Rheinische Post Krefeld Kempen
Ein hoffentlich heilsames Fiasko
Zu beneiden ist derzeit niemand an der SPDSpitze. Den führenden Genossen dürfte es in den nächsten Wochen schwerfallen, bei den geplanten Diskussionsrunden an der Basis von den Personaldebatten wegzukommen und über die Inhalte des Koalitionsvertrags zu reden. Stattdessen scheint es der SPD wieder nicht vergönnt zu sein, mit eindeutigen Verhandlungserfolgen um Zustimmung werben zu können. Martin Schulz und Andrea Nahles tragen eigene Verantwortung für die brenzlige Lage.
Alle spüren, die SPD-Vizechefs und die Funktionäre in den Ländern inbegriffen, dass ein weiterer Fehltritt in Personalfragen das Mitgliedervotum definitiv zum Kippen der großen Koalition bringen dürfte. Nun kann man der SPD nur wünschen, dass dieses Fiasko heilsam für sie sein wird.
Die Führung steht derzeit zitternd vor ihrer Basis, das sollte ein Momentum sein. Ein Momentum für den Erneuerungsprozess, den alle beschwören und bisher nicht sehen können. Sollte aber auch dieses Gewitter keine reinigende Wirkung haben, ist es wirklich Zeit für einen radikalen Schnitt. Denn dann wäre gewiss, dass die Führung sich meilenweit von der Basis entfernt hat. BERICHT MERKEL VERTEIDIGT GROKO-EINIGUNG, TITELSEITE
Der Iran und Israel haben keine gemeinsame Grenze, sie haben keine Territorialstreitigkeiten, und sie haben noch nie Krieg gegeneinander geführt. Trotzdem finanziert der Iran seit Jahren Israels erbittertste Feinde, versorgt sie mit Waffen und auch mit dem ideologischen Rüstzeug – der Forderung nach der Auslöschung Israels. Man kann es den Israelis also nicht verdenken, wenn sie nervös auf die Situation in Syrien reagieren. Nachdem der Islamische Staat dort so gut wie besiegt und das Assad-Regime dank iranischer und russischer Hilfe gefestigt scheint, wächst die Angst vor einer Art schiitischem Afghanistan vor Israels Haustür.
Mitverantwortlich für diese potenziell brandgefährliche Situation ist Russland. Sollte Präsident Wladimir Putin zulassen, dass sich der Iran und seine libanesischen Hilfstruppen von der Hisbollah dauerhaft in Syrien einnisten, legt er die Lunte an ein Pulverfass. Denn eine Weile mag der israelisch-iranische Konflikt sich in Scharmützeln erschöpfen. Aber irgendwann droht eine direkte Konfrontation und damit ein Nahost-Krieg ganz neuen Ausmaßes. BERICHT
ZPutins Verantwortung
Facebooks Milliönchen
ehn Millionen Dollar sind für die meisten Menschen ziemlich viel Geld. Für die börsennotierte Firma Facebook ist es nicht mal ein Tausendstel des Nettogewinns, den das Unternehmen im vergangenen Jahr geschafft hat. Sozusagen zehn Milliönchen, die das soziale Netzwerk in die Förderung gesellschaftlichen Engagements steckt. Milliönchen, die sich schon dann rentieren würden, wenn der Börsenkurs um 0,00003 Prozent stiege.
Zugegeben, ein ziemlich bösartiges Kosten-NutzenRechenbeispiel. Und Facebook-Freunde werden sagen: Es kommt ja gar nicht nur auf die Summe an, die man aufwendet, sondern auf den guten Zweck. Der, da darf man sich bei Facebook sicher sein, besteht aber längst nicht nur in sozialem Denken. Sondern auch darin, massenkompatible Inhalte zu schaffen, mit denen Menschen sich wohlfühlen und mit denen man giftige Diskussionen über Hassbotschaften und Fake News in den Hintergrund rückt. Das sichert das langfristige Überleben eines Unternehmens. Nichts Verwerfliches, aber eben vor allem Imagepflege für einen viel kritisierten Konzern. BERICHT