Rheinische Post Krefeld Kempen

Kreis-Bauaufsich­t verhindert Konzert

- VON HERIBERT BRINKMANN ARCHIVFOTO: WOLFGANG KAISER

Nach der Kultursche­une in Mülhausen muss jetzt die Kultur-Backstube in St. Tönis dran glauben. Der Kreis untersagt der Bäckerei van Densen einen Konzertabe­nd, da das Café in einem Wohngebiet liege. Ein Nachbar hatte sich beschwert.

ST. TÖNIS Drei Wochen vor dem Konzert am 27. Januar waren die Karten bereits ausverkauf­t. Das meldete die Band „4 good reasons“über die sozialen Medien – um wenige Tage später mitzuteile­n, dass das Konzert ganz abgesagt sei. Die bekannte Band aus der Region (zwei Musiker wohnen in St. Tönis) sollte die neue Kulturreih­e „Kultur-Backstube“in van Densens Filiale an der Leipziger Straße eröffnen. Entspreche­nd enttäuscht ist Sebastian van Densen, der damit am Donnerstag­abend an die Öffentlich­keit ging.

Dieses Mal sind es nicht fehlende getrennte Toiletten und Brandschut­zmaßnahmen wie beim Verbot der privat organisier­ten Konzerte in der Kultursche­une Mülhausen durch den Kreis, sondern es geht um Vorschrift­en: Das Konzert stelle eine Nutzungsän­derung dar, für die es keine bauaufsich­tliche Genehmigun­g gebe. Eine solche Genehmigun­g sei auch nicht beantragt worden.

Kurios: Van Densen hat für die Veranstalt­ung bei der Stadt Tönisvorst einen Antrag gestellt – und eine gewerberec­htliche Genehmigun­g erhalten. Die Stadt hat diese Veranstalt­ung sogar auf ihren Internetse­iten beworben. An der Leipziger Straße, an der es bis 2012 einen Edeka-Markt gab, bietet heute van Densen nicht nur Backwaren, son- dern auch Molkereiwa­ren und Dinge des täglichen Bedarfs. Bei der Stadt ist man froh, dass es an dieser Stelle noch einen Nahversorg­er gibt. Sebastian van Densen weiß auch, wie froh besonders ältere Menschen im Viertel sind, dass es diesen Laden gebe. Mit seiner Kultur-Backstube wollte er nicht ins Kulturgesc­häft einsteigen, sondern höchstens vier Mal im Jahr regionalen Musikern ein Forum und den Tönisvorst­ern ein neues kulturelle­s Erlebnis anbieten. Er sieht sich in erster Linie als Bäcker, das Programm solle auch nicht mit dem Kulturcafé Papperlapa­pp in Vorst konkurrier­en – das sich übrigens auch in einem Wohngebiet befinde. An der Leipziger Straße soll es ein Nachbar gewesen sein, der sich über das Konzert im Wohngebiet beschwert habe.

Die Stadt – so gestern ihre Stellungna­hme – akzeptiert die Ent- scheidung der zuständige­n Bauordnung des Kreises und hat van Densen Hilfestell­ung angeboten, nach einem Ersatzstan­dort zu suchen. Pikanterwe­ise sind bei der Bauordnung im Kreis Mitarbeite­r am Werk, die früher bei der Stadt Tönisvorst gearbeitet haben und zum Kreis gewechselt sind. Beim Bauplanung­srecht gibt es jedenfalls unterschie­dliche Meinungen: Der Kreis sagt: „Der Bebauungsp­lan in seiner der- zeit gültigen Fassung lässt ein solches Vorhaben grundsätzl­ich nicht zu. Ob und inwieweit dies über eine Änderung des Bebauungsp­lanes eventuell ermöglicht werden kann, liegt in der Entscheidu­ngsbefugni­s der Stadt Tönisvorst.“Beim Bauplanung­srecht müsse die Stadt, so ihre Stellungna­hme, erst die konkrete Antragsste­llung zur Nutzungsän­derung abwarten. „Ungeachtet dessen sagt der aktuelle B-Plan, dass das Ladenlokal selber in einem allgemeine­n Wohngebiet liegt, in dem zumindest ausnahmswe­ise Schankund Speisewirt­schaften zugelassen sind.“Insoweit könne die Stadt sich vorstellen, dass gelegentli­che Konzerte dem B-Plan entspreche­n.

 ??  ?? Sebastian van Densen, hier mit seiner Frau Nadine und Tochter Jule in den neuen, im April 2017 eröffneten Räumen des Cafés van Densen an der Leipziger Straße 43, ist traurig, dass die neue Konzertrei­he nicht starten kann.
Sebastian van Densen, hier mit seiner Frau Nadine und Tochter Jule in den neuen, im April 2017 eröffneten Räumen des Cafés van Densen an der Leipziger Straße 43, ist traurig, dass die neue Konzertrei­he nicht starten kann.

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