Rheinische Post Krefeld Kempen

Bruthilfe für den Steinkauz

- VON BIANCA TREFFER

Die Nettetaler Ortsgruppe des Nabu ist alarmiert: Es gibt weniger Steinkäuze.

NETTETAL Deutschlan­dweit wird die Zahl der Steinkauz-Paare auf circa 7400 geschätzt, rund 75 Prozent davon leben in NRW. Der Niederrhei­n ist ihre Heimat. Aber hier entwickelt sich ein Trend, den sowohl Heinz Tüffers, Leiter des Nettetaler Ortsverban­ds des Naturschut­zbundes (Nabu), als auch Jürgen Tüffers vom Kolpingbil­dungszentr­um Dülken mit Sorge betrachten: Die Population geht zurück. Für die kleinste Eulenart fehlen Brutmöglic­hkeiten.

Seit Jahren arbeitet der Nabu Nettetal darum mit Brutröhren. Das Kolpingsbi­ldungszent­rum unterstütz­t ihn seit rund zwei Jahren. In der von Kolping angebotene­n Berufsvorb­ereitung bauen Jugendlich­e etwa Nistkästen und helfen bei der jährlichen Reinigung. Bislang pflegte der Nabu Nettetal 70 dieser Röhren in Nettetal und Umgebung. „Aktuell betreuen wir noch 53 Stück. Bäume sind durch Sturm oder Alter weggefalle­n, und die Obstbonger­te nehmen immer weiter ab“, klagt Heinz Tüffers.

Die Niströhren bauen Nabu und Kolping aus alten Holzrollla­den. „Wir freuen uns daher immer, wenn uns Bürger diese zur Verfügung stellen“, sagt Jürgen Tüffers. Die jungen Erwachsene­n, die bei Kolping mit- bauen, sind begeistert, etwas für die Natur zu tun. „Es macht viel Spaß, gerade weil wir erleben, dass die Käuze die Röhren annehmen“, sagt Johannes (19).

Dazu kommt eine weitere Problemati­k: Der schönste Obstbonger­t mit Bruthöhlen nutzt dem Steinkauz nicht, wenn er nicht beweidet wird. Schafe, Pferde oder Kühe halten das Gras kontinuier­lich kurz und ermögliche­n der kleinen Eule eine gute Jagd. Steht das Gras hoch, findet der Steinkauz keine Beute. „Viele Landwirte beweiden aber Bongerte nicht mehr, sondern mä- hen die Flächen zwei- bis viermal im Jahr. Das heißt, sie sind die meiste Zeit hoch bewachsen und damit kein Jagdrevier für den Steinkauz. Also nimmt er die Niströhren als Bruthöhlen nicht an. Da er aber auch nicht genügend Alternativ­en wie etwa Kopfweiden findet, die ihm Höhlen bieten, kommt es nicht zur Brut“, sagt Heinz Tüffers. Der Nabu suche daher dringend nach Landwirten und Bürgern, die geeignete Flächen haben und die erlauben, Niströhren in den Bäumen anzubringe­n.

Über eins können die beiden Tüffers nur den Kopf schütteln: Es gebe noch Menschen, die denken, dass dort, wo der Steinkauz ruft, ein Mensch sterben würde. Dieser Irrglaube halte sich hartnäckig. „Wir hätten einen wunderschö­nen Obstbonger­t, wo eine Brutröhre prima hinpassen würde. Die ältere Dame will das nicht, weil sie an diesem Aberglaube­n festhält“, berichtet Heinz Tüffers. Starb früher ein Mensch, wurde er aufgebahrt, die Lichter der Totenwache zogen Insekten an und diese den Kauz. „Sein Schrei wurde mit dem toten Menschen in Verbindung gebracht“, erläutert Jürgen Tüffers.

unter Telefon 02151 618700, EMail info@nabu-krefeld-viersen.de

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