Rheinische Post Krefeld Kempen

INTERVIEW MARTIN SCHYMAINSK­I „Nur eine Reihe, die Tore schießt“

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Der 29 Jahre alte Torjäger der Krefeld Pinguine blickt auf eine für ihn wenig befriedige­nde Saison zurück. Dabei übt er Kritik an der sportliche­n Führung, der Zusammenst­ellung des Kaders sowie seinem Einsatz in der dritten und vierten Reihe.

Martin Schymainsk­i darf getrost als Krefelder Eishockey-Urgestein bezeichnet werden. Der Torjäger hat noch einen Vertrag bis 2021 bei den Pinguine. Jetzt wechselte er auf seinen Wunsch hin nach Frankfurt in die zweite Liga. RP-Mitarbeite­r Josef Hermanns sprach mit ihm. Was war der Grund für den Wechsel? SCHYMAINSK­I Ich wollte nicht im dritten Jahr in Folge schon früh im März aufhören, Eishockey zu spielen. Ich wollte einfach länger Eishockey spielen und es ist schön mal etwas anderes zu sehen. Wie kam der Kontakt zustande und wie sind Sie in Frankfurt, wo ja Ihr ehemaliger Trainer Franz Fritzmeier als Sportdirek­tor arbeitet, aufgenomme­n worden? SCHYMAINSK­I Franz hat meinen Berater nach Spielern gefragt. Am Tag vorher habe ich meinem Berater gesagt, dass ich noch länger Eishockey spielen möchte. Mein Berater hat dann Franz gefragt, ob ich in Frage käme, und dann ging alles ganz schnell. Ich war doch etwas nervös, wo ich zu einer neuen Mannschaft gekommen bin, aber der Verein und die Jungs haben es mir leicht gemacht. Werden die Krefelder Fans ihren „Schimmi“in der kommenden Saison wieder sehen? SCHYMAINSK­I Ich habe noch drei Jahre Vertrag in Krefeld und ich habe geplant, bis zum Vertragsen­de zu bleiben. Wie läuft es für Sie nach den ersten Spielen bei den Löwen und worin liegt der Unterschie­d zwischen DEL 1 und DEL 2? SCHYMAINSK­I Ich habe in Frankfurt sehr viel Eiszeit, auch in Überzahl. Weil abwechseln­d ein Kontingent­spieler auf der Tribüne sitzt, ändern sich die Reihen von Spiel zu Spiel. Aber im Training lernt man die Spieler besser kennen und dann ist das kein Problem mehr. In der DEL 2 hat man doch etwas mehr Zeit und etwas mehr Platz auf dem Eis, daran muss man sich erst gewöhnen. Die Krefeld Pinguine haben zum dritten Mal in Folge die Play-offs verpasst. Woran lag es in dieser Saison? SCHYMAINSK­I Es ist sehr schade, dass wir zum dritten Mal in Folge die Play-offs verpasst haben. Kämpferisc­h hatten wir eine Mannschaft, die versucht hat, immer alles zu geben. Aber wir hatten nur eine Reihe, die Tore schießt. Klar hatten wir auch viel Verletzung­spech, das ist aber keine Ausrede, das hatten andere Teams auch. Am Ende lag es an der Qualität des Kaders. Was muss sich Ihrer Meinung nach im sportliche­n Bereich ändern, damit die Fans im März 2019 endlich wieder Play-off-Eishockey im König-Palast sehen? SCHYMAINSK­I Wir brauchen nach der ersten Reihe weitere Reihen, die auch scoren können. Und dann müssen wir mit starker Brust rausgehen und sagen, das Spiel gewinnen wir. Dafür müssen wir aber defensiv viel besser stehen, wir kassie- ren fast in jedem Jahr zu viele Gegentore. Dann wird immer von kleinen Fehlern gesprochen, die man abstellen muss. Die kleinen Fehler dürfen aber keine Entschuldi­gung für Niederlage­n sein. In der vergangene­n Jahren wurden sie häufig in der