Rheinische Post Krefeld Kempen

Eine Politikeri­n zum Umarmen

- VON MANFRED MEIS

NRW-Staatssekr­etärin Serap Güler besuchte gestern den Deutschunt­erricht für Flüchtling­skinder in der Gemeinscha­ftsgrundsc­hule Breyell. Die weitere Finanzieru­ng ist durch eine Spende vorerst gesichert

BREYELL Neben der Märchenpri­nzessin schweben Luftballon­s, eine Indianerin macht einem Astronaute­n Konkurrenz und mittendrin klebt ein buntes Bild mit lauter verkleidet­en Menschen – Karneval ist angesagt auch in der Gruppe der 18 Kinder, die an der Gemeinscha­ftsgrundsc­hule in Breyell eine neue Sprache erlernen und gleichzeit­ig deren kulturelle­s Umfeld erkunden.

Obwohl einige erst vor wenigen Monaten in die Schule gekommen sind, können sie sich schon gut auf Deutsch verständig­en, stellt Serap Güler fest. Die Staatssekr­etärin im NRW-Ministeriu­m für Kinder, Familie, Flüchtling­e und Integratio­n setzt sich zu den Kindern in den Stuhlhalbk­reis und erfährt, dass einige aus Syrien kommen, andere aus Iran, Kurdistan und Afrika.

Karneval wollen alle feiern, manche sich auch verkleiden. „Ich als Prinzessin“, ruft ein Mädchen. Die Jungen sind etwas zurückhalt­ender, haben aber ihre Fußballfav­oriten: Bayern München, Real Madrid, Köln. Letzteres hört die Staatssekr­etärin mit türkischen Wurzeln besonders gern, lebt sie doch in der Domstadt. Als Güler fragt, wer denn Arabisch sprechen könne, gehen mehrere Arme in die Höhe. Doch ihren aus dem Arabischen stammenden Vornamen Serap können sie noch nicht übersetzen: Illusion oder auch Fata Morgana. n diesem Morgen ist sie aber keine flimmernde Wüstenersc­heinung, sondern sehr real. Und so fallen ihr die Mädchen beim Abschied stürmisch um den Hals.

Die CDU-Politikeri­n war auf Bitte des Landtagsab­geordneten Marcus Optendrenk (CDU) nach Breyell gekommen, um sich über Erfolge und auch Schwierigk­eiten bei der Vermittlun­g der deutschen Sprache zu informiere­n. Wie Schulleite­rin Iris Dickmann erläuterte, haben die „Nullsprach­ler“die Schule vor große Probleme gestellt, weil sie auch auf eine solche Situation nicht vorbereite­t war. Erst durch zusätzlich­en Sprachunte­rricht am Nachmittag, dessen Organisati­on und Fi- nanzierung der Hilfsverei­n Human Plus übernahm, wurden die Kinder so fit, dass sie auch dem Regelunter­richt folgen können.

Human Plus-Vorsitzend­er Anestis Ioannidis, der als 13-Jähriger nach Deutschlan­d kam, konnte berichten, wie schwer es ist, in einer neuen Umgebung Fuß zu fassen – ohne Sprachkenn­tnisse: „Drei Jahre lang musste ich bei einer pensionier­ten Lehrerin von Montag bis Samstag antanzen und lernen.“Aber nur so kam er auch bei Freunden ins Haus und lernte Deutsche kennen: „Das hat mich bis heute geprägt.“So ist ihm auch heute daran gelegen, Kinder zu fördern und so früh wie möglich zu integriere­n. Problem nur: Human Plus ist für die Finanzieru­ng auf Spenden angewiesen.

Die Staatssekr­etärin war sehr angetan von dem Projekt und zeigte sich „offen für gute Beispiele, von denen wir lernen können“, zumal es nach der Ausnahmesi­tuation 2015 und 2016 nun darauf ankomme, mit der Integratio­n zu beginnen, nachdem zunächst die Versorgung im Vordergrun­d stand. „Da sind noch dicke Bretter zu bohren“, meinte Nettetals Bürgermeis­ter Christian Wagner. Es folge nun die „mühselige, kleinteili­ge Arbeit“, denn „wir müssen nun die Tür für eine gelingende Integratio­n öffnen.“

Um die weitere Finanzieru­ng müssen sich die Mitglieder von Human Plus vorerst keine Sorgen machen. Hat bisher der Hinsbecker Immobilien-Unternehme­r Uwe Schmitz (Frankonia Eurobau AG) Human Plus unterstütz­t, so sagte nun der Rotary-Club Kempen-Krefeld durch seinen Foundation-Beauftragt­en Jürgen Schmitz (St. Tö- nis) eine Spende von 14.400 Euro zu. Der Club hat bereits die Sprachförd­erung von Flüchtling­skindern am Gymnasium Thomaeum Kempen unterstütz­t.

 ?? RP-FOTO: JÖRG KNAPPE ?? NRW-Staatssekr­etärin Serap Güler besuchte den Deutschunt­erricht für Flüchtling­skinder in der Gemeinscha­ftsgrundsc­hule Breyell. Die weitere Finanzieru­ng ist durch eine Spende vorerst gesichert.
RP-FOTO: JÖRG KNAPPE NRW-Staatssekr­etärin Serap Güler besuchte den Deutschunt­erricht für Flüchtling­skinder in der Gemeinscha­ftsgrundsc­hule Breyell. Die weitere Finanzieru­ng ist durch eine Spende vorerst gesichert.

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