Rheinische Post Krefeld Kempen
Die Glockengießerei wächst
Ein altes Handwerk ist auf Gut Heimendahl eingezogen. Ferdinand Ostermaier plant das Gießen einer Glocke und baut derzeit dafür eine besondere Grube mit Schmelzofen.
KEMPEN Rauch kräuselt sich aus dem Kamin der Glockengrube und hüllt Ferdinand Ostermaier, der in einem Erdloch neben dem qualmenden Ofenrohr steht, in leichten weißen Nebel ein. „Kannst du mir noch ein paar von den schmaleren Steinen mitbringen?“, ist seine Stimme durch den Dunst zu hören. Birgit Küppers packt zu den größeren Kalksandsteinen die gewünschten kleineren Exemplare von der Palette mit in die Schubkarre. Unter leisem Geklapper schiebt sie sie in Richtung des Fundaments für den Gießofen los. „Die Grube wird komplett mit alten Abbruchsteinen gefüllt. Darauf kommt die Betonplatte und auch die Seiten werden mit Beton aufgefüllt. Schließlich lastet später ein Gewicht von 1,5 bis zwei Tonnen auf dem Fundament“, erklärt Ostermaier, der Stein für Stein einsetzt.
Seit März vergangenen Jahres ist der Duisburger auf der leer stehenden Fläche rund um das ehemalige Bienenhaus auf Gut Heimendahl zusammen mit seiner Lebensgefährtin mit dem Bau einer Glockengrube samt Schmelzofen beschäftigt. Eine Glockengrube, die Ostermaier nach historischen Vorlagen umsetzt, schließlich will er dort eine Glocke nach einem Vorbild aus dem 9. Jahrhundert gießen, eine sogenannte Bienenkorbglocke.
Die eigentliche Grube hat der 62-Jährige schon gebaut. Sie ist kreisrund, aus Feldbrandsteinen gemauert. Wobei sich im Boden eine Feuergasse befindet, die Ostermaier regelmäßig befeuert, damit „die Glockengrube trocken bleibt und sich keine Feuchtigkeit einnistet“, erklärt der Fachmann. Sie muss lediglich im Inneren noch mit Lehm verputzt werden, dann ist sie komplett fertig.
Aktuell stehen die Arbeiten am eigentlichen Schmelzofen an. Parallel dazu verläuft der Bau der falschen Glocke bei Ostermaier daheim. Sie stellt später die Form dar. Dafür modelliert der Duisburger um einen hölzernen Glockenkern aus einem Gemisch aus Lehm und Tiermist die Innenform auf. Es folgt eine Schicht Wachs, der sich auf der Außenform anschließt. Das Ganze muss entsprechend trocknen. Später werden in einem Holzofenfeuer die Wachsschicht geschmolzen und Ausflussöffnungen geschlossen. Damit ist die eigentliche Form für die Glocke fertig.
Diese Form muss danach langsam aufgeheizt werden, damit der Lehm verziegelt. Im Schmelzofen wird die Bronze letztlich bei 1300 Grad geschmolzen, bevor sie über die Gießrinne in die Form in der Grube gegeben wird. 14 Tage verweilt die Glocke dort, dann ist sie fertig und Ostermaier hat sich einen lang gehegten Wunsch erfüllt. „Ich träume schon lange davon, einmal eine richtige Glocke zu gießen