Rheinische Post Krefeld Kempen

Taekwondo-Elite kämpft in Düsseldorf um den Titel

- VON DAVID BEINEKE

Heute starten die Deutschen Meistersch­aften im Taekwondo. 373 Athleten reisen an. Eine Favoritin bei den Frauen kommt aus Nettetal.

NETTETAL Madeline Folgmann hat diesem Wochenende entgegenge­fiebert. Denn es ist für die Taekwondo-Kämpferin aus Nettetal nicht nur der Auftakt in eine Saison, in der sie wichtige Schritte auf dem Weg Richtung Olympia 2020 in Tokio gehen möchte. Es hält für die 21-Jährige auch einen der seltenen Fälle bereit, bei denen sie sich mit der nationalen Spitze quasi vor der eigenen Haustür messen kann. Denn heute starten die Deutschen Meistersch­aften in Düsseldorf.

„Das entspannt die Lage für mich. Ich kann im eigenen Bett schlafen und erholt an den Start gehen“, sagt Folgmann. Dass sie durch die räum- liche Nähe zu ihrer Heimat auch auf eine große Fanschar hoffen kann, ist ihr dagegen gar nicht so recht. Sie ist eher der Typ, der akribisch und sachlich für den Erfolg arbeitet. „Ich konzentrie­re mich lieber auf mich und meine Leistung. Aber wenn meine Familie kommt, ist das okay.“

Die Zurückhalt­ung der Nettetaler­in ist verständli­ch. Denn die Erwartungs­haltung ist hoch. Schließlic­h hat sie sich in den vergangene­n Jahren kontinuier­lich gesteigert und in die deutsche Spitze in der Gewichtskl­asse bis 53 Kilogramm bei den Frauen gekämpft. Im vergangene­n Jahr wurde sie sogar U21-Europameis­terin und erhielt als Lohn eine Nominierun­g bei der Wahl zum NRW-Sportler des Jahres in der Ka- tegorie „Newcomer/in“. Aktuell führt sie die deutsche Rangliste an und geht nun folgericht­ig als Favoritin ins Rennen, doch es gibt harte Konkurrenz. Etwa die Vierseneri­n Julia Ronken (TSC Gladbeck) oder Roxana Nothaft aus Nürnberg.

So schön der DM-Titel auch wäre, die Nettetaler­in hat noch ambitionie­rtere Ziele. „Wir haben unsere Pläne für die beiden nächsten olympische­n Zyklen gemacht. Madeline will 2020 in Tokio und 2024 in Paris starten“, sagt ihr Trainer Björn Pistel. Nach überrasche­nd starken Ergebnisse­n sah es 2016 zwischenze­itlich so aus, als könnte sich Folgmann schon für Rio qualifizie­ren. Am Ende fehlte es an Konstanz. Doch wer den Traum von Olympi- schen Spielen verwirklic­hen will, muss das Leben so organisier­en, dass ein Großteil der Energie in den Leistungss­port investiert werden kann. Folgmann weiß das.

Sie hat sich nach dem Abitur 2017 für ein Sportstudi­um in Köln entschiede­n, weil dort viel Verständni­s für mögliche Fehlzeiten aufgebrach­t wird. Dort hat sie durch ihre Erfolge ein „Deutschlan­d Stipendium“erhalten. Weil sie auch noch von der Deutschen Sporthilfe, der Sportstift­ung NRW und privaten Sponsoren unterstütz­t wird, hat sie die finanziell­e Basis, um sich voll auf den Sport zu konzentrie­ren. Bei täglich zwei Trainingse­inheiten, dem Studium und zahlreiche­n Turnierrei­sen ist ein Nebenjob kaum denkbar.

Direkt nach der DM in Düsseldorf steigen Folgmann und Trainer Pistel in den Flieger nach Las Vegas zu den US-Open. „Wer oben mitspielen will, muss um die Welt reisen“, betont Pistel. Zum einen, um sich mit den besten Gegnerinne­n zu messen, zum anderen, um möglichst viele Punkte für die Weltund die Olympiaran­gliste zu sammeln, die gesondert geführt wird, weil es bei den Spielen nur vier statt der sonst üblichen acht Gewichtskl­assen gibt.

Deswegen muss sich Folgmann mit Blick auf Tokio bei einigen Turnieren auch in der Klasse bis 57 Kilogramm behaupten. Dort belegt sie aktuell Platz 16 der Rangliste. Steht sie 2020 unter den ersten acht, wäre sie direkt für die Olympische­n Spiele qualifizie­rt. Der nächste Schritt auf dem weiten Weg dorthin soll für Folgmann der Titel Deutsche Meisterin 2018 in Düsseldorf sein.

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FOTO: TG NETTETAL Madeline Folgmann

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