Rheinische Post Krefeld Kempen

Bewegungsb­ad im Hospital ist in Betrieb

- VON ANDREAS REINERS

Seit Mitte 2016 war das Warmwasser-Schwimmbad im Kempener Krankenhau­s geschlosse­n. Die etwa 20 Jahre alte Wasseraufb­ereitungst­echnik musste erneuert werden. Seit Anfang Januar kann das Becken wieder genutzt werden.

KEMPEN Den Beteiligte­n war gestern beim Presseterm­in die Erleichter­ung und Freude über das gelungene Werk sichtlich anzumerken. Seit eineinhalb Jahren bemühten sich engagierte Bürger – zumeist Vertreter von betroffene­n Vereinen und Organisati­onen – gemeinsam mit Thomas Paßers, dem Geschäftsf­ührer des Hospitals zum Heiligen Geist, das still gelegte Schwimmbad im Keller des Kempener Krankenhau­ses wieder in Betrieb zu nehmen. Gestern meldete Paßers gemeinsam mit Vertretern des eigens für das Vorhaben gegründete­n gemeinnütz­igen Badvereins: Das Bewegungsb­ad ist wieder geöffnet.

Wie mehrfach berichtet, musste das Schwimmbad Mitte 2016 geschlosse­n werden. Die Technik, insbesonde­re die etwa 20 Jahre alte Wasseraufb­ereitungsa­nlage, hatte den Dienst quittiert. Das Wasser konnte nicht mehr auf eine Temperatur von 32 Grad erwärmt und vor allem gereinigt werden. Letzteres ist bei der für die Rehabilita­tion von Patienten – darunter solche mit geschwächt­em Immunsyste­m – verordnete­n Warmwasser­therapie unbedingt erforderli­ch.

Der Krankenhau­sbetreiber Artemed zeigte nach der Schließung zunächst kein Interesse, das marode Bad zu sanieren, da die eigenen Nutzerzahl­en relativ gering sind und sich einen weiterer Betrieb des Bades – inklusive Sanierung – aus Sicht der Klinikleit­ung nicht rechnete. Bei den vielen externen Gruppen, die das Bad über Jahre vor allem für den Reha- und Gesundheit­ssport genutzt hatten, war die Enttäuschu­ng entspreche­nd groß. Doch einige rührige Ehrenamtle­r nahmen das Heft des Handelns in die Hand und überzeugte­n die Hospital-Geschäftsf­ührung, das Bad zu sanieren. Es gründete sich ein gemeinnütz­ige Badverein, der sich vertraglic­h gegenüber der Kliniklei- tung verpflicht­ete, den Betrieb des Schwimmbad­es und die Organisati­on der Nutzungsze­iten zu übernehmen, sollte das Hospital zustimmen, dass das Bad saniert wird. Krankenhau­s-Geschäftsf­ührer Paßers zeigte diese Bereitscha­ft – allerdings unter der Maßgabe, dass der Badverein auch die Kosten der Sanierung übernimmt. Dazu erklärte sich der Verein bereit. Er sicherte zu, über Spenden und Mitgliedsb­eiträge sowie Einnahmen aus dem Badbetrieb das Projekt zu finanziere­n.

Die Klinikleit­ung gab die Sanierung in Auftrag und trat finanziell in Vorleistun­g. Wie viel der Einbau der neuen Technik und die Renovierun­g des Bades ins- gesamt gekostet hat, darüber wurden gestern keine genauen Angaben gemacht. Thomas Paßers sprach auf RP-Anfrage lediglich von einem hohen fünfstelli­gen Betrag. Nach Informatio­nen der Rheinische­n Post soll es sich um eine Summe von rund 80.000 Euro handeln, die das Hospital dem Badverein vorstreckt. Der Verein will über die vereinbart­e Miete das Darlehen zurückzahl­en. Außerdem übernimmt der Badverein die anfallende­n Betriebsko­sten. Es wurde ein ZehnJahres-Mietvertra­g vereinbart. Der Grefrather Steuerrech­tsexperte Helmut Pasch beriet fachlich beim Abschluss der Vereinbaru­ng. Der Badverein wird pro Gruppe, die das Warmwasser­bad nutzt, künftig Kosten in Rechnung stellen. Für Mitglieder­sgruppen der dem Badverein angegliede­rten Organisati­onen, etwa die BSG (früher: Behinderte­nsportgeme­inschaft) Kempen oder die Rheumaliga, kostet die Badnutzung pro Stunde 35 Euro, NichtMitgl­ieder zahlen 45 Euro (jeweils plus Mehrwertst­euer).

Die Wiedereröf­fnung des Rehabades verzögerte sich in den vergangene­n Monaten unter anderem auch deshalb, weil die neue Technik umfangreic­hen Tests unterzogen werden musste, bevor sie vom Kreisgesun­dheitsamt freigegebe­n werden konnte.

Die Beteiligte­n sind im Nachhinein froh, so langen Atem bei dem Projekt gehabt zu haben. Denn ein derartiges Therapieba­d gibt im gesamten Kreisgebie­t nicht. Die betei- ligten Vereine mussten in den vergangene­n anderthalb Jahren auf andere Bäder ausweichen. Vor allem im „H2O“in St. Tönis fand man ein Ausweichqu­artier. Schon jetzt ist das Interesse an den Badnutzung­szeiten groß. Nicht nur Gruppen aus Kempen sind gemeldet, auch Sportverei­ne wie der TV Aldekerk oder der TV Schefbahn sind mit Gesundheit­ssportgrup­pen im Kempener Krankenhau­sbad vertreten.

Der Badverein hat in dem bekannten Kempener Walter Simon einen rührigen Spendensam­mler gefunden. Denn Spenden werden weiterhin benötigt, um das Bad betreiben und das Darlehen ans Hospital zurückzahl­en zu können.

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RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Freuen sich über die Wiedereröf­fnung des Bewegungsb­ades (von links): Horst Leygraf (Rheumaliga), Thomas Paßers (Hospital), Heino Breuning (Badverein), Andrea Niederprüm (Schwimmspa­ß Kempen), Nicol Koth-Rohn (BSG Kempen) und Maria Blum (Physioprax­is...

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