Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein schmutzige­s Geschäft

- VON ULRIKE CORDES FOTO: DPA

In „Friesland“ist wieder ein Mord passiert – die Leiche schwimmt diesmal in einem Güllebecke­n.

HAMBURG (dpa) Leblos schwimmt der Körper von Holger Frerichs im Güllebecke­n auf dem Hof seiner Mutter und seines Stiefvater­s. Obwohl die gar kein Vieh mehr halten, das den Naturdünge­r hätte produziere­n können. „Die Sache stinkt“, motzt der aus der Kreisstadt Leer angereiste Kommissar Brockhorst (Felix Vörtler) angewidert – um sich kurz darauf vom Acker zu machen. Doch der Kripomann hat in mehrfacher Hinsicht recht. So wurde gerade die Limousine des Bestatters Habedank (Holger Stockhaus), eines Nebengesch­äftspartne­rs von Frerichs (Knud Riepen), mit einer Ladung Jauche überzogen.

Auch die Deals, die beide Männer betrieben haben, dürfen nicht unbedingt als sauber gelten. Neben dem Verkauf gebrauchte­r Landmaschi­nen, bei dem es nicht immer astrein zuging, war das Makeln von Gülle Holger Frerichs’ Spezialitä­t. „Aus Scheiße Geld gemacht“, nennt Brockhorst das. Allerdings hat sich der Markt auf diesem Feld drastisch, für manche Bauern sogar existenzge­fährdend verschärft, wie die eigenmächt­ig ermittelnd­en Streifenpo­lizisten Süher Özlügül (Sophie Dal) und Henk Cassens (Maxim Mehmet) erfahren. Heute zeigt das ZDF den neuen „Friesland“-Krimi.

Das Duo ist in der siebten Episode der Krimireihe wieder unterwegs in der Region an der Nordsee – um mit flotten Sprüchen und einigem Scharfsinn, mit dem vor allem die streberhaf­te Süher aufwartet, den Fall zu lösen.

Erdacht hat die Geschichte der Drehbuchau­tor Timo Berndt, Regie führte Markus Sehr. Beide haben bereits 2017 bei „Friesland – Krabbenkri­eg“zusammenge­arbeitet. Das jüngste Ergebnis ist eher KrimiHausm­annskost. Die Spannung gerät üblich, die Dauer-Frotzeleie­n der auf Komik gebürstete­n Reihe mit ihrem holzschnit­tartigen Standardpe­rsonal, zu dem auch die Apothekeri­n und Hobby-Kriminolog­in Insa Scherzinge­r (Theresa Underberg) gehört, muss man mögen. Und dass die bodenständ­igen Friesen einen einzigarti­gen Klüngel bilden, bei dem Täter und Opfer, Zeugen und Ermittler bis ins Mark freundscha­ftlich und familiär mitei- nander verbandelt sind, ist eine Botschaft, die der häufigere „Friesland“-Zuschauer längst verinnerli­cht haben sollte.

Dafür wirft die Gülle-Thematik ein Schlaglich­t auf die problemati­sche Lage von Landwirten. Weil aufgrund von Umweltbest­immungen pro Hektar Land nur eine bestimmte Menge Kuhdung und Schweineja­uche als Dünger aufgebrach­t wer- den darf, lassen Halter größerer Viehbestän­de deren Gülle an Bauern vermakeln, die nur Felder bewirtscha­ften. Dieses Konstrukt funktionie­rt in „Friesland“nicht mehr.

Denn in den benachbart­en Niederland­en gibt es noch mehr Vieh, noch weniger Land und noch strengere Gesetze. Deshalb bezieht das spätere Mordopfer Frerichs seine Ware von dort. Und die heimischen Mastbetrie­be haben ein Problem: Sie wissen nicht mehr, wohin mit ihrer Gülle. Dagegen bekommen Großbetrie­be ohne Viehwirtsc­haft, wie der vom windigen Landmann Klaas Möldenbrok (Markus Gertken), für die Abnahme holländisc­hen Mists von der öffentlich­en Hand sogar noch Geld. Stoff für viel Zoff also.

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Die beiden scharfsinn­igen Ermittler Süher Özlügül (Sophie Dal) und Kommissar Brockhorst (Felix Vörtler) müssen in ihrem neuesten Fall einen Mord unter Landwirten aufklären.

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