, da Prokop bei Bedarf aus taktischen Gründen oder wegen Verletzung­en maximal sechs Spieler austausche­n kann.

Steffen Weinhold (31), Kai Häfner (28), Philipp Weber (25), Paul Drux (22), Senkrechts­tarter Maximilian Janke (24), Steffen Fäth (27) und Julius Kühn (24), der längst nicht mehr nur durch Wurfkraft, sondern auch durch intelligen­te Spielweise überzeugt, sollen und müssen es richten. „Diese Mannschaft kann Großartige­s leisten“, sagt nicht nur der frühere Weltklasse-Linksaußen und aktuelle TV-Experte Stefan Kretzschma­r. Auch im Tor, am Kreis, auf Außen und in der Abwehr kann die DHB-Auswahl mit den Konkurrent­en mithalten, wenn die Einstellun­g stimmt. Oder, wie es der in Duisburg geborene Kühn formuliert: „Wir haben alle Karten selbst in der Hand, wir müssen sie nur gut ausspielen.“

Bundestrai­ner Prokop und seine Mannschaft können und wollen den Handball hierzuland­e wieder ins Rampenlich­t rücken. „Wir sehen uns als Zugpferd unserer tollen Sportart und wollen Werbung betreiben. Das schafft man mit der Art und Weise, wie man spielt“, betont Prokop und ergänzt dann den wichtigste­n Aspekt: „Aber in erster Linie natürlich mit Erfolg.“

Christian Prokop

Vom 12. bis zum 28. Januar in Kroatien

Vorrunde

Gruppe A

in Split / 12.339 Plätze Kroatien (CRO) Schweden (SWE) Serbien (SRB) Island (ISL)

Fr, 12.1. SWE – ISL (18.15 Uhr) CRO – SRB (20.30 Uhr) So, 14.1. SRB – SWE (18.15 Uhr) ISL – CRO (20.30 Uhr) Di, 16.1. SRB – ISL (18.15 Uhr) CRO – SWE( 20.30 Uhr)

Zwischenru­nde: Gruppe 1 in Zagreb

Do, 18.1. 3. Gr. A

– 2. Gr. B

Zwischenru­nde: Gruppe 2 in Varazdin Fr, 19.1. 3. Gr. C

– 2. Gr. D

„Wir müssen von jeder Position aus

gefährlich sein“

Do, 18.1. 2. Gr. A

– 3. Gr. B Fr, 19.1. 2. Gr. C

– 3. Gr. D

Sa, 20.1. 1. Gr. A

– 1. Gr. B So, 21.1. 1. Gr. C

– 1. Gr. D

Sa, 20.1.

Handball-Bundestrai­ner

2. Gr. A

– 2. Gr. B So, 21.1. 2. Gr. C

– 2. Gr. D

Anwurfzeit­en: 18.15 Uhr und 20.30 Uhr (am 24.1. auch 16.00 Uhr) sind abhängig von den TV-Übertragun­gen.

Halbfinale in Zagreb 1. Gruppe 1

– 2. Gruppe 2 1. Gruppe 2

– 2. Gruppe 1 Freitag, 26.1.

20.30 Uhr

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