Rheinische Post Krefeld Kempen

Sharon Stone hofft auf Comeback

- VON FRANK HERRMANN

Die Schauspiel­erin, die mit „Basic Instinct“berühmt wurde, plaudert im Fernsehen unter anderem über Donald Trump.

NEW YORK Sharon Stone sagt gleich mal, wozu sie nichts sagen wird. „Falls jemand auf die Idee kommt, mich nach meiner Rolle zu fragen, bekomme ich einen Nervenzusa­mmenbruch.“Also, alternativ die erste Frage: Was halten Sie von Donald Trump? „Es tut mir leid“, erwidert die Diva, als wollte sie auch die abwehren, doch dann spinnt sie den Faden weiter. „Es tut mir leid. So leid. Einfach sooo leid.“Falls einer noch immer nicht verstanden hat, dass sie damit ihr Land meint, macht ihr Filmpartne­r dies mit einem Satz klar. „Das war präzise, kompakt und kraftvoll“, sagt Garrett Hedlund, ballt die Faust und fährt sie behutsam aus, bis sie Stones nun ebenfalls geballte Faust berührt. Der Rebellengr­uß, einst Black Panther, demonstrat­iv subversiv, heute nur noch cool.

Roundtable nennt sich, was sie beim Sender HBO veranstalt­en, bevor „Mosaic“über die Bildschirm­e flimmert, eine sechsteili­ge Krimiserie mit Stone und Hedlund. Draußen, in Manhattan, lärmt der Bryant Park mit seinem Eislaufrin­g. Drinnen läuft das Vermarktun­gsfließban­d. Sieben Journalist­en, zwei Schauspiel­er, jeweils im Paar. Bald sitzt das nächste Darsteller­paar am Tisch und schwärmt, was für ein genialer, profession­eller, hocheffizi­enter Regisseur Steven Soderbergh sei. Dass es nicht langweilig wird, liegt an den Anekdoten, die Soderbergh­s Mimen zu erzählen haben.

Doch zunächst zum Skript: Olivia Lake (Sharon Stone), eine gefeierte Kinderbuch­autorin, wird in ihrem Haus in den Rocky Mountains tot aufgefunde­n, ihr Geliebter Eric (Frederick Weller) des Mordes für schuldig befunden. Vier Jahre darauf begibt sich Erics Schwester Petra (Jennifer Ferrin) an den Tatort, um auf eigene Faust zu ermitteln. Sie findet einen Draht zu Detektiv Nate Henry (Devin Ratray), an dem Zweifel nagen. Bald fällt der Verdacht auf Joel (Garrett Hedlund), einen einstmals ambitionie­rten Künstler, den Olivia Lake bei sich wohnen ließ, nachdem sie mit ihm geflirtet hatte. Schauplatz ist Summit, eine fiktive Kleinstadt in Utah, dem erzkonserv­ativen Bundesstaa­t der Mormonen, in dem anderersei­ts Sundance, Amerikas angesagtes­tes Filmfestiv­al, über die Bühne geht. Ratray stand schon als Kind vor der Kamera, in „Kevin – Allein zu Haus“, der Geschichte vom achtjährig­en Kevin, der zu Weihnachte­n daheim vergessen wird und das elterliche Haus überaus einfallsre­ich gegen zwei Einbrecher verteidigt. Da war er Buzz, Kevins Bruder. Was er seither an Angeboten bekam, beschreibt er auf launige Art so: „Du arbeitest hart, kriegst hundert Dollar pro Tag, und der Indy-Film, für den du dich abrackerst, läuft dann viel

leicht nicht einmal.“Und nun: Hauptrolle! Als Soderbergh anrief, schildert Ratray, war er so perplex, dass er den Regisseur als Erstes fragte, wie er ausgerechn­et auf ihn gekommen sei. „Heißt das jetzt, dass Sie einen miesen Job machen wollen?“, fragte Soderbergh zurück, und damit war die Sache entschiede­n.

Zu Soderbergh muss man wissen, dass er bereits vor geraumer Zeit seinen Abschied vom Set verkündet hatte, dann aber in sich ging und sich 2017 zurückmeld­ete, mit „Logan Lucky“, einem Streifen aus dem Hillbilly-Milieu West Virginias. Wunderbar exzentrisc­h, so charakteri­siert Frederick Weller den Filmemache­r aus Atlanta. Als der sich erkundigte, ob Weller mitmachen wolle, stellte er sich vor als der Steven, der „München“nicht gedreht habe. Nicht Spielberg, sollte das heißen.

Sharon Stone, das blonde Haar zurückgekä­mmt, spricht irgendwann von ihrem Comeback. Jedenfalls hoffe sie, dass ihr mit „Mosaic“ein solches gelinge, sagt die Schauspiel­erin, die 1992 mit dem ersten Teil von „Basic Instinct“weltberühm­t wurde, Hollywoods Sex-Ikone, wie es damals hieß. Man wisse ja, sie sei vor Jahren mit einer Hirnblutun­g in ein Krankenhau­s eingeliefe­rt worden, sie habe ihr Kurzzeitwi­e ihr Langzeitge­dächtnis verloren, und um das alles zurückzuge­winnen, habe sie kämpfen müssen. „Ob ich mir meine Zeilen merken würde? Ich war mir nicht sicher“, sagt sie über die Arbeiten mit Soderbergh.

Ach ja, Donald Trump. Als die Assistenti­n verkündet hat, dass man leider zum Ende finden müsse, kommt Stone auf ihn zurück. Auf ihn und Harvey Weinstein. Mit Harvey, blendet sie zurück, habe sie lange zusammenge­arbeitet. Als das mit den sexuellen Belästigun­gen publik wurde, sei sie nicht überrascht gewesen. Nur gehe es nicht nur um Harvey, sondern auch um den Trump-Effekt: Leute, die bis dahin nicht zu Wort gekommen seien, hätten beschlosse­n, sich angesichts des ganzen Getöses Gehör zu verschaffe­n. „Mein Lehrer hat immer gesagt, wenn der Wandel kommt, dann passiert es in einer Sekunde. Es ist die Vorbereitu­ng des Wandels, die so verdammt lange dauert.“

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FOTO: DPA Sharon Stone

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