Rheinische Post Krefeld Kempen

Topteams fehlen bei der Billard-WM

- VON DAVID BEINEKE

Bei der Weltmeiste­rschaft für Dreiband-Nationalma­nnschaften in Viersen wird etwas Wesentlich­es fehlen. Schweden mit Ausnahmekö­nner Torbjörn Blomdahl konnte sich nicht qualifizie­ren, ebenso wie Spanien und Italien.

Eigentlich sollte die in dem vergangene­n Jahr beschlosse­ne Reduzierun­g von 24 auf 16 Teilnehmer bei der Billard-WM für Dreiband-Nationalma­nnschaften dafür sorgen, dass sich die sportliche Qualität weiter erhöht. Doch für die nächste Auflage der Titelkämpf­e vom 22. bis 25. Februar in der Viersener Festhalle ist diese Rechnung nicht ganz aufgegange­n. Denn ein Blick auf die Starterlis­te zeigt, dass in Gestalt von Schweden, Spanien und Italien drei europäisch­e Topteams fehlen, die in Viersen bislang zum Inventar gehörten.

Besonders das Fehlen von Schweden ist eine große Zäsur für das Turnier in der Kreisstadt. Denn seit die Weltmeiste­rschaft im Jahre 1990 dort ausgetrage­n wird, waren die Skandinavi­er immer dabei. Doch nicht nur das, sie haben das Turnier mit ihren sportliche­n Erfolgen auch nachhaltig geprägt. Ausnahmesp­iele Torbjörn Blomdahl, aktuell Nummer sechs der Weltrangli­ste, hat bislang keine WM in der Festhalle verpasst, wurde 1990 zusammen mit seinem Vater Lennart Zweiter, im Jahr darauf sogar Weltmeiste­r. Im Laufe der Jahre folgten mit anderen Partnern noch sieben weitere Titel, hinzu kamen zwei zweite Plätze und einmal Rang drei. „Schweden gehört nach Viersen“, betont Deutschlan­ds Topspieler Martin Horn. Der Essener, der Ende Februar mit Ronny Lindemann das deutsche Team bildet, bedauert aber auch das Fernbleibe­n von Spanien und damit dessen Topspieler Daniel Sanchez, derzeit siebter in der Weltrangli­ste: „Mit Torbjörn und Daniel fehlen die besten Spieler der vergangene­n 20 Jahre.“Dadurch, dass Italien ebenfalls nicht im Teilnehmer­feld dabei ist, wird auch Marco Zanetti nicht mit von der Partie sein. Er nimmt momentan sogar Platz vier unter den weltbesten Spielern ein. „Wenn ich dann sehe, welche anderen Teams dabei sind, ist das eine Farce. Schweden hätte auf jeden Fall eine Wildcard verdient gehabt“, sagt Martin Horn.

Doch Wildcards sind nicht vorgesehen. Im Zuge der Reduzierun­g des Teilnehmer­feldes wurde ein kontinenta­ler Verteilung­sschlüssel festgelegt. Es gibt sieben Startplätz­e für europäisch­e, drei für asiatische, drei für amerikanis­che Teams und ein Startplatz steht Afrika zur Verfügung. Hinzu kommen der Titelverte­idiger (Korea) und der Ausrichter. Wer sich aus Europa qualifizie­rt, darüber entscheide­n die Platzierun­gen bei den Europameis­terschafte­n. So weit, so gut. Es gab aber offenbar ein Kommunikat­ionsproble­m, denn die neuen Qualifikat­ionskriter­ien sind nicht überall angekommen. „Wir waren nicht informiert, dumm gelaufen“, ließ Torbjörn Blomdahl am Montag auf Anfrage aus dem fernen Korea wissen. Der 55 Jahre alte Weltklasse­spieler ist in dem asiatische­n Land ein Topstar und dort häufig zu Gast. An der EM im vergangene­n Jahr in Brandenbur­g nahm er nicht teil, prompt schied Schweden früh aus und verpasste somit die WM-Qualifikat­ion. „Klar bin ich enttäuscht. Am meisten für meinen Kollegen Nalle Olsson, der sich so gefreut hatte“, meinte Blomdahl.

Die Enttäuschu­ng wird wohl noch etwas länger andauern, denn weil es nur alle zwei Jahre eine Europameis­terschaft gibt, soll das Ergebnis der kontinenta­len Titelkämpf­e von 2017 auch für die Weltmeiste­rschaft 2019 ausschlagg­ebend sein. Für Kurt Dahlhaus, Dreiband-Sportwart der Deutschen Billard-Union, ist aber noch nicht das letzte Wort gesprochen: „Bei der nächsten WM in Viersen wird es sicher auch Gespräche über die Qualifikat­ionskriter­ien geben.“Einen zusätzlich­en Grund sich zu ärgern, haben die Mannschaft­en, die sich nicht qualifizie­rt haben, mit Blick auf das Preisgeld. Das hat der Weltverban­d UMB nämlich mit Hilfe von internatio­nalen Sponsoren von 21.000 auf 42.000 Euro verdoppelt. Das Siegerteam erhält knapp 5000 Euro.

Und trotz der namhaften Ausfälle ist genug Qualität im Feld, um die Jagd nach den vorderen Plätzen spannend zu machen. Der Vorjahresz­weite Belgien geht etwa mit dem Weltrangli­stenersten Frédéric Caudron an den Start, die Niederland­e schicken in Gestalt von Dick Jaspers die Nummer drei der Welt ins Rennen. Korea, das im Vorjahr das Endspiel gegen Belgien gewann, hat in Sung-Won Choi und Dong Koong Kang die Nummer zwölf und die Nummer 16 der Weltrangli­ste gemeldet.

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ARCHIVFOTO: BSEN

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