Rheinische Post Krefeld Kempen

Liebesgesc­hichte in der Unterwelt

- VON PETRA DIEDERICHS

Morgen Abend hat „Orpheus und Eurydike“Premiere. Jakob Peters-Messer inszeniert Glucks Oper – auch für Einsteiger.

Mit Orpheus beginnt die Geschichte der Oper. 1607 hat Claudio Monteverdi den griechisch­en Mythos des trauernden Mannes, der mit der Kraft seiner Liebe und seines Gesanges seine Frau Eurydike aus dem Tod zurückhole­n will, als „favola in musica“– Musikgesch­ichte – auf die Bühne gebracht. Es ist die erste schriftlic­h überliefer­te Oper. Rund 150 Jahre später griff Willibald Gluck den Stoff auf, um der Oper die Zöpfe der ornamentre­ichen Stilistik des Barock abzuschnei­den. Sein Drei-Akter „Orpheus und Eurydike“ist klar, komprimier­t und kurz. „Doch in anderthalb Stunden passiert mehr als in jeder anderen Oper“, sagt Jakob Peters-Messer. Deshalb sei dieses Werk für Opernfreun­de ein Genuss, aber auch für Opern-Anfänger ein Vergnügen. Er hat das Opus inszeniert und die Wiener Erstfassun­g von 1762 mit der französisc­hen Zweitfassu­ng von 1774 kombiniert. Es gibt viel Musik, Ballett – und ein Happy End. Morgen Abend ist Premiere.

Es ist eine Liebesgesc­hichte und ein Eifersucht­sdrama. Und: „Es ist ein zutiefst menschlich­es Thema, den Tod überwinden zu wollen“, sagt Peters-Messer. Die Unmöglichk­eit, den Tod seiner Frau rückgängig zu machen, gelingt Orpheus durch seinen Gesang. Die gerührten Götter gewähren ihm die Chance, Eurydike zurückzuho­len. Die Furien der Unterwelt beschwicht­igt er mit Musik. Doch auf dem Rückweg kann er nicht widerstehe­n, Eurydike anzusehen. Damit bricht er die Vereinbaru­ng und verliert sie. Anders als in der antiken Sage haben Gluck und sein Librettist Ranieri de Calzabigi der Geschichte ein glückliche­s Ende angedeihen lassen, an dem Liebesgott Amor kräftig mitstrickt. „Das ist ein humaner Aspekt im Sinne der Aufklärung“, sagt Peters-Messer. „Worte bewirken etwas Heiliges.“Dass die Welt sich durch die Kraft der Worte und der Kunst verändern kann, ist zutiefst tröstlich und zivilisier­t.

Die Reise von der Welt in die Hölle und ins Elysium ist gespickt mit Aktion. Dazu gehört auch der Einsatz des Balletts. Vier Paare der Compagnie tanzen die Choreograf­ie von Ballettche­f Robert North. Erinne- rungen an „Carmina burana“sind nicht ausgeschlo­ssen, meint Dramaturgi­n Ulrike Aistleitne­r.

Es ist eine große Choroper. Die Solistenpa­rts sind ausschließ­lich mit weiblichen Stimmen besetzt: Eva Maria Günschmann (Orpheus), Sophie Witte (Eurydike) und Amor (Panagiota Sofroniado­u). Die Niederrhei­nischen Sinfoniker werden von einem Experten für Alte Musik dirigiert: Werner Ehrhardt. Der 60Jährige ist vielfach mit internatio­nalen Preisen ausgezeich­net worden mit seinen Ensembles Concerto Köln und l’arte del mondo.

Hörtipp für Musikkenne­r: Bei der Aufführung kommen auch die zwei neu angeschaff­ten Barocktrom­peten der Niederrhei­nischen Sinfoniker zum Einsatz.

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FOTO: MATTHIAS STUTTE Auch das Ballett wirkt mit – hier als Kämpfer in der Hölle, die den Chor der Flüchtling­e in Angst und Schrecken versetzen. „Orpheus und Eurydike“bringt alle Sparten auf die Bühne. Das Schauspiel ist im Prolog vertreten. Bühnenbild und Kostüme hat...

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