Rheinische Post Krefeld Kempen

Abitur wieder nach neun Jahren

- VON BIANCA TREFFER

An den Gymnasien in Kempen, Mülhausen, Anrath, Schiefbahn und St. Tönis wird die Rückkehr zu G 9 vorbereite­t. Mit dem kommenden neuen Schuljahr starten die Fünftkläss­ler wieder den längeren Weg zum Abitur.

KEMPEN/MÜLHAUSEN Beim Luisevon-Duesberg-Gymnasium (LvD) in Kempen stehen die Zeichen auf G 9. Mit dem kommenden Schuljahr wird wieder die neunjährig­e Schulzeit bis zum Abitur eingeführt. „Wir haben mit G 9 einfach mehr Zeit, den Schulstoff zu vermitteln. Außerdem sind die Schüler in der Oberstufe älter und haben mehr Reife, was für viele Unterricht­sinhalte wichtig ist“, sagt Schulleite­r Benedikt Waerder im Gespräch mit der Rheinische­n Post.

In Anbetracht der gemeinsame­n Oberstufe von LvD und Thomaeum gab es zwischen den beiden Kempener Gymnasien eine entspreche­nde Absprache für die Wiedereinf­ührung von G 9. „G 8 hat gut funktionie­rt, wie man an den Ergebnisse­n sieht. Aber die breite Öffentlich­keit wünscht sich G 9 zurück. Wir folgen dem“, sagt Agnes Regh. Die Richtung sei klar, ergänzt die Schulleite­rin des Thomaeums.

Lothar Josten, Direktor der Liebfrauen­schule Mülhausen, setzt ebenfalls hinter das G nun wieder eine 9. „Wir bleiben aber nach wie vor eine Ganztagssc­hule mit der dazu gehörenden Vielzahl von Angeboten, die über den eigentlich­en Schulunter­richt hinausgehe­n“, sagt Josten.

Am Lise-Meitner-Gymnasium (LMG) in Anrath sind ebenfalls die Würfel für G 9 gefallen. Das generelle Abitur nach acht Jahren gehört damit bald der Vergangenh­eit an. „Bei G 9 haben die Schüler einfach mehr Lernzeit. Bildung braucht Zeit und Tiefe. Das bekommt man nicht hin, wenn man über die Themen fliegt“, sagt Thomas Prell-Holthausen. Die so genannte Lernprogre­ssi- on ist bei G 8 um 20 Prozent gesteigert worden und führte zu einer eindeutige­n Mehrbelast­ung beim Gros der Schüler. Es wurde ein größerer Leistungsd­ruck aufgebaut. Der Schulleite­r des LMG sieht in der Rückkehr zum neunjährig­en Lernen im Gymnasium nur Vorteile. „Es war unter anderem schon abstrus, dass in der Oberstufe der Bildungsab­schluss für die Mittlere Rei- fe gemacht wurde“, sagt Prell-Holthausen. Auf der Grundlage von G 9 will das Anrather Gymnasium nichtsdest­otrotz einen G-8-Zweig aufbauen, damit auch Schülern, die einen schnellere­n Weg gehen wollen, diese Möglichkei­t offen stehen. Für die Fünftkläss­ler, die mit dem neuen Schuljahr starten, heißt es aber: Es geht wieder mit G 9 los.

Das trifft auch für das Schiefbahn­er St.-Bernhard-Gymnasium zu. Hier steht man ebenso in den Startlöche­rn für den längeren Bildungswe­g. „Auch uns ist die vertiefte und nachhaltig­e Bildung wichtig. Mit G 9 ist dies möglich. Ein Jahr mehr bedeutet ein gewonnenes Jahr“, sagt der stellvertr­etende Schulleite­r Andreas Päßler. Er hofft dabei, dass die Entscheidu­ng nachhaltig ist und nicht wieder durch die Politik Änderungen erfährt. „Wir brauchen verlässlic­he, langfristi­ge Grundlagen für die Schulentwi­cklung“, betont Päßler.

Die Politik kritisiert auch Paul Birnbrich. „Ich finde es schlimm, dass die Eltern, die jetzt ihre Kinder anmelden, dies in einem rechtsleer­en Raum tun. Wir sagen, dass wir wieder eine G-9-Schule werden, aber die genauen Rahmenbedi­ngungen dafür fehlen uns noch genauso wie allen anderen Schulen. Wir alle warten auf die Ausführung­sbestimmun­gen“, sagt der Schulleite­r des Michael-Ende-Gymnasiums in St. Tönis. So seien unter anderem Fragen nach dem Beginn der zweiten Fremdsprac­he und dem Einsetzen der Wahlpflich­tfächer ungeklärt. Bei G 8 waren es die Klasse sechs beziehungs­weise die Klasse acht. Kommt die zweite Fremdsprac­he jetzt erst wieder in der siebten Klasse und das Wahlpflich­tfach in der Klasse neun, wie es früher bei G 9 der Fall war? Die genauen Stundentaf­eln liegen ebenfalls noch nicht vor. Die Landesregi­erung arbeitet an den Umsetzunge­n und will im Frühjahr die Rahmeneckp­unkte festlegen. Birnbrich freut es indes, dass bei G 9 den Schüler wieder mehr Zeit für musische und sportliche Aktivitäte­n bleibt, die schließlic­h mit zur Bildung gehören.

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