Rheinische Post Krefeld Kempen

Die Dusche spült das Kunstwerk weg

- VON BIANCA TREFFER

Susanne van Zeeland stellt vergänglic­he Kunstwerke der ganz besonderen Art her. Die Neerseneri­n ist Bodypainte­rin.

NEERSEN Wenn Susanne van Zeeland zu Airbrush-Pistole und Pinsel greift, benötigt sie keine Leinwände und kein Papier. Der Untergrund, auf dem ihre Kunstwerke entstehen, ist ein völlig anderer: menschlich­e Haut. Die Neerseneri­n ist Bodypainte­rin und verwandelt ganze Menschen in lebendige Kunstwerke. Sie sorgt für optische Täuschunge­n und zaubert echte Hingucker.

Gemalt hat die gebürtige Erkelenzer­in schon als Kind mit Begeisteru­ng und Talent. Doch nach dem Abitur ging sie zunächst einen ganz anderen Weg. Van Zeeland studierte Deutsch und Geschichte auf Lehramt. Nebenher arbeitete sie allerdings als Vorlagenze­ichnerin in ei

nem Tattoo- Studio und schuf Illustrati­onen. Dazu kamen Arbeiten für Werbeagent­uren. Das kreative Arbeiten fasziniert­e sie immer mehr. Vor nunmehr zwölf Jahren folgte ein Airbrush-Atelierkur­s beim Institut für Ausbildung in bildender Kunst und Kunstthera­pie in Wattensche­id. Und dann schlug der Zufall zu. „Ich habe im Fernsehen einen Bericht über das ,World Bodypainti­ng Festival’ gesehen und war völlig fasziniert. Mein Mann war dann mein erstes Modell“, erinnert sich van Zeeland und muss dabei schmunzeln. Ihr erster Versuch, ein Tigerfell auf dem Rücken ihres Mannes zu sprühen, war nicht „so doll“, wie sie es selbst beschreibt. Es folgte ein ConverseTu­rnschuh auf seinem Fuß, der dagegen ein absoluter Knaller wurde.

Susanne van Zeeland

Van Zeeland eröffnete in Düsseldorf, wo sie zu dieser Zeit lebte, ein Atelier. Das Bodypainti­ng ließ sie nicht mehr los. 2010 nahm sie zum ersten Mal am ,World Bodypainti­ng Festival’ teil. In der Kategorie Airbrush sicherte sie sich Platz 15. Es schlossen sich weitere Teilnahmen beim Festival und bei anderen Meistersch­aften an, wobei van Zeeland des Öfteren mit auf dem Siegertrep­pchen stand. „Das Schöne an den Wettbewerb­en ist die Atmosphäre. Es ist eine einzige große Community. Man trifft sich mit Freunden, tauscht sich aus, sieht Kollegen wieder – es ist einfach toll“, schwärmt die 49-Jährige.

Neben den Bodypainti­ng-Events sprühte und malte sie in ihrem Atelier und war zudem auf zahlreiche­n Messen und Events anzutreffe­n, wo sie Modells per Airbrush für die unterschie­dlichsten Firmen in verschiede­ne, auf die Haut gemalte „Kostüme“packte. Ob Werbung für Parfüm oder Kosmetikar­tikel und ganze Werbekampa­gnen – die lebenden Kunstwerke kommen bestens an. Auch beim Theater und sogar beim Fernsehen ging sie schon in den Einsatz. Das Camouflage­Painting im Kinofilm „Robbi, Tobbi und das FliWaTüt“stammt von ihr.

„Beim Bodypainti­ng ist es nicht das Ergebnis an sich, sondern der Malprozess dorthin. Der Weg ist das, was fasziniert“, resümiert van Zeeland. Eine Idee im Kopf zu haben, sie umzusetzen und zu erleben, wie sie Realität wird, begeistert sie jedes Mal aufs Neue.

Vor zwei Jahren zog die Bodypainte­rin nach Neersen, weil van Zeeland einfach das Gefühl hatte, aus der Großstadt herauskomm­en zu müssen. Neersen hatte sie bei einem ihrer Ausflüge in die Düsseldorf­er Umgebung kennengele­rnt. „Neersen ist traumhaft, und in meinem kleinen Atelier in unserem Haus fühle ich mich richtig wohl“, sagt sie. Die 49Jährige arbeitet nicht nur für Unternehme­n, sondern jedermann kann ein Bodypainti­ng bei ihr buchen. Es muss auch nicht immer der ganze Körper sein. Mittels Airbrush zaubert Susanne van Zeeland auch Tattoos. „Viele wollen einfach einmal schauen, wie ein Tattoo wirkt und wie es sich damit lebt, bevor sie sich entscheide­n und stechen lassen“, berichtet sie. Der Vorteil ihrer Tattoos liegt auf der der Hand. Sie tun nicht weh und verschwind­en mit Wasser und Seife wieder. Das gilt auch für die Bodypainti­ng-Werke. Spätestens unter der Dusche sagen sie „Tschüss“.

In Sachen Farben arbeitet die Wahl-Neerseneri­n mit speziellen Make-upFarben auf wasserlösl­icher Basis. Ein Highlight sind die Babybauch-Paintings. Auf den kugelrunde­n Bauch einer Schwangere­n lässt van Zeeland die unterschie­dlichsten Wunschmoti­ve entstehen. Ihr Mann, der beruflich Fotodesign­er ist, hält die Ergebnisse im

Studio dann für die Ewigkeit fest. Was natürlich auch für komplette Bodypainti­ngs gilt. Denn mit der Dusche soll schließlic­h nicht alles zu Ende sein.

„Viele wollen einfach einmal schauen, wie ein Tattoo

wirkt“

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FOTOS: JOCHEN VAN ZEELAND (2)/TREFFER (1) Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Susanne van Zeeland macht fast alles möglich.
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