ersten Reihe eingesetzt und spielten auch im Powerplay. Warum war das in dieser Saison nicht so? SCHYMAINSK­I Mir geht es nicht um die erste Reihe, die war in dieser Saison wirklich super. In den vergangene­n Jahren habe ich aber meine Chance im Power-Play bekommen und wurde im Slot eingesetzt, da habe ich auch viele Tore erzielt. Es hat mich gewundert, dass ich in dieser Saison nicht auf meiner Position im Power-Play spielen durfte. Jeder Spieler sollte seine Chance bekommen, und wenn die Zahlen nicht stimmen, sollten auch andere eine Chance bekommen, sich zu beweisen. Ich habe hier in Krefeld schon bewiesen, dass ich da meine Stärken habe und hätte der Mannschaft sicher helfen können. Es ist für mich schon frustriere­nd, wenn mir auf dieser Position immer Kontingent­spieler vorgezogen werden. Gemeinsam mit Daniel Pietta sind Sie eines der Gesichter des Krefelder Eishockeys. Sie tragen Schwarzgel­b im Herzen. Als Idendifika­tionsfigur machen Sie sich sicherlich auch Gedanken über das Geschehen abseits der Eisfläche. SCHYMAINSK­I Klar, die deutschspr­achigen Spieler und die Spieler, die einen längerfris­tigen Vertrag haben, beschäftig­en sich auch mit Dingen wie dem Mietvertra­g. Man überlegt dann auch zu Hause mit seiner Familie, ob es weiter geht oder nicht. Man liest in den vergangene­n Wochen und Monaten viel Negatives über den Standort Krefeld. Es wäre gut, wenn im Verein und im Umfeld mal Ruhe einkehren würde. In den Spielzeite­n 2014/15 haben Sie 16 Treffer erzielt und im Jahr darauf sogar 24 Mal ins Schwarze getroffen. In den beiden vergangene­n Spielzeite­n konnten Sie nur jeweils neun Mal jubeln. Worauf ist ihre geringere Torausbeut­e zurück zu führen? SCHYMAINSK­I Da muss man klar sagen: Es liegt auch an den Mitspieler­n. In dem Jahr, wo ich 24 Tore erzielt habe, habe ich mit Daniel Pietta gespielt und ich wurde, wie auch in der Saison, wo ich 16 Mal getroffen habe, im PowerPlay eingesetzt. Dass ich Tore schießen kann, weiß ich, dafür muss ich aber im Power-Play auf meiner Position eingesetzt werden. Ich bin halt eher der Vollstreck­er, da bin ich dann aber auch von den Pässen meiner Mitspieler abhängig. In dieser Saison habe ich ja nur in der dritten und vierten Reihe gespielt und wurde nicht in Überzahl eingesetzt – da sind neun Treffer auch nicht so verkehrt. Derzeit laufen die Olympische­n Spiele in Südkorea. Mit Christian Ehrhoff ist im Eishockey-Team nur ein ehemaliger Krefelder Spieler dabei. Haben Sie von Olympia geträumt? SCHYMAINSK­I Ich verfolge natürlich Olympia und schaue mir fast alles an, wenn es meine Zeit zulässt. Ich freue mich für Christian Ehrhoff, dass er zum vierten Mal dabei ist. Schade, dass er nicht die Fahne tragen durfte. Schade finde ich auch, dass Pietta und Müller nicht dabei sind, beide hätten es verdient gehabt. Ich habe nie von Olympia geträumt. In jungen Jahren hat man es mir nicht zugetraut, dass ich es in die DEL schaffe, aber das habe ich geschafft. Die Länderspie­le, die ich machen durfte, waren für mich ein schöner Bonus. Das ungekürzte Interview finden Sie unter www.rp-online.de/kev

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FOTO: ARCHIV Martin Schymainsk­i

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