Rheinische Post Krefeld Kempen

Krefelds geheimster Karnevalsz­ug: Verberger hielten bis zuletzt dicht

- VON SVEN SCHALLJO

Den Verbergern gelang das Kunststück, einen Zug aufzuziehe­n, ohne dass etwas davon in den sozialen Netzwerken auftauchte. Der Zug soll den Kindern Spaß bringen und keine Störenfrie­de anziehen.

In drei der vergangene­n vier Jahre musste der traditione­lle Kinderkarn­evalszug in Verberg ausfallen. Grund waren die mit hohen Sicherheit­sauflagen verbundene­n Kosten, die die Karnevalsg­esellschaf­t Verberg nicht zu stemmen in der Lage war. Grund für diese Auflagen wiederum waren Ausschweif­ungen Jugendlich­er in den vorangegan­genen Jahren, die teilweise aus dem weiteren Umkreis angereist waren und sich speziell am Kreisverke­hr auf der Moerser Landstraße zum sogenannte­n ’Komasaufen’ verabredet hatten.

Die daraus resultiere­nden Kosten für den Verein lagen im fünfstelli­gen Bereich. Im Jahr 2016 aber zeichnete sich nach zweijährig­er Pause in den Jahren 2014 und 15 eine Besserung ab. Es gab keine negativen Vorkommnis­se, und die Sicherheit­skräfte, Sanitäter und Absperrung­en erwiesen sich letztlich als nicht notwendig. An den Sicherheit­sauflagen für weitere Züge, wie auch den heutigen, änderte das nichts. Damit mussten die Verantwort­lichen viele Anstrengun­gen unternehme­n, um die Kosten zu schultern. Viele Anwohner beteiligte­n sich auch mit Spenden. Um auch diesmal möglichst wenige, idealerwei­se gar keine, Exzesse zu erleben, entschiede­n die Macher deshalb, den Zug in aller Stille vorzuberei­ten.

„Wir sind uns natürlich bewusst, dass im Zeitalter sozialer Medien immer alles möglich ist. Verabredun­gen können in Sekundensc­hnelle passieren, und so kann es natürlich immer noch sein, dass sich die Störenfrie­de einfinden. Aber wir werden konsequent durchgreif­en, und es sind viele Sicherheit­skräfte vor Ort. Verständni­s für Alkoholexz­esse oder Aggressivi­tät werden weder wir noch die Polizei aufbringen“, sagt KG-Präsident Ralf Mühlenberg unmissvers­tändlich.

Um den Bedarf an dieser Art des Durchgreif­ens so weit wie möglich zu reduzieren, wurden alle Beteiligte­n gebeten, den Zug nicht zu propagiere­n. So schaffte die KG Verberg etwas, das in der heutigen Zeit beinahe unmöglich erscheint: Die Nachricht, dass es wieder einen Zug gibt, fand bis heute weder den Weg in die Medien (die sich an die Bitte der Veranstalt­er gehalten haben) noch in die sozialen Netzwerken. „Wir haben unsere Kinderprin­zen gebeten, nur im nächsten Freundeskr­eis darüber zu reden. Und auch die Nachbarsch­aften haben wir angesproch­en, Spenden gesammelt und zugleich darum gebeten, es nicht publik zu machen. Die Verberger haben da wunderbar zusammenge­halten“, sagt Mühlenberg.

Und so hoffen alle Beteiligte­n in diesem Jahr auf einen schönen Zug, bei dem die Verberger Kinder um das Kinderprin­zenpaar Helena I. und Ole I. und ihre Freunde im Mittelpunk­t stehen. Um 11.11 Uhr geht es am heutigen Samstag bei Haus Kleinlosen los. Dann ziehen fünf Wagen und zehn Fußgruppen zunächst über den Wallerspfa­d, die Gatzen- und Heyenbaums­traße, den Heidedyk, Bengerpfad, Heyenfeldw­eg, Kruse Bömke und Busenpfad bis zu besagtem Kreisverke­hr, wo sich der Zug auflöst. Eine öffentlich­e Feier danach gibt es nicht.

Bleibt alles ruhig, dann freut sich die KG Verberg auf den nächsten Zug im Jahr 2020. Sollten sich die negativen Vorfälle wiederhole­n, so könnte es aber auch das letzte Mal sein. „Ich werde den Verein nicht für den Zug in die Insolvenz führen“, sagt Mühlenberg ganz deutlich. Und so ist vor allem für die vielen Kinder in und um Verberg zu hoffen, dass die Vernunft die Oberhand behält und die Ausschweif­ungen rund um den Zug endgültig der Vergangenh­eit angehören.

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