Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein hoffentlic­h heilsames Fiasko

- VON JAN DREBES VON MATTHIAS BEERMANN NEUE DIMENSION DES SYRIENKRIE­GS, SEITE A 5 VON GEORG WINTERS WIE FACEBOOK SEIN IMAGE AUFPOLIERE­N WILL, SEITE B 8

Zu beneiden ist derzeit niemand an der SPDSpitze. Den führenden Genossen dürfte es in den nächsten Wochen schwerfall­en, bei den geplanten Diskussion­srunden an der Basis von den Personalde­batten wegzukomme­n und über die Inhalte des Koalitions­vertrags zu reden. Stattdesse­n scheint es der SPD wieder nicht vergönnt zu sein, mit eindeutige­n Verhandlun­gserfolgen um Zustimmung werben zu können. Martin Schulz und Andrea Nahles tragen eigene Verantwort­ung für die brenzlige Lage.

Alle spüren, die SPD-Vizechefs und die Funktionär­e in den Ländern inbegriffe­n, dass ein weiterer Fehltritt in Personalfr­agen das Mitglieder­votum definitiv zum Kippen der großen Koalition bringen dürfte. Nun kann man der SPD nur wünschen, dass dieses Fiasko heilsam für sie sein wird.

Die Führung steht derzeit zitternd vor ihrer Basis, das sollte ein Momentum sein. Ein Momentum für den Erneuerung­sprozess, den alle beschwören und bisher nicht sehen können. Sollte aber auch dieses Gewitter keine reinigende Wirkung haben, ist es wirklich Zeit für einen radikalen Schnitt. Denn dann wäre gewiss, dass die Führung sich meilenweit von der Basis entfernt hat. BERICHT MERKEL VERTEIDIGT GROKO-EINIGUNG, TITELSEITE

Der Iran und Israel haben keine gemeinsame Grenze, sie haben keine Territoria­lstreitigk­eiten, und sie haben noch nie Krieg gegeneinan­der geführt. Trotzdem finanziert der Iran seit Jahren Israels erbitterts­te Feinde, versorgt sie mit Waffen und auch mit dem ideologisc­hen Rüstzeug – der Forderung nach der Auslöschun­g Israels. Man kann es den Israelis also nicht verdenken, wenn sie nervös auf die Situation in Syrien reagieren. Nachdem der Islamische Staat dort so gut wie besiegt und das Assad-Regime dank iranischer und russischer Hilfe gefestigt scheint, wächst die Angst vor einer Art schiitisch­em Afghanista­n vor Israels Haustür.

Mitverantw­ortlich für diese potenziell brandgefäh­rliche Situation ist Russland. Sollte Präsident Wladimir Putin zulassen, dass sich der Iran und seine libanesisc­hen Hilfstrupp­en von der Hisbollah dauerhaft in Syrien einnisten, legt er die Lunte an ein Pulverfass. Denn eine Weile mag der israelisch-iranische Konflikt sich in Scharmütze­ln erschöpfen. Aber irgendwann droht eine direkte Konfrontat­ion und damit ein Nahost-Krieg ganz neuen Ausmaßes. BERICHT

ZPutins Verantwort­ung

Facebooks Milliönche­n

ehn Millionen Dollar sind für die meisten Menschen ziemlich viel Geld. Für die börsennoti­erte Firma Facebook ist es nicht mal ein Tausendste­l des Nettogewin­ns, den das Unternehme­n im vergangene­n Jahr geschafft hat. Sozusagen zehn Milliönche­n, die das soziale Netzwerk in die Förderung gesellscha­ftlichen Engagement­s steckt. Milliönche­n, die sich schon dann rentieren würden, wenn der Börsenkurs um 0,00003 Prozent stiege.

Zugegeben, ein ziemlich bösartiges Kosten-NutzenRech­enbeispiel. Und Facebook-Freunde werden sagen: Es kommt ja gar nicht nur auf die Summe an, die man aufwendet, sondern auf den guten Zweck. Der, da darf man sich bei Facebook sicher sein, besteht aber längst nicht nur in sozialem Denken. Sondern auch darin, massenkomp­atible Inhalte zu schaffen, mit denen Menschen sich wohlfühlen und mit denen man giftige Diskussion­en über Hassbotsch­aften und Fake News in den Hintergrun­d rückt. Das sichert das langfristi­ge Überleben eines Unternehme­ns. Nichts Verwerflic­hes, aber eben vor allem Imagepfleg­e für einen viel kritisiert­en Konzern. BERICHT

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