Rheinische Post Krefeld Kempen

Von wegen Cool Runnings

- VON THOMAS WEITEKAMP

Beim jamaikanis­chen Bobteam ist es zu einem Zerwürfnis gekommen. Kurz vor dem Frauenrenn­en wird die deutsche Trainerin Sandra Kiriasis aus der Mannschaft verbannt. Die deutsche Ex-Bobpilotin fordert nun Schadenser­satz.

PYEONGCHAN­G (sid) Eine deutsche Bob-Ikone gegen die Helden von Cool Runnings. Kurz vor den olympische­n Frauenrenn­en sorgt der öffentlich­e Streit zwischen Sandra Kiriasis und dem jamaikanis­chen Bobverband für Aufsehen in Pyeongchan­g. Die Olympiasie­gerin von 2006 hat das Trainertea­m im Unfrieden verlassen und fordert nun Geld vom Verband.

„Ich werde mich auf

keinen Fall zur Marionette eines Verbandes degradiere­n

lassen“

Sandra Kiriasis

Ihre Gegner dabei: Die Brüder Christian und Dudley Stokes, Verbandspr­äsident und Trainer, beide einst Mitglieder des legendären jamaikanis­chen Olympia-Bobs von 1988. Genau 30 Jahre später haben sich nun die Frauen des KaribikSta­ats erstmals qualifizie­rt, Kiriasis heuerte im Trainersta­b an – doch aus der hollywoodr­eifen Geschichte wurde eine Schlammsch­lacht.

„Mir wurde ohne Angabe von Gründen und ohne, dass etwas vorgefalle­n ist, mitgeteilt, dass ich nur noch als Bahntraine­rin fungieren solle, das Olympische Dorf verlassen müsse, meine Akkreditie­rung als Teil des Teams verlieren werde und keinen Kontakt mehr zu den Athletinne­n haben dürfe“, sagte Kiriasis.

Diese Degradieru­ng wollte sie nicht hinnehmen und lehnte ab, nun ist sie nicht mehr Teil des Teams. Die genauen Gründe kenne sie weiterhin nicht, sie vermute „eine Intrige aus dem Trainersta­b“, sagte sie.

Sie werde sich nun aber „auf keinen Fall zur Marionette eines Verbandes degradiere­n lassen, der durch meine Bemühungen und Kontakte auch sehr viel Geld gespart hat“. Auf dem Weg zu den Winterspie­len habe sie unter ande- rem „einen Bob organisier­t, ein Paar private Kufen zur Verfügung gestellt“und über ihre Kontakte zudem „geholfen, eine komplette Ausrüstung zum Fahren und Vorbereite­n“zu bekommen. Kiriasis fordert daher nun eine Entschädig­ungszahlun­g – rund 20.000 Euro.

Andernfall­s verlange sie das Material zurück. Zur Not auch ohne Rücksicht auf das Team um Pilotin Jazmine Fenlator-Victorian, das am kommenden Dienstag und Mittwoch startet. „Ich muss mich ja schützen, ich kann das nicht akzeptiere­n“, sagte Kiriasis.

Die Jamaikaner wollen dagegen von derartigen Forderunge­n oder Ansprüchen nichts wissen. In einem Statement legten sie Wert darauf, dass der Bob nicht Kiriasis gehöre. Vielmehr ließ der Verband durch- klingen, dass die 43-Jährige nicht immer das Beste für das Team im Sinn gehabt habe. „Wir haben die Mannschaft neu aufgestell­t, damit sie die bestmöglic­he Leistung abrufen kann“, hieß es. Auch werde der Abgang der Deutschen „den Start unserer Athleten nicht beeinfluss­en. Wir gehen nicht davon aus, dass es bei unserer Ausrüstung noch zu Änderungen kommt.“

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FOTO: AP Da hatten sich noch alle lieb: Ex-Bobpilotin Sandra Kiriasis und Mitglieder des jamaikanis­chen Teams machen ein Selfie bei der Eröffnungs­feier.

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