Rheinische Post Krefeld Kempen
Die Sorge vor einem Fachkräftemangel geht um
Da will kaum jemand arbeiten. In der Küche gestaltet es sich derzeit noch schwieriger, Personal zu bekommen“, sagt zum Beispiel Semka Muratovic vom Kolpinghaus Kempen. Im Sommer bei 36 Grad stundenlang an einem sechsflammigen Gasherd zu stehen und zu kochen, ist nicht jedermanns Sache.
Dazu kommt der Stress bei Großveranstaltungen. Wenn 150 Personen gleichzeitig ihr Essen auf dem Tisch stehen haben wollen, dann sind Höchstleistungen sowohl in der Küche als auch beim Service gefordert. Wobei bei großen Events nichts ohne den Einsatz von zusätzlichen Aushilfen geht. Aber auch hier wird es zunehmend schwierig, geeignetes Personal zu finden.
Muratovic beklagt zudem eine generelle Lustlosigkeit bei der Arbeit sowie im Ausbildungsbereich. „Wir haben früher immer ausgebildet, und es hat jede Menge Spaß gemacht. Das ist heute nicht mehr so. Teilweise haben die Jugendlichen völlig den Bezug zur Realität verloren. Sie sehen sich Superstar-Shows an und wollen selber einer sein“, sagt Semka Muratovic.
Probleme bei der Suche nach Fachkräften und Auszubildenden kann auch Florian Hirschmann bestätigen. „Man kriegt alles irgendwie immer hin, in dem man auf Aushilfen, gerade im Service, zurückgreift. Aber einfach ist es nicht“, sagt der Inhaber vom Et Kemp´sche Huus. Er sieht dies zum Teil darin begründet, dass das Gastgewerbe immer noch mit einem schlechten Image zu kämpfen hat. Unangepasste Gehälter, eine hohe Arbeitsstundenzahl pro Woche und das niedrige Ansehen dieser Berufe seien in manchen Köpfen fest verankert.
Dabei hat das Gastgewerbe genauso geregelte Arbeitszeiten wie jede andere Beschäftigung. Nur dass hier zu anderen Zeiten gearbeitet wird, als in vielen anderen Berufen. In Sachen Bezahlung setzen bereits viele Betriebe auf Sondervergütungen und Belohnungssysteme. Für gute Leistung steht ein Bonus an. Eine Motivation, die zieht.
Das Zugehörigkeitsgefühl von Mitarbeitern zu steigern, ist ein anderes Stichwort. Hirschmann sieht auch eine Chance durch Eingliederungsmaßnahmen für Flüchtlinge, die so für den Arbeitsmarkt fit gemacht werden. Hier könne man Menschen für einen Beruf begeistern und auf Dauer in der Branche halten. Denn gerade für die Planung ist es wichtig, ein festes Team zu haben, auf das man sich verlassen kann.