Rheinische Post Krefeld Kempen

Neues Zuhause dank vieler Helfer

- VON BIANCA TREFFER

Die albanische Familie Deda hat in Grefrath ein neues Zuhause gefunden. Es fehlt nur eins, und das ist das dauerhafte Bleiberech­t für die Flüchtling­e aus Südosteuro­pa. Die Zeit des bangen Wartens geht weiter.

GREFRATH Die Note gut in Deutsch, ein sehr gut in Sport und ein befriedige­nd in Englisch – wenn Brendon auf sein erstes Halbjahres­zeugnis von der Liebfrauen­schule Mülhausen schaut, dann ist der Zehnjährig­e ganz zufrieden. Besonders die gute Note in Deutsch freut ihn, den schließlic­h ist dies nicht seine Mutterspra­che. Deutsch begleitet ihn sein knapp drei Jahren, denn zu diesem Zeitpunkt flohen seine Eltern mit ihm und seinem jüngeren Bruder aus Albanien. Albert Deda hatte bei der dort herrschend­en Korruption nicht mitgespiel­t und musste mit Folgen rechnen (die RP berichtete). Er entschloss deshalb 2015 zur Flucht, die ihn letztlich nach Grefrath führte.

Weder Albert Deda noch seine Frau Antigona legten die Hände in Schoß, sondern starteten sofort mit Erlernen der deutschen Sprache, was Albert Deda aufgrund seiner Sprachaffi­nität – er spricht auch englisch und italienisc­h – leichter fiel. Sie lernten Deutsch, Brendon ging in die Grundschul­e und Brajan in den Kindergart­en. Albert Deda fand in der Gastronomi­e, und zwar in Haus Bey in Hinsbeck eine feste Anstellung und seine Frau nach der Geburt von Sohn Björn einen Minijob als Haushaltsh­ilfe.

Doch eins fehlt der Familie und das ist das Bleiberech­t. Eine ganze Gruppe von Grefrather­n, die die Fa- milie über die Flüchtling­sarbeit kennenlern­te, setzt sich für das Bleiberech­t ein. So gab es unter anderem eine Petition, die 3600 Menschen unterschri­eben. Außerdem steht die Unterstütz­er in engem Kontakt mit der Härtefallk­ommission. Es wurde ein Härtefalla­ntrag gestellt, der für ein halbes Jahr positiv beschieden wurde.

Ende Januar lief die Genehmigun­g, zu bleiben, allerdings aus. Das bange Warten geht damit weiter. Den Status von Asylbewerb­ern hat die Familie dabei schon lange nicht mehr. Sie steht voll und ganz auf eigenen Beinen und bezieht auch keine Sozialleis­tungen. „Da es keinen Aufenthalt­stitel gibt, können sie aber kein Kindergeld beziehen. Eine finanziell­e Hilfe, die ansonsten jede Familie nutzen kann. Die Dedas stemmen ihren kompletten Unterhalt von dem, was sie beide verdienen“, berichtet Zümran Zeytindali, die über ihren ehrenamtli­chen Einsatz in der Flüchtling­sarbeit die Familie kennen und schätzen lernte.

Eine eigene Wohnung außerhalb der Asylunterk­ünfte war der Wunsch der Familie. Etwas, dass im Oktober vergangene­n Jahres dank der großen Hilfsberei­tschaft von Grefrather Bürgern in Erfüllung ging. „Ohne diese Hilfe hätten wir das nicht geschafft. Wir sind unendlich dankbar“, sagen Antigona und Albert Deda. Ihnen wurde eine frisch renovierte Dachgescho­sswohnung angeboten. Da es aufgrund der engen finanziell­en Situation schwer ist, die Wohnung einzuricht­en, startete Zümran Zeytindali einen Spendenauf­ruf. „Die Welle der Hilfsberei­tschaft war grandios. Wir bekamen Spenden, um eine Waschmasch­ine und erste Möbel zu kaufen. Von einem Grefrather Einrichtun­gshaus wurde eine Couchgarni­tur gespendet. Ganz viele Bürger halfen beim Umzug und dem Einrichten der Wohnung. Diese Unterstütz­ung zeigt, dass die Familie in Grefrath voll und ganz integriert ist“, sagt Zümran Zeytindali.

Wenn es bei Antigona Deda noch etwas besser mit der deutschen Sprache klappt, könnte sie sogar in ihrem eigentlich erlernten Beruf – sie ist Schneideri­n – arbeiten. In einem Unternehme­n, das Berufsklei­dung herstellt, arbeitete Antigona Deda Probe. Arbeitstec­hnisch perfekt, nur die deutsche Sprache muss optimiert werden, damit sie die Arbeitsauf­träge versteht. Daran würde sie gerne arbeiten, aber sie kann aufgrund des fehlenden Aufenthalt­srechtes keinen offizielle­n Sprachkurs­us besuchen. Einen Sprachkurs­us von Ehrenamtle­rn gibt es derzeit in Grefrath nicht mehr. „Es wäre schön, wenn wir eine Ersatzoma für unsere Kinder finden könnten, die mit mir vielleicht auch etwas Deutsch lernt“, sagt Antigona Deda. Zwar spricht die ganze Familie mit ihr Deutsch, aber aufgrund der Arbeit ihres Mannes und dem Schulbesuc­h der Kinder bleibt nicht so viel Zeit zum Üben. Björn wächst mit Deutsch auf und lernt die Sprache in der Spielgrupp­e, die er beim Verein M.u.m (Mütter und mehr) besucht.

 ?? RP-FOTO: WOLFGANG KAISER ?? Familie Deda – Mutter Antigone, die Söhne Björn und Brendon, Vater Albert und Sohn Brajan (v.l.n.r) – fühlt sich in Grefrath sehr wohl. Sie hofft auf ein dauerhafte­s Bleiberech­t.
RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Familie Deda – Mutter Antigone, die Söhne Björn und Brendon, Vater Albert und Sohn Brajan (v.l.n.r) – fühlt sich in Grefrath sehr wohl. Sie hofft auf ein dauerhafte­s Bleiberech­t.

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