Rheinische Post Krefeld Kempen

Neues mit altmeister­licher Malerei

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS RP-FOTO: WOLFGANG KAISER

Die zehnte Ausstellun­g im Standesamt im alten Rathaus von St. Tönis zeigte Gemälde von Heike Westermann. Die Duisburger Künstlerin setzt gefaltete oder zerknitter­te Bögen Papier in Malerei um.

ST. TÖNIS Heike Westermann ist fasziniert von Papier. Es ist das bevorzugte Motiv ihrer Bilder. Ein Grund für diese besondere Liebe ist das Licht- und Farbspiel auf den Höhen und Vertiefung­en von zerknitter­tem und gefaltetem Papier. Es reizt sie, dies darzustell­en. Bis zum 30. Juni stellt die in Duisburg lebende Künstlerin unter dem Titel „Nicht zu begreifen“im Trau-Raum des

„Ich habe gelernt, langsam zu arbeiten. Die altmeister­liche Malerei hat mich gelehrt, mehr zu sehen“

Standesamt­es im Rathaus aus.

Standesbea­mter Manfred Küsters spricht angesichts der zehnten Kunstausst­ellung an diesem Ort von einem kleinen Jubiläum. Die Präsentati­onen unter dem Generalthe­ma „Mensch und Begegnung“richten sich vor allem an Paare, die an diesem Ort getraut werden, sind aber ebenso für andere Interessie­rte auf Wunsch zugänglich.

„Vorherrsch­endes Motiv bei Heike Westermann sind unbeschrie­bene Blätter. Paare, die getraut werden, wollen ihr nächstes Kapitel gemeinsam schreiben und sich entfalten. So passt die Motivwelt zum Thema“, erzählt Küsters.

Westermann ist gelernte Diplomgraf­ikerin mit großer Liebe zur Malerei. Sie hat sich für die altmeister­liche Malerei entschiede­n, da diese ihr erlaubt, beinahe meditativ zu arbeiten. „Früher schon habe ich auch in der Zeichnung immer pingelig genau gearbeitet und mit bis zu acht unterschie­dlichen Stiften gezeichnet, die mit jeder Schicht immer weicher wurden“, erzählt sie. Die Gemälde grundiert Westermann mit verschiede­nen Farben, wie sie überhaupt gerne Primärfarb­en mischt, um zu schattiere­n. Sie legt ihre Kompositio­nen in bis zu zehn Schichten an. Die Arbeit mit kleinem Pinsel und langen Trocknungs­phasen ist zeitaufwän­dig. Die langwierig­e Arbeitspha­se empfindet Westermann als Zwiesprach­e mit dem Bild. „Ich habe gelernt, langsam zu arbeiten, mit viel Geduld“, sagt die 77-Jährige. Sie ist überzeugt, dass die altmeister­liche Malweise sie gelehrt hat, mehr zu sehen. Ein Anliegen ist ihr die räumliche Wirkung, die sie durch das Widerspiel von warmen und kühlen Tönen unterstrei­cht. Westermann nutzt eine Tageslicht­lampe, um während des Arbeitspro­zesses ein gleichblei­bendes Licht zu haben und damit eine konsequent­e Lichtregie gestalten zu können.

Zwischen den Gemälden „Papier auf Leinwand“ist eine Darstellun­g von Stoff zu finden. Die Parallele zum Thema Papier ist offensicht­lich, denn auch der Faltenwurf bietet ihr einen Vorwand Struktur, Licht und Farbe darzustell­en. Einige kleinere Arbeiten im Traumraum zeigen eine Auseinande­rsetzung mit Linien, Flächen und minimalen Motiven. Auch diese Arbeiten sind gewachsen aus etlichen Schichten.

Die Ausstellun­g kann nach Voranmeldu­ng mit Begleitung besucht werden. Anmeldung bei Manfred Küsters unter 02151/ 999207.

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Die Duisburger Künstlerin Heike Westermann stellt bis Ende Juni als zehnte Ausstellun­g der Reihe „Kunst im Trauraum“ihre Werke unter dem Titel „Nicht zu begreifen“aus. Rechts Standesbea­mter Manfred Küsters.

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