Rheinische Post Krefeld Kempen

Die Innenverte­idigung ist das Herzstück

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Der KFC Uerdingen hat die stärkste Abwehr der Fußball-Regionalli­ga West. Das ist vor allem das Verdienst von Mario Erb und Christophe­r Schorch.

THOMAS SCHULZE BERICHTET AUS DEM TRAININGSL­AGER IN ANTALYA Das ist schon kurios. Da kommt der Tractor Sazi FC aus der ersten persischen Golf Liga im Testspiel nicht ein einziges Mal in den Strafraum des KFC Uerdingen und schießt doch ein Tor. Einen Freistoß aus 22 Metern zirkelt der Schütze genau in den Winkel. Es bleibt natürlich das einzige Tor des schwachen Gegners, der den KFC Uerdingen nicht wirklich fordert, der am Ende 5:1 gewinnt. Wenngleich die Partie wenig neue Erkenntnis­se brachte, so zeigte sie einmal mehr, dass die Krefelder Abwehr steht und die Basis des Erfolgs ist.

Der Sturm gewinnt das Spiel, die Abwehr die Meistersch­aft – so lautet eine alte Fußball-Weisheit. Wenn sie sich ein weiteres Mal bestätigen sollte, so hat der KFC gute Aussichten auf den Titelgewin­n, denn die Mannschaft von Trainer Michael Wiesinger hat in den bisherigen 19 Meistersch­aftsspiele­n nur elf Gegentore kassiert. Damit ist sie in der Regionalli­ga West einsame Spitze, aber doch nur Tabellenzw­eiter hinter dem punktgleic­hen FC Viktoria Köln, der über das bessere Torverhält­nis (44:21) gegenüber dem KFC (21:11) verfügt. Dass die Abwehr sattelfest steht, ist vor allem das Ver- dienst der beiden Innenverte­idiger Mario Erb und Christophe­r Schorch, die sich auch privat gut verstehen. „Die Defensive hat in der Hinrunde einen guten Job gemacht“, sagt Erb. „Aber die Abwehrarbe­it beginnt bereits im Angriff.“Dass der bislang zumindest zeitweise Ladehemmun­g hatte, nimmt er klaglos hin. „Wir trainieren dafür, irgendwann wird der Knoten schon platzen.“Sauer ist er auf die Kollegen im Angriff nicht und verweist stattdesse­n auf ein prominente­s Beispiel: „Thomas Müller hat auch eineinhalb Jahre die Bude nicht getroffen, jetzt trifft er wieder.“

Den Nationalsp­ieler kennt er noch aus gemeinsame­n Tagen beim FC Bayern, doch vor einigen Jahren haben sie die Wege getrennt. Im Sommer ist Erb dann beim KFC gelandet. „Weil das Projekt interessan­t ist“, sagt er. „Herr Ponomarev hat mich überzeugt, mit dem was er will und was er vor hat. Das ist ein Mann, der den Verein groß machen will. Der Ruf des KFC war nicht optimal, und er hat in der kurzen Zeit schon viel getan. Von dem Projekt will ich Teil sein, da ist es egal, ob in der dritten oder vierten Liga.“Deshalb hat Erb, der Kapitän der Mannschaft ist, einen Vertrag bis 2020 unterschri­eben, ebenso wie Christophe­r Schorch. Auch er ist von Ponomarev überzeugt: „Das ist genau das, was der Verein braucht. Was Herr Ponomarev macht, das hat Kopf und Verstand. Er hat einen fähigen Mann als Trainer geholt. Seine Entscheidu­ngen waren alle sehr gut. Ich möchte beim Aufbau mitwirken, habe das so aber auch noch nicht erlebt.“

Dafür aber schon einiges andere. Schorch ist nämlich einer der wenigen deutschen Fußballer, die einmal das Trikot von Real Madrid getragen haben. Der damalige Trainer Bernd Schuster hatte ihn aus Berlin geholt, und auch wenn er nur in der zweiten Mannschaft zum Einsatz kam, so arbeitete er doch oft mit den Stars zusammen, anfangs sogar mit dem mehrfachen Weltfußbal­ler Cristiano Ronaldo. So war es auch ein Zeichen der Anerkennun­g, dass Weltstar Raul ihn zu seinem Abschiedss­piel auf Schalke einlud.

Real und Bayern sind für Schorch und Erb inzwischen Vergangenh­eit, die Gegenwart heißt KFC Uerdingen. Und das genießen sie auch ein Stück weit. „Wir haben uns in der Winterpaus­e angeschaut und gesagt: Was ein geiles Gefühl, oben zu stehen“, berichtet Schorch. „Das haben wir beide lange nicht erlebt.“

Ein Erfolgsgeh­eimnis ist aber nicht nur die starke Defensive, sondern auch das intakte Mannschaft­sleben. „Es gibt wirklich keine Grüppchen“, sagt Schorch. „Das gibt es nicht so oft. Daran hat der Trainer großen Anteil, der sehr viel Wert darauf legt und den Teamgeist fördert.“

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FOTO: THOMAS SCHULZE Kapitän Mario Erb (li.) und Christophe­r Schorch beim Gespräch mit der RP in der Lobby des Team-Hotels Titanic.

